Eine Sillenbucherin will einen Sportkurs im Eichenhain anbieten. Die Stadt meldet zunächst Bedenken an, das Regierungspräsidium reagiert noch strenger. Weil es sich um ein Naturschutzgebiet handele, müsse der Kurs woanders stattfinden.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Sillenbuch - Claudia Pfeiffer war nah dran, den Sportkurs wieder abzusagen. Dann hat sich die Sillenbucherin aber doch anders entschieden. Sie wird sich, wie geplant, am nächsten Freitag auf den Weg zum Eichenhain machen und dort mit den Teilnehmern des neuen Kurses besprechen, wie sie am besten mit der Situation umgehen. Ob sie es dennoch wagen. „Ich schätze, wir werden nicht verhaftet“, sagt Pfeiffer. „Aber vielleicht gibt es eine Strafe.“ Was passiert, wenn sie sich trotz des Verbots in den Eichenhain begeben, habe ihr bisher niemand sagen können, erzählt sie.

 

Vom 17. April an will sich Claudia Pfeiffer einmal die Woche unter der Überschrift „Fit und aktiv“ mit älteren Menschen im Eichenhain treffen und jeweils eine Stunde lang walken und Dehnungsübungen anleiten. Dass etwas gegen ihr neues Sportangebot spricht, hat Pfeiffer Mitte März erfahren. Da bekam sie Post vom Gartenamt der Stadt sowie vom Regierungspräsidium (RP) Stuttgart. Die Behörden hatten in der Zeitung gelesen, dass die Sillenbucherin um Teilnehmer für ihren wöchentlichen Kurs warb. Beide Behörden meldeten daraufhin Bedenken an – weil es sich beim Eichenhain um ein Naturschutzgebiet handelt. „Wir bitten um Information, was genau im Eichenhain geplant ist und auf welcher Fläche“, schrieb das städtische Gartenamt. Mitsamt dem Hinweis, dass kommerzielle Kurse einer Genehmigung bedürfen.

Magerrasen und Sonnenröschen seien gefährdet

Das Schreiben des RP klingt wesentlich strenger. Es handele sich um ein Naturschutzgebiet, „in dem alle Handlungen verboten sind, die zu einer Beschädigung oder einer nachhaltigen Störung des Schutzgebietes oder seiner Bestandteile führen können“, ist in einer E-Mail an Claudia Pfeiffer zu lesen. Der Absender verweist unter anderem auf den Magerrasen, Sonnenröschen, Heidekraut, Zypressenwolfsmilch, Tagfalter, Heuschrecken und sich derzeit fortpflanzende Vögel. „Wir bitten Sie deshalb, für Ihre angebotenen Kurse einen Ort zu finden, der nicht in dem sensiblen Naturschutzgebiet gelegen ist“, heißt es.

Claudia Pfeiffer ist bass erstaunt. „Ich mache weder eine Massenveranstaltung noch einen großen Reibach“, sagt sie. So verlangt die hauptberufliche Betriebswirtin für die vier Termine einen Unkostenbeitrag von 15 Euro pro Person für Kopien. Zudem hätten sich nur etwas mehr als eine Handvoll Leute angemeldet, und sie hätte nicht vorgehabt, die Wege im Naturschutzgebiet zu verlassen. Das hat die Sillenbucherin auch dem RP erklärt. Doch die Behörde bleibt hart. „Wir müssen gucken, dass der Schutz gewährleistet wird“, sagt die Sprecherin Nadine Hilber. Und bei Sport im Eichenhain könnten „Trittschäden“ nicht ausgeschlossen werden. Ausnahmen zu machen, sei schwierig. „Wir haben viele solcher Anfragen und stehen vor dem Problem der Gleichbehandlung“, sagt Hilber. Sie sagt zudem, dass das RP nicht nur Nein gesagt habe, sondern Alternativen vorgeschlagen habe wie den Spitalwald. Für Pfeiffer ein schwer nachvollziehbarer Gedanke. „Da müssten wir dann mit dem Auto hinfahren“, sagt sie. „Wo ist denn dann das Thema Naturschutz?“

Volker Schirner, der Leiter des Stuttgarter Gartenamts, teilt nach einer Prüfung Pfeiffers Einschätzung. „Ich kann da kein Problem erkennen“, sagt er. Sport für ältere Menschen an der frischen Luft „kann man doch nicht verbieten“.

Die Haltung des städtischen Gartenamts sei bei dieser Frage „gar nicht relevant“, erklärt Hilber vom RP. Die Stadtgärtner könnten nur bei normalen Grünflächen mitreden, nicht aber bei Naturschutzgebieten. „Da ist unser Pendant bei der Stadt Stuttgart das Amt für Umweltschutz. Und das teilt unsere Einschätzung.“

Kontakt

Weitere Informationen zu dem Kurs gibt es bei Claudia Pfeiffer per Mail unter mail@pfeiffer-pilates.de oder unter Telefon 01577/1 47 82 47.