Seit fast zwei Jahren steht der Laden an der Solitudestraße 230 in Stuttgart-Weilimdorf leer. Das Vorhaben, dort ein Sportstudio zu eröffnen, wird von der Stadtverwaltung wegen des Bebauungsplans abgelehnt – sehr zum Ärger der Weilimdorfer Geschäftsleute und des Vermieters.

Weilimdorf - Einst war an der Solitudestraße 230 eine Filiale der Drogeriemarktkette Schlecker zu finden, später ein Schuhgeschäft.Mittlerweile steht die Ladenfläche seit fast zwei Jahren leer. Seither versuchen die Maklerin Elfriede Mayer und Weilimdorfer Gewerbetreibende, die sich im Verein Weilaktiv zusammengeschlossen haben, einen Mieter für den Laden zu finden. Nun gäbe es einen Interessenten, der dort ein Sportstudio eröffnen möchte – doch daraus wird wohl nichts: Diese Nutzung könne dort nicht zugelassen werden, beschied die Stadtverwaltung Eckhardt Binder, dem Weilaktiv-Vorsitzenden.

 

„Ein Fitness-Studio ist nach dem geltenden Bebauungsplan nicht zulässig“, erklärt Stephan Oehler, stellvertretender Leiter des Amts für Stadtplanung und Stadterneuerung, gegenüber unserer Zeitung. Elfriede Mayer sagt, dass es sich bei der geplanten Nutzung nicht um ein klassisches Fitness-Studio handle. So seien dort weder schwere Geräte noch laute Musik vorgesehen, vielmehr gehe es um Präventions- und Gesundheitstraining; Zielgruppe seien vor allem Frauen ab 40 Jahren. Der im Juni 1980 beschlossene Bebauungsplan sieht an dieser Stelle aber „nur Einzelhandelsbetriebe, Schank- und Speisewirtschaften, Betriebe des Beherbergungsgewerbes und Vergnügungsstätten sowie sonstige Läden“ vor. „Bis heute hat mir keiner erklärt, was unter ,sonstige Läden‘ verstanden wird“, sagt Eckhardt Binder verärgert. „Diese Frage habe ich mir auch gestellt“, räumt Kirsten Rickes, Leiterin des Baurechtsamts, ein. Dazu könne beispielsweise auch Handel gehören, der sich nicht an Endverbraucher richte, sagt Rickes, die Betonung liege auf „Läden“.

Die Stadt plant ein Handlungskonzept für die Weilimdorfer Ortsmitte

Im betreffenden Gebiet gebe es aber schon Läden, die keine Verkaufsfläche haben, sagt Elfriede Mayer, zuletzt hätten dort ein Makler und eine Fahrschule eröffnet. „Gott sei Dank sind diese Nachbarn da“, sagt Mayer, „aber es muss doch gleiches Recht für alle gelten“. Auch Eckhardt Binder ist froh um die neuen Mieter an der Solitudestraße: „Wir wollen ja dem Ladensterben in den Außenbezirken entgegenwirken.“ Deswegen würde er sich auch freuen, wenn die Ecke am Rand des Löwen-Markts noch weiter belebt werden könnte: „Durch das Sportstudio würden sich auch Synergien mit den benachbarten Läden wie dem Sportshop Anton oder dem Café Cookies ergeben.“

Grundsätzlich sei es ja gut, dass die Verwaltung auf die Einhaltung der Statuten achte, sagt Binder. „Die Problematik ist, dass die Stadt sich in keinster Weise bewegt.“ Weilaktiv versuche, gemeinsam mit dem Eigentümer der Immobilie einen passenden Mieter zu finden. Es gebe einige Interessenten für die Ladenfläche, deren geplante Nutzung mit dem Baurecht vereinbar wäre, sagt Elfriede Mayer. Allerdings entspreche das zumeist nicht den Vorstellungen des Vermieters. Döner-Läden und Casinos gebe es dort schon genug, gibt Eckhardt Binder zu bedenken. Schließlich wolle man ja der Abwärtsspirale im Weilemer Zentrum entgegenwirken.

Eine solche hat auch das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung erkannt, zuletzt wurde im September vergangenen Jahres im Bezirksbeirat über diese sogenannten Trading-Down-Prozesse rund um den Löwen-Markt berichtet. Nun wolle die Verwaltung gemeinsam mit den Akteuren vor Ort ein Handlungskonzept zur Verbesserung der Nahversorgungssituation erarbeiten, sagt Stephan Oehler. Mit diesem Konzept solle den funktionalen und gestalterischen Defiziten in dem Bereich soweit wie möglich begegnet werden, erklärt Ines Aufrecht, Leiterin der städtischen Wirtschaftsförderung. Grundsätzlich sei der Bebauungsplan, der den Einzelhandel direkt am Löwen-Markt schütze, sinnvoll. An der Ecke zur Solitudestraße hätte das Sportstudio aber durchaus zur Aufwertung der Umgebung beitragen können, meint Aufrecht. Elfriede Mayer berichtet, dass es einst sogar in der Rathausgasse schon einmal ein ganz ähnliches Angebot gegeben habe: Dort, wo sich heute der Post-Shop befindet, sei in den 90er-Jahren lange Zeit ein Fitness-Studio gewesen.