Kaffee, Brötchen und flotte Sprüche – seit fast zehn Jahren steht Unicum Eddie mit seinem Bäckerwagen auf dem Campus der Uni Hohenheim und versorgt Studenten und Mitarbeiter. Zu seinem Namen kam er genauso unerwartet wie zu seinem Job.

Hohenheim - Das deftige Frühstück mit Kaffee und belegtem Brötchen kostet 2,40 Euro. Ein Becher Kaffee kostet einen Euro, genauso wie eine Butterbrezel. Ein warmes Vesper mit Leberkäse, Saiten oder Fleischküchle gibt es ab 1,90 Euro. Den Plausch mit Verkäufer Eddie gibt es gratis dazu. Wer fragt: „Eddie gibt es noch einen Kaffee?“ bekommt immer einen flotten Spruch zu hören: „Kaffee hab ich so viel, dass ich ihn sogar verkaufen muss.“ Eigentlich heißt Eddie Klaus Gimmler. Der Name Eddie hat sich irgendwann eingebürgert, weil ihn ein Student fälschlicherweise so gerufen hatte. Am 14. September feiert Eddie mit seinem Bäckerwagen Zehnjähriges an der Universität Hohenheim.

 

Eddies Tag geht von sieben Uhr morgens bis 21 Uhr

Sein Stand namens Eddies Kaffeebude Uni Hohenheim, kurz Eddies KUH, befindet sich gegenüber des Euroforums nahe der Gartenbauschule. Die Schüler von dort sind auch seine Hauptkundschaft. „80 Prozent meines Umsatzes mache ich mit Studenten und Mitarbeitern der Schule“, sagt Eddie. Pro Tag bewirtet er nach eigenen Schätzungen 100 bis 150 Leute. „Ich bin hier der Anlaufpunkt und Seelsorger“, sagt Eddie. Immer ein offenes Ohr für die Menschen zu haben, das ist ihm wichtig. Wenn mal eine Arbeit versaut ist oder es Stress gibt, dann kommen sie zu ihm. Außerdem grüße er jeden, der an seinem Stand vorbeiläuft. Fünf Tage die Woche, ab sieben Uhr morgens.

Dass er dafür um vier Uhr aufstehen muss, stört ihn nicht. Eddie ist keiner, der klagt. Und seit er vor fünf Jahren von der Uni noch einen Hausmeisterjob angeboten bekommen hat, ist er meistens bis 21 Uhr auf dem Campus. In dieser Zeit wird er oft gegrüßt und viele fragen nach seiner Hilfe. „Ich habe mit den ganzen Kollegen ein sehr gutes Verhältnis“, sagt Eddie – auch wenn Professoren ein anderes Klientel wie Gartenbaumeister seien. Er arbeite gern mit und für Menschen. Auch wenn es mal nicht so harmonisch läuft. „Auch wenn ich hier der kleine Hausmeister bin, weiß ich trotzdem gut Kontra zu geben“, erklärt er. Und: „Man muss sich nicht alles gefallen lassen im Leben.“ Trotzdem mag Eddie seinen Job. Wer seine Arbeit mit Spaß angehe, habe es sowieso leichter.

Arbeiten bis zum Sanktnimmerleinstag

So hat es auch mit ihm und dem Bäckerstand geklappt. Der Anfang war für den umtriebigen Eddie nicht leicht. Eigentlich war er selbstständig und hatte einen Baustoffhandel, in Stuttgart und in den neuen Bundesländern. Ständig war er unterwegs. 120 000 Kilometer pro Jahr. Irgendwann ging es nicht mehr. Eddie bewarb sich auf andere Stellen, bekam aber nur Absagen. „Ich war entweder zu alt oder zu teuer“, erinnert er sich. Trotzdem hat er nie aufgegeben. Der Stuttgarter wollte immer sein eigenes Geld verdienen. „Ich war in meinem Leben nicht mehr als drei Wochen arbeitslos“, sagt er. Und so nahm Eddie zuerst eine Stelle als Hausmeister in Plieningen an. „Das war ein Einschnitt – auch finanziell“, sagt er. Dennoch sei Geld für ihn nicht das Wichtigste. Selbstständig zu sein, bedeutet ihm mehr.

Seine KUH will er deshalb nicht so schnell aufgeben. „Solange es mir gesundheitlich gut geht, mache ich weiter bis zum Sankt Nimmerleinstag“, sagt der 63-Jährige. In Rente gehen will er nicht. Lieber geht er mit seiner Frau auf die Schwäbische Alb in den Urlaub. Abschalten und ausschlafen. „Vielleicht bis um sechs Uhr“ sagt er. Einen Traum hat der genügsame Stuttgarter aber: Kanada. Zwar war er schon viermal dort, hat Bären gesehen und 13 000 Kilometer zurückgelegt. Vier bis sechs Wochen mit dem Wohnmobil durch das Land fahren, das wäre aber doch noch etwas für ihn.