Das Ehepaar Annette und Jospeh Michl hat die Bürgermedaille Zuffenhäuser Hirt bekommen.

Stuttgart-Zuffenhausen - Annette und Joseph Michl sind seit Jahrzehnten ehrenamtlich engagiert. Zum Dank dafür, haben sie am Samstag die Bürgermedaille Zuffenhäuser Hirt bekommen. „Es ging ihnen noch nie um ihr eigens Ego, sondern immer um das Gemeinwohl und um die Verbesserung der Lebensqualität im Allgemeinen“, sagte die Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Krailenshalde, Annemarie Raab, in ihrer Laudatio. Das Ehepaar Michl setze sich vehement für bessere Luft, weniger Verkehr und weniger Lärm ein. Mit Erfolg. Und die Vorsitzende des Bürgervereins, Christina Kolb, mutmaßte scherzhaft, dass Joseph Michls kritische Haltung gegenüber Autos wohl daher stamme, dass er als Kind jeden Samstag den Ford seiner Eltern putzen musste.

 

Verkehrsprojekte wie die Krailenshaldentrasse, den Rosensteintunnel oder den Nord-Ost-Ring halten die Michls für falsch. „Sicherlich war jeder von Ihnen schon einmal bei einem Vortrag von Joseph Michl. Er informiert umfänglich und sachlich über die einzelnen Projekte und möchte niemandem seine Meinung aufdrücken“, sagte Annemarie Raab. Schon früh hat das Ehepaar Michl angefangen, sich einzumischen. Annette Michl trat schon während ihrer Schulzeit unter anderem in den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland ein. Joseph Michl malte als Bub Plakate gegen den Vietnamkrieg und war als 17-Jähriger bei der ersten Demonstration gegen das Atomkraftwerk Wyhl dabei. „Man ist nicht machtlos“, sagt er. „Doch mischt man sich erst ein, wenn der Bagger anrollt, ist es zu spät.“ Rechtzeitig begann auch sein Protest gegen die geplante Krailenshaldentrasse im Landschaftsschutzgebiet zwischen Zuffenhausen, Feuerbach und Cannstatt. Mit der 1987 gegründeten Schutzgemeinschaft Krailenshalde schafften es die Michls die neue Bundesstraße zu verhindern.

Seit wenigen Monaten müssen sich die Michls wieder mit dem Nord-Ost-Ring befassen

Lange Zeit sah es auch so aus, als könnten die beiden Agrarwissenschaftler den Nord-Ost-Ring zum Kippen bringen. Seit Jahren haben sich die beiden Zuffenhäuser gemeinsam mit einigen Weggefährten mit den Planungen der vierspurigen Straße, die Waiblingen und Kornwestheim miteinander verbinden und zugleich dem Norden von Stuttgart, Teilen von Kornwestheim und Remseck eine Entlastung vom Verkehr bescheren soll, beschäftigt. Für das Ehepaar Michl ist klar: Der Nord-Ost-Ring würde die schöne Landschaft und wertvolle Ackerböden vernichten. Sie fanden unter anderem Lücken im Lärmgutachten und falsche Zahlen. „Man darf deshalb aber nicht jammern und sich belogen fühlen, man muss schauen, wo man im Planungsverfahren eingreifen kann. Die Leute in den Behörden machen ihren Job, wir als Umweltschützer machen unseren. Wir müssen besser sein“, sagte Joseph Michl 2013 gegenüber unserer Zeitung. Da war der Nord-Ost-Ring seit mehr als zwei Jahren auf Eis gelegt. Doch seit wenigen Monaten müssen sich die Michls wieder intensiv mit dem Projekt befassen. Es ist im Bundesverkehrswegeplan 2030 zu finden – und zwar mit Planungsrecht.

„Uns ist es wichtig, dass wir denen eine Stimme geben, die keine haben. Das ist unsere Motivation“, sagte Joseph Michl am Samstag im Rahmen der Ehrung in der Zuffenhäuser Zehntscheuer. „Wir sehen diese Ehrung auf unser Anliegen, nicht auf unsere Person bezogen. Und sie zeigt, dass unser Anliegen in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Dafür herzlichen Dank.“