Der dritte Effizienzgipfel in Stuttgart hat Wege aufgezeigt, wie sich Energie effektiver als bisher nutzen lässt. Das ist oft wenig sexy, es lohnt sich aber für die Umwelt wie für die Wirtschaftlichkeit.

Stuttgart - Im dritten Anlauf hat es der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller geschafft, zum Stuttgarter Effizienzgipfel zu kommen. Dort konnte er dann dem Auditorium erläutern, wie wichtig die Landesregierung das Thema Energieeffizienz nimmt: „Das müssen wir dringend voranbringen“, redete er den anwesenden Unternehmern, Wissenschaftlern und Politikern ins Gewissen. Als „zweite Säule“ der Energiewende sei sie unabdingbar – neben der Umstellung von fossilen auf regenerative Energiequellen.

 

Der Staat winkt dabei vor allem mit zinsverbilligten Darlehen, wobei wegen der ohnehin niedrigen Zinsen die Tilgungszuschüsse interessant sind. Das Land legt dabei über die L-Bank noch einige Euros drauf, um die Konditionen der staatlichen KfW-Förderbank noch attraktiver zu machen – wobei „die Tilgungszuschüsse an die Qualität der Effizienzmaßnahmen geknüpft sind“, wie Untersteller betonte. Seit 1. Juli läuft nun die neue Struktur des L-Bank-Programms „Ressourceneffizienzfinanzierung“ für Wirtschaftsunternehmen. Hinzu kommen weitere Maßnahmen. So soll zum Beispiel bis zum nächsten Jahr ein Netzwerk aus zwölf Kompetenzzentren für Effizienz eingerichtet werden.

Energieeffizienz-Index sinkt

Auch der Bund will in nächster Zeit einige Aktivitäten auf den Weg bringen, um Investitionen in energieeffiziente Maßnahmen zu fördern. Vor allem sollen die Möglichkeiten auf diesem Sektor besser kommuniziert werden. Genau das wurde auf dem Kongress mehrfach deutlich: Wie schafft man es, das oft als spröde empfundene Thema Energieeffizienz sexy zu machen? Dies ist auch dringend erforderlich angesichts des aktuellen Trends, den Alexander Sauer auf der Tagung präsentierte. Der Leiter des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Uni Stuttgart berichtete, dass der sogenannte Energieeffizienz-Index seit Anfang 2014 deutlich gefallen ist und nun etwa wieder auf dem Ausgangswert wie im zweiten Halbjahr 2013 liegt. Der Index zeigt die Energieeffizienz in der Industrie an und spiegelt auch die Erwartungen in die kommenden zwölf Monate wider. Maßgeblich für den fallenden Trend seien die geringeren Energieeinsparungen, die sich aktuell erzielen lassen, erläuterte Sauer.

Immer wieder wurde auf der Tagung deutlich, wie wichtig Maßnahmen sind, um mit Wärme klüger und sparsamer umzugehen: 75 Prozent der sogenannten Endenergie, die in der Industrie benötigt werden, sind Wärmenergie. Zwei Drittel davon wird für Produktionsprozesse gebraucht, der Rest, um Gebäude zu heizen und Wasser zu erwärmen. Vor allem in der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), also der gleichzeitigen Nutzung von Wärme und Strom, liegt noch ein großes Sparpotenzial. Dies hat auch die Bundesregierung erkannt, die – wie kürzlich von der Koalition beschlossen wurde – die KWK-Anlagen nun stärker fördern will.

Bereitschaft zur Energieeffizienz muss wachsen

Doch mit einer stärkeren Förderung wird es nicht getan sein. Vor allem muss in den Unternehmen die Bereitschaft wachsen, in Energieeffizienz zu investieren. Das ist keineswegs immer einfach, wie Stefan Hartung berichtete, der als Geschäftsführer bei Bosch für den Unternehmensbereich Energie und Gebäudetechnologie zuständig ist. Wenn ein Unternehmen zum Beispiel von Freitag Nachmittag bis Montag früh seine Produktionsanlagen abschalten möchte, um Energie zu sparen, dann sei das „etwas für Mutige“, wie es Hartung formulierte. Dies geht nur mit genauen Prozeduren, wer wann wo und wie abschaltet.

An einer ganzen Reihe von Beispielen zeigte Hartung dann auf, wie lohnend es sein kann, in solche und andere Maßnahmen zur Effizienzsteigerung zu investieren. Bei der konzerneigenen Halbleiterfertigung in Reutlingen etwa ließ sich so die Erzeugung von Wärme um 60 Prozent reduzieren – und das bei gleichbleibendem Bedarf. Für Unternehmen, die gleichzeitig Wärme und Druckluft benötigen, kann sich ein Druckluft-Wärme-Kraftwerk besonders lohnen: Die hierfür erforderlichen Energiekosten lassen sich mit dieser Kombitechnik um bis auf die Hälfte senken.