Der sportliche Allradler im Praxistest: Dieselmotor passt perfekt zum Auto; geringer Verbrauch trotz flotter Fahrleistungen, aber Mängel im Detail.

Fahren: Bitte Platz nehmen - und wohlfühlen. Der Macan ist eine Fahrmaschine, bereits nach wenigen Metern vergisst der Pilot, dass er einen Geländewagen steuert. Flott geht es um die Ecken und erstaunlich leichtfüßig, obwohl es immerhin 1,9 Tonnen zu bewegen gilt. Wo Porsche draufsteht, steckt eben Porsche drin. Im Sport- oder im Sport-Plus-Modus (über eine Taste in der Mittelkonsole zu bedienen) könnte das Gefährt in einer Art und Weise über den Asphalt fegen, die es sich auf öffentlichen Straßen verbietet auszuprobieren. Auf Autobahnen ist locker Tempo 230 möglich, der Macan bietet sich als Gefährt für lange Strecken an.

 

Und wer mag, kann auch steile Waldwege erklimmen. Offroad-Taste drücken, Gas geben, den Rest erledigt die Elektronik. Motor: Verborgen unter der mächtigen Fronthaube sitzt das Sahnestück des Macan. Der Dreiliter-V6-Diesel mit 190 kW (258 PS) schiebt den SUV vorwärts, als ob es kein morgen gäbe. Überholvorgänge werden zur Nebensache, so selbstverständlich erledigt sie das Fahrzeug. Dass es ein Diesel ist, der da werkelt, verrät das Aggregat nur im Leerlauf. Ansonsten knurrt, röhrt oder faucht es aus dem Auspuff, dass es eine wahre Freude ist. Diesel und Porsche? Eine vor wenigen Jahren noch unvorstellbare Kombination. Mit diesem Motor aber sehr angenehm. Der Testverbrauch von 8,1 Litern liegt deutlich über dem Normwert von 6,3 Litern, geht in Anbetracht des hohen Gewichts aber in Ordnung.

Mit etwa 4,7 Metern ist der SUV ordentlich lang geraten

Mit einer Tankfüllung ließen sich etwa 800 Kilometer bewältigen. Außen: Breit macht sich der Macan. Kein Wunder, ist er doch mit 1,92 Metern nur knapp zwei Zentimeter schmaler geworden als der Cayenne aus demselben Hause. Mit etwa 4,7 Metern ist der SUV ordentlich lang geraten. Die Karosserie ist jedoch so clever gezeichnet worden, dass der Macan nicht so überdimensional wirkt, wie die nackten Zahlen vermuten lassen. Vom 'kleinen' Bruder kann jedenfalls keine Rede sein. Die Außenmaße haben allerdings einen gravierenden Nachteil: Beim Einparken kommt wenig Freude auf. Ohne die gut arbeitende Rückfahrkamera ist er nur unter Schwierigkeiten sauber in eine Lücke zu bugsieren. Innen: So üppig der Macan von außen daherkommt, innen ist er relativ eng geschnitten.

Der Fahrer fühlt sich gut aufgehoben in den Sportsitzen und findet rasch eine sehr gute Sitzposition. Aber die breite Mittelkonsole mit zu vielen Tasten ragt weit in den Fußraum hinein, das Knie nimmt immer mal wieder Kontakt damit auf. Die Hinterbänkler haben ausreichend, aber nicht zu viel Platz. Ein 1,90 Meter großer Passagier beklagte sich bei einer Probefahrt bereits nach wenigen Minuten über die zu steil stehende Lehne der Rücksitzbank. Kofferraum: Mit 500 Litern bis zur Kante der billig wirkenden Kofferraumabdeckung bietet der Macan guten Durchschnitt, aber nicht mehr. Der BMW X3 und der Konkurrent aus demselben Konzern, der Audi Q5, der auf derselben Plattform aufgebaut ist, schlucken deutlich mehr. Soll im Macan mehr transportiert werden, müssen in jedem Fall die hinteren Lehnen umgeklappt werden.

Die coupéartige Dachlinie, die dem Allradler gut steht, fordert hier ihren Tribut. Das Gepäck einer vierköpfigen Familie für eine Woche Urlaub im Schwarzwald passte nur unter größten Anstrengungen ins rückwärtige Abteil. Die hohe Laderaumkante ist zudem nicht gerade sehr rückenfreundlich. Schweres Gepäck muss weit nach oben gehievt werden. Praktisch dagegen die elektrisch zu bedienende Heckklappe. Fazit: Ja, es stimmt natürlich: Wer mit Vernunftargumenten an die Bewertung des Macan herangeht, hat womöglich nicht verstanden, dass es um einen Porsche geht. Der sportliche SUV aus Zuffenhausen macht viel Spaß, doch die kleinen Mängel im Detail passen nicht zum Premium-Anspruch der Marke. Den sollte Porsche bei jedem Modell erfüllen, immerhin wird ein Premium-Preis von fast 60 000 Euro - für die einfachste Ausführung - verlangt.