Das Nobel-Restaurant Speisemeisterei bietet Mittagsmenüs für Studenten zu einem reduziertem Preis an. Die Karten dafür werden verlost. Zwei Studentinnen lassen sich beim Schlemmen begleiten.

Hohenheim - Die rechte Hand zögert, die Gabel in das Kunstwerk zu stechen. Der Vorgang der Nahrungsaufnahme erscheint auch ein bisschen profan. Denn auf dem Teller liegt so viel kunstvoll Drapiertes, dass es seltsam erscheint, das alles letztlich der Verdauung zu überlassen.

 

Am Ende siegt der Appetit. Die Gabel pickt einen wie eine Schnecke gerollten Gurkenstreifen mit einem Klecks Miso-Mayonnaise auf und transportiert alles in den Mund. Der ist sofort damit beschäftigt, den Happen zerschmelzen zu lassen. Die Geschmacksknospen auf der Zunge haben so möglichst lange Zeit, die unterschiedlichen Nuancen zu schmecken.

Glück bei der Verlosung

Andächtig wird geschwiegen an den Tischen im Saal der Speisemeisterei – fast wie bei Exerzitien im Kloster. Nur dreht sich in dem Nobelrestaurant die Kontemplation um etwas ziemlich Irdisches. Die Studentinnen Karoline Saatkamp und Jasmin Guth sitzen unter einem Leuchter an der stuckverzierten Decke und sind vollauf beschäftigt mit ihrer Vorspeise. Bevor sich ihre ganze Konzentration auf das Kosten und Schmecken richtet, haben sie Zeit zu erzählen, dass sie ihr Glück einem anderen zu verdanken haben. Ein Freund habe an der Onlineverlosung für das Studentenmenü in der Speisemeisterei teilgenommen und drei Karten gewonnen, erzählen sie. „Jetzt ist er krank und konnte nicht mitkommen“, sagt Karoline Saatkamp. Sie und ihre Freundin Jasmin Guth haben dann aber wohl nicht lange überlegt, ob sie aus Solidarität gleichfalls verzichten sollen. „Wir haben uns schon mehrmals beworben, und nie hat es geklappt“, sagt Karoline Saatkamp.

Jasmin Guth (l.) und Karoline Saatkamp Foto: Rehman

Der erkrankte Kommilitone ist einer von insgesamt 65 werdenden Akademikern, die erfolgreich waren bei der Verlosung im Hohenheimer Onlinekurier. Dass es diese Verlosung gibt, haben sie letztlich Angela Merkel zu verdanken, erzählt der Patron des Hauses, Frank Oehler. Die Kanzlerin sei 2009 Gast in der Speisemeisterei gewesen. „Einige Studenten demonstrierten dagegen, dass sie bei uns isst, während ihre Hörsäle in schlechtem Zustand sind“, erzählt Oehler. „Dabei hat die Frau doch einfach Hunger gehabt.“

Die Speisemeisterei habe sich nach der Protestaktion überlegt, wie sie stärker auf die Hohenheimer Studenten eingehen könne, sagt Frank Oehler. „Wir wollen ja kein Fremdkörper auf dem Campus sein“, sagt er. So wurde die Idee geboren, einmal im Monat den Studenten ein vergünstigtes Menü mit drei Gängen anzubieten. Der Preis liegt jeweils unter 25 Euro. „Damit bezahlen die Studenten nur den Warenwert, nicht die Arbeitszeit oder den Service“, sagt Oehler. Für die Speisemeisterei sei das auch eine Investition in die Zukunft. „Wenn die Studenten Geld verdienen, kommen sie hoffentlich wieder“, sagt Oehler.

Studenten finden Preise moderat

Jasmin Guth und Karoline Saatkamp lassen sich inzwischen den Hauptgang schmecken. Gabel und Messer zerlegen ein butterweiches Stück Spanferkel. Es wird serviert mit Bergkäs-Serviettenknödeln und Perlzwiebeln. Den Preis, den sie für die drei Gänge in der Speisemeisterei zahlen müssen, halten sie für moderat. „Wenn wir abends mal in der Stadt ausgehen, kostet das deutlich mehr“, sagt Jasmin Guth.

Obwohl sie und ihre Freundin oft in der Mensa essen, bezeichnen sich beide als bewusste und genussfreudige Esserinnen. Klar, um die Mensa kämen Studenten mit ihrem kleinen Budget nun einmal nicht herum. Dennoch würden beide auch gerne selbst kochen oder mal in der Stadt essen gehen, erzählen sie. Das sei auch bei ihren Kommilitonen so. Das Klischee von Studenten, die sich am liebsten von Dosenravioli ernähren, scheint also nicht mehr zu sein als eben ein Klischee.

Zum Dessert wird Himbeermousse mit Joghurt gereicht. Dazu gibt es karamelisierte Pistazien und Baisersplitter. „Ahs“ und „Hmmms“ allenthalben machen jeden weiteren Kommentar überflüssig. Für Jasmin Guth und Karoline Saatkamp steht fest, dass sie im kommenden Monat wieder bei der Onlineverlosung mitmachen werden. Das Menü sei fantastisch gewesen, das Dessert aber die Krönung. „Vielleicht sagen wir beim nächsten Mal, wir vertragen nur Süßspeisen“, scherzt Karoline Saatkamp. „Dann gibt es für uns hoffentlich dreimal Nachspeise.“