In diesem Jahr ist der Eichenprozessionsspinner in Waldenbuch so massiv aufgetreten wie sonst noch nie. Sogar eine Grillstelle ist bis September gesperrt worden. Deshalb muss für die Stadt eine neue Strategie her.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Waldenbuch - So heftig war es noch nie. Das sagt Ralph Hintersehr über den Eichenprozessionsspinner. Die Raupe, die auf der menschlichen Haut unangenehmen Juckreiz auslösen kann, hat Waldenbuch heimgesucht. Und zwar drastischer als jemals zuvor. „Der Befall hat in diesem Jahr eine völlig andere Dimension angenommen“, sagt der Waldenbucher Hauptamtsleiter Hintersehr.

 

Hatte es in den Vorjahren in der Schönbuchkommune nur Einzelfälle gegeben, so hatten die Mitarbeiter des Zweckverbands Bauhof Dettenhausen/Waldenbuch 2017 gut zu tun mit dem lästigen Schädling. Vier halbe Tage seien sie damit beschäftigt gewesen, die nicht gerade ungefährlichen Gespinste des Prozessionsspinners von Eichen herunter zu saugen.

Bisher haben die Waldenbucher nur abgesaugt

Denn das war bisher die Strategie der Waldenbucher. Während andere Städte bereits mit präventiven Maßnahmen operieren, hat sich Waldenbuch auf die Absaugmethode konzentriert. Schlicht, weil es nach den Worten von Hintersehr bisher nicht nötig gewesen sei, andere Schritte in die Wege zu leiten. Das könnte sich in den nächsten Jahren ändern. Spielplätze, Sportanlagen und Wohngebiete seien in diesem Jahr vom Eichenprozessionsspinner befallen gewesen.

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Schädling, der jeweils von ungefähr Mai an auftritt. Er ist, wie andere Insekten auch, aus südlichen Ländern eingewandert – und wird sich wohl so schnell nicht mehr aus dem Staub machen. Im Raupenstadium frisst er sich an Eichenblättern satt und ist bekannt für seine eindrücklichen Prozessionen an Stämmen, Ästen und am Boden. Verpuppt er sich, entstehen Gespinste, die teils ganze Bäume überziehen.

Es droht sogar Bronchitis

Die Härchen des Spinners enthalten das Gift Thaumetopin, das beim Mensch allergische Hautreaktionen hervorrufen kann, aber auch Fieber, Schwindel und Müdigkeit können ein Symptom sein. Gelangen die Brennhärchen in die Atemwege, kann es zu Bronchitis, Husten oder gar Asthma kommen. Die feinen Härchen hängen auch in den gespinstartigen Nestern der Spinner, die deshalb nicht angefasst werden sollten. Der Wind bläst die Raupenhaare durch die Gegend, sie werden oft weit von A nach B getragen. In der Regel ist die Gefahr nach den Juni-Monaten gebannt. In diesem Jahr habe sich das Ganze etwas nach hinten verlagert, sagt der Hauptamtseiter Hintersehr. Doch inzwischen kann er vermelden: „Die Aktion ist für uns momentan abgeschlossen.“

Abgeschlossen ist das Thema indes nicht für jene, die gerne an der Grillstelle nahe des Braunacker Parkplatzes bei Waldenbuch ihre Würstchen über die Glut halten. Denn die Grillstelle ist nach Angaben des Forstamts Böblingen bis September gesperrt. Grund: der Eichenprozessionsspinner. Während die Behörden innerhalb bebauten Gebiets gegen den Eichenprozessionsspinner vorgehen, wäre dies in Wäldern unmöglich. Die Schädlingsbekämpfer würden schlicht aufgrund der Masse nicht mehr fertig werden.