Eine Ausstellung im Stadtmuseum vom 3. April bis zum 30. Juli verfolgt die Spuren des Reformators Martin Luther auf den Fildern.

Echterdingen - Martin Luther war zwar in Wittenberg, nie aber in Württemberg. Dennoch hat die Reformation, die er einst angestoßen hatte, auf den Fildern tiefe Spuren hinterlassen. Die Sonderausstellung zur Reformation auf den Fildern im Stadtmuseum widmet sich dem geistig-religiösen Erbe des Reformators, der am 31. Oktober 1517, also vor 500 Jahren, seine 95 Thesen an das Portal der Wittenberger Schlosskirche geheftet hatte. Die Exponate sind mit ausführlichen Begleittexten versehen. Prunkstücke sind faksimilierte Ausgaben früher Luther-Bibeln, ein Modell des Klosters Bebenhausen und Holzschnitt-Flugblätter, mit denen sich Protestanten und Katholiken damals gegenseitig verunglimpften.

 

Durch die Reformation enstand das Schulwesen

Die Ausstellung im Stadtmuseum, die vom Stadtarchiv vorbereitet wurde, ist in sieben Themenbereiche gegliedert: „Reformation und Schule“, „Das Ende des Klosters Bebenhausen durch die Reformation“, „Die Gründung der Pfarrei Musberg“, „Die Herausbildung eines neue Pfarrerstandes“, „Illustrierte Flugblätter“, „Reproduktionen aus der Luther-Bibel“ und „Die heutigen evangelischen Kirchengemeinden“.

„Die Reformation war eine Bildungsoffensive. Luther forderte die Schulpflicht, weil er ein Priestertum aller Gläubigen wollte. Dafür brauchte er Gebildete, welche die Bibeln verstehen sollten“, sagt Stadtarchivar Bernd Klagholz. Deshalb sei ein flächendeckendes Schulwesen entstanden: „Bereits 1553 ist in Echterdingen eine ‚deutsche Schule‘ überliefert“, erzählt der Historiker. Diakone, damals waren das Helfer der Pfarrer, seien die ersten Lehrer gewesen: „Sie waren alle ausgebildete Theologen, die meist nur kurze Zeit an der Schule blieben, weil sie Pfarrerstellen antraten, sobald welche frei wurden.“

Musberg war Württembergs erste evangelische Pfarrei

Einen besonderen kirchengeschichtlichen Stellenwert hatte die Pfarrei Musberg. Anno 1563 gegründet, war sie die erste evangelische Pfarrei in Württemberg. Sie umfasste auch Leinfelden, Oberaichen, Unteraichen, Rohr und die drei oberen Mühlen im Reichenbachtal.

Vor der Reformation waren die Geschicke Echterdingens eng mit dem Kloster Bebenhausen verbunden. „Das Kloster verfügte auf den Fildern über ein 800 Hektar großes Territorium, 600 Hektar davon waren in Echterdingen“, sagt Klagholz. Die Zisterzienser-Mönche seien sehr fleißig gewesen und hätten anfangs den Boden selbst bestellt. Erst später teilten sie den Klosterhof in fünf Maierhöfe ein.

Außerdem hatte das Kloster das Echterdinger Kirchenpatronat inne, und von 1347 an war die Kirche eine Filiale des Klosters. Die Reformation beendete dies. Mit der Aufhebung des Zölibats bildete sich ein neuer Pfarrerstand heraus. Die Pfarrerfamilien waren in den Gemeinden Vorbilder in sittlich-moralischer Hinsicht. Herausragende Echterdinger Pfarrer waren der geniale Erfinder Philipp Matthäus Hahn, der Landesbischof Theophil Wurm und der Dichter-Pfarrer Albrecht Goes.

Die Zahl der Kirchenmitglieder geht zurück

Die vergangenen Tage, als Württemberg als eine Bastion des Protestantismus galt, scheinen gezählt. Heute, sagt Jürgen Helmbrecht vom Stadtarchiv, zähle Echterdingen 40 000 Einwohner. Davon seien 13 266 evangelisch, 8000 katholisch und 17 852 ohne Religion: „Das ist ein Wermutstropfen bei der ganzen Feierei im Luther-Jahr.“