Aktive der unabhängigen Wählergemeinschaft Aufwind formieren sich neu und heben einen grünen Ortsverband aus der Taufe. Es war keine leichte Geburt.

Ehningen - Offensichtlich war es keine leichte Geburt, die Gründung des grünen Ortsverbands in Ehningen. „Wir haben länger darüber diskutiert“, berichtet der Vorsitzende Thomas Ritter. Mitte Mai war es dann soweit: 15 Mitglieder hoben den Verband aus der Taufe.

 

Zwölf von ihnen stammen aus der vor 25 Jahren ins Leben gerufenen, unabhängigen Wählergemeinschaft Aufwind. „Dazu kommen noch drei Zugezogene, die sich uns angeschlossen haben“, so der Grünen-Vorsitzende, der mit Daniela Toscano eine Doppelspitze bildet. Mit dem elften Ortsverband im Kreis haben die Grünen nun eine Lücke geschlossen und sind flächendeckend organisiert.

In Waldenbuch und Hildrizhausen noch schwach

Wenngleich das grüne Netz im Kreis Böblingen mit 26 Kommunen nur zustande kommt, weil sich in den Ortsverbänden oft zwei oder mehr Gemeinden zusammengeschlossen haben. Ähnlich ist es auch auf Landesebene. Auf 1101 selbstständige Gemeinden (Stand: Oktober 2014) kommen aktuell 280 grüne Ortsverbände. Den größten im Kreis hat Herrenberg mit 73 Mitgliedern, die aus sieben Gäukommunen kommen. „Wir sind zum Beispiel in Waldenbuch und Hildrizhausen schwach vertreten“, sagt Dieter Schmidt vom grünen Kreisverband. Man arbeite aber daran, „dass was geht“. Um dort Ortsverbände zu gründen, sollen feste Treffs eingerichtet werden. „Etwa in Form eines Stammtisches, ein Mal im Monat“, so Schmidt. Immerhin habe der Kreisverband seit der letzten Landtagswahl die Zahl der Mitglieder um 30 Prozent auf fast 300 steigern können.

Den positiven Trend hat auch die unabhängige Wählergemeinschaft in Ehningen gespürt. „Obwohl die Leute teilweise immer noch nicht wissen, für was wir stehen“, sagt der 57 Jahre alte Ritter, der seit dem Jahr 1994 für Aufwind im Gemeinderat sitzt. Im Jahr 1989 von ökologisch-grün Bewegten ins Leben gerufen, setzt sich die „Alternative für Ehningen“ für die „Interessen von Mensch und Natur“, ein, wie es lapidar auf ihrer Homepage heißt. Als „sichtbare Erfolge“ ihrer Arbeit wertet Aufwind die Verbesserungen im inner- und überörtlichen Radwegenetz, die Entscheidung für eine Erdwärmeheizung im Kindergarten Bühl sowie für eine Fotovoltaikanlage in der Gemeinde.

Aufwind gibt es seit 1989

Zumindest die Wählerklientel der Alternativen wusste das zu schätzen. Die konstruktive Zusammenarbeit mit den anderen politischen Kräften im Ortsparlament hat den Aufwind-Vertretern zunehmend Stimmen eingebracht. Im Jahr 1989 zogen sie mit einem Mandat in den Gemeinderat ein, vier Jahre später mit zwei. Im Jahr 2009 errangen sie drei Sitze und seit den letzten Kommunalwahlen bestimmen sie mit vier Kräften in den kommunalen Gremien die Politik mit – und zwar auf Augenhöhe mit den anderen: Die SPD verfügt lediglich über zwei Sitze, die CDU über fünf. Stärkste Fraktion im Gemeinderat ist die Allgemeine Bürgerschaft mit sieben Mandaten. Ritter und seine Mitstreiter sehen da für sich künftig noch Luft nach oben.

Mit dem neuen Ortsverband wollen sie noch schlagkräftiger werden und mehr Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Programmatisch ändere sich nichts, so Ritter, „wenn wir jetzt ,die Grünen’ im Gemeinderat sind.“ Doch anders als beim Aufwind verteile sich nun die Verantwortung auf mehreren Schultern.

Kräfte bündeln für den Landtagswahlkampf

„Wir haben effektivere Strukturen“, sagt Ritter. Dabei spielen auch die Finanzen und das Knowhow eine Rolle. Die Ehninger Grünen hoffen auf die Unterstützung des Landesverbands. Eine Spende von den Kreisgrünen über 200 Euro hat der neue Ortsverband jüngst erhalten. „Damit können wir freilich keine großen Sprünge machen“, meint Ritter. Nun gehe es darum, vor dem nächsten Landtagswahlkampf die Kräfte zu bündeln. Zudem sollen noch mehr Mitglieder ins Boot geholt werden. „Das ist nicht leicht“, bekennt der Grünen-Chef. Basisdemokratie wurzele schließlich in der Unabhängigkeit, so das Gegenargument. „Für manche“, bedauert Ritter, „ist eine Parteimitgliedschaft tabu.“