Bei der IBM wird vorbildlich fortgebildet, sagt der Tüv Süd, der das Unternehmen mit dem Deutschen Bildungspreis ausgezeichnet hat. Birgit Fauser und Ralf Essigke kommen mit dem System gut auf dem Arbeitsmarkt an.

Ehningen – - Unter den Großkonzernen bietet die IBM Deutschland das beste Bildungs- und Talentmanagement. So sieht es der Tüv Süd, der das Unternehmen mit dem Deutschen Bildungspreis ausgezeichnet hat. Ralf Essigke und Birgit Fauser sind in Ehningen für das Programm zuständig. Die Branche befinde sich im Umbruch, sagen sie, ohne Schulungen ließen sich die Aufgaben nicht meistern.
Herr Essigke und Frau Fauser, was ist so ausgezeichnet an IBM?
Essigke Wir haben den Bildungspreis erhalten, weil wir viel für das Talent- und Bildungsmanagement tun. Dabei geht es um Employability: Die IBM-Mitarbeiter sollen so gut ausgebildet sein, dass sie für den Markt attraktiv sind und jederzeit einen neuen Job finden könnten. Die Aufgabe von IBM ist es, so attraktiv zu bleiben, dass die Mitarbeiter bleiben. Dafür investiert das Unternehmen weltweit 500 Millionen Dollar.
Was wird den IBM-Mitarbeitern geboten?
Essigke Die Entwicklung eines jeden Mitarbeiters wird individuell gefördert und geplant. Das beginnt schon vor dem Einstieg bei der IBM in den Communities „Soon to be Blue“ und „New to be Blue“, wo sich neue Kollegen vernetzen können, die bald Teil von „The Big Blue“ werden, wie die IBM genannt wird. Es gibt On-Boarding-Schulungen. Jeder bekommt einen Connection Coach an die Seite, der Rede und Antwort steht.
Fauser IBM bietet formelle und informelle Möglichkeiten des Lernens an. „Think 40“ heißt unsere Initiative, durch die jeder Mitarbeiter jährlich 40 Stunden Zeit für Schulungen, Mentoring oder Coaching erhalten soll.
Jeder kann lernen, worauf er Lust hat?
Fauser Wir entwickeln die Talentstrategien natürlich auf der Basis des aktuellen Marktes. Wenn ein Geschäftsbereich feststellt, dass es Wissenslücken bei den Mitarbeitern gibt, legen wir ein Schulungsprogramm auf, um die Lücken zu schließen.
Essigke Beim jährlichen Entwicklungsgespräch zwischen dem Mitarbeiter und seiner Führungskraft wird gemeinsam beschlossen, welche Maßnahmen vorgenommen werden. Danach läuft die Umsetzung an. Es gibt viele Möglichkeiten, unter anderem das Shadowing, was bedeutet, dass man für zwei, drei Tage zum Schatten eines Kollegen in einem anderen Projekt, einem anderen Geschäftsbereich oder auf einer anderen Ebene wird.
Wie befördern die Schulungen die Karriere?
Essigke Die Weiterentwicklung wird in unserem Karrieresystem hinterlegt. Darüber kann man sich für den nächsten Karriereschritt zertifizieren und qualifizieren.
Fauser Wichtig ist in diesem System natürlich die Eigeninitiative. Es kann aber auch sein, dass die Führungskraft sagt: Mach’ den nächsten Schritt.
Wie ist die Resonanz?
Essigke Das System haben wir seit fünf Jahren. Etwa 80 bis 90 Prozent der Mitarbeiter nutzen es aktiv, um ihre Karriere eigenverantwortlich zu bestimmen.
Fauser In Deutschland machen die IBM-Mitarbeiter im Schnitt sogar nicht nur die geforderten 40, sondern 50 Stunden Fortbildung im Jahr.
Inwiefern zahlt sich die Investition für das Unternehmen aus?
Essigke IBM hat durch das Talentmanagement einen sehr guten Ruf auf dem Arbeitsmarkt. Das bringt gerade die hoch qualifizierten Bewerber zu uns.
Fauser Außerdem befindet sich unsere Branche gerade in einer Transformationsphase. Ein Ingenieur, der vor 20 Jahren bei der IBM angefangen hat, hat sich vor allem mit Großrechnern und der Administration von großen Datenbanken beschäftigt. Aber jetzt muss er Apps für das Smartphone-Betriebssystem Android programmieren können, sich mit Cloud-Computing, sozialen Netzwerken und Sicherheitsanwendungen auseinandersetzen. Das ist ein riesiger Unterschied.
Essigke In der Informationstechnologie hat das Wissen eine Halbwertszeit von ein bis zwei Jahren.
Fauser Keine Schulungen zu machen, wäre darum keine gute Idee. Ein Unternehmen ist ohne Weiterbildung nicht zu führen.