Das Eclat-Festival 2013 beginnt mit dem Preisträgerkonzert der Stadt Stuttgart. Und der neue Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn zeigt Gespür für die Neue Musik: Er überreicht den städtischen Kompositionspreis selbst.

Stuttgart - Der Verdienst eines Komponisten ist das Verdienst der Durchführungsinstanzen und der Ausführenden.“ Eine schöne Formel fand Hans-Peter Jahn bei seiner Laudatio auf die beiden Preisträger des Kompositionspreises der Landeshauptstadt Stuttgart. Jahn benannte eine über den konkreten Anlass hinaus greifende Wahrheit. Sicher steht es Stuttgart gut an, seit 1955 mit diesem Preis einmal im Jahr einen Akzent zu setzen – entscheidender aber ist die Flächenarbeit, die tägliche Bemühung auf dem Feld der Neuen Musik.

 

So lenkte Jahn elegant, nämlich indirekt den Blick auf Institutionen wie Musik der Jahrhunderte und das von ihr ausgerichtete Eclat-Festival, dessen Auftakt das Preisträgerkonzert im Kunstmuseum war. Und wenn man nicht wüsste, dass Jahns natürliche Eitelkeit eine eher inwendige ist, man hätte die Formel als Selbstlob begreifen können. Man ließe es ihm gerne durchgehen, denn nach dreißig Jahren als künstlerischer Leiter von Eclat geht der SWR-Redakteur nun in den Ruhestand und überlässt Christine Fischer, der Intendantin von Musik der Jahrhunderte, ein weit ausstrahlendes, anerkanntes Festival. Anlass für den Oberbürgermeister Fritz Kuhn, seit gut einem Monat im Amt, seinen ersten wichtigen Kulturtermin wahrzunehmen und die Preise selbst zu überreichen.

Offene Ohren für die Neue Musik

Nimmt man Kuhn beim Wort, wird die Sache der Neuen Musik bei ihm auf offene Ohren stoßen. Der OB verteidigte mit Genugtuung, dass in der Haushaltskrise 2009 die Ausschreibung des Kompositionspreises nicht auf einen Zwei-Jahres-Rhythmus umgestellt wurde. Jedenfalls schien ihm das Werk des zweiten Preisträgers, Héctor Moros „Lichtzwang“, so gut gefallen zu haben, dass er es am liebsten gleich noch einmal gehört hätte. Tatsächlich war das Kammerstück für Bassklarinette, Akkordeon und Posaune, brillant vorgetragen von Gareth Davis, Teodoro Anzellotti und Andrew Digby, preiswürdig. Genau hatte Moro die Verschmelzungspunkte gefunden, an denen sich die individuellen Timbres der Instrumente auflösen, über diese Flächen des Gleichklangs setzte er Lichtspots.

Das Werk des Hauptpreisträgers, „Changeover“, bekommt man erst am 15. März mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR zu hören. Der Slowene Vito Žuraj hat, so Jahn, eine „gigantische Partitur“ eingereicht, für deren Aufführung 114 Musiker benötigt werden. Stattdessen erklang Žurajs Schlagzeugtrio „Top Spin“ von 2011, eine Petitesse, bei die Schlagzeuger des Ensembles Modern auch mal um den Spieltisch mit den Idiofonen herumjagen müssen. Zum Schluss als erste Eclat-Uraufführung Fabiens Lévys „Danse polyptote“: Violoncello und Akkordeon tanzen wie arme Verwandte, die abseits bleiben müssen, eine Art mottenzerfressene Valse Musette. Fein.