Mit Hilfe der Göppinger IHK-Bezirkskammer hat sich Rashed Mohebbi den Traum von der beruflichen Selbstständigkeit erfüllt. Der Flüchtling aus Afghanistan hat ein Geschäft aufgemacht, in dem er Handys, Computer und ähnliches repariert.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Eine Kundin legt ihr Smartphone auf den Ladentisch. Das Display ist kaputt. Wie lange die Reparatur wohl dauere, will die junge Frau wissen. In zwei Tagen könne sie ihr Handy wieder abholen, erfährt sie und nickt zufrieden. Zwar kann Rashed Mohebbi nicht jeden Auftrag binnen kürzester Zeit abwickeln. Doch wenn es darum geht, Mobiltelefone, Computer oder Ähnliches wieder in einen funktionstüchtigen Zustand zu versetzen, steht der 25-Jährige in fast allen Fällen mit Rat und vor allem mit Tat bereit.

 

Mohebbi stammt aus Kandahar in Afghanistan. Er ist mit seiner Familie vor dem seit rund 40 Jahren anhaltenden Krieg in seiner Heimat geflüchtet, zunächst in den Iran. Als auch dort ein Leben in Frieden nicht mehr möglich war, kam er 2010 als Flüchtling alleine nach Deutschland – und landete in Göppingen. Nach anderen Stationen, quer über die Bundesrepublik verteilt, ist er im vergangenen Jahr wieder in die Hohenstaufenstadt zurückgekehrt: als anerkannter Asylbewerber, aus eigenen Stücken und, wenn man so will, aus geschäftlichen Gründen.

Mohebbi: Ich möchte in Deutschland Karriere machen

Das IT-Handwerk hat er im iranischen Mashhad erlernt und dort ebenfalls schon ein Geschäft mit Reparaturservice betrieben. In Deutschland hätte er gerne gleich damit weitergemacht, doch die Mühlen der Bürokratie mahlen bekanntermaßen langsam. „Als ich hier ankam, war es schon schwierig, einen Deutschkurs zu belegen“, sagt er. Also habe er die Sprache zunächst über das Internet zu lernen versucht, ehe es ihn, just wegen eines entsprechenden Kurses, nach Bonn verschlug. Sein Geschäft wollte er, angesichts der vorhandenen Konkurrenz, dort indes nicht eröffnen.

Er erinnerte sich, dass die Situation in Göppingen eine andere war, machte sich schlau, ob dem immer noch so sei, und beschloss, den Sprung in die Selbstständigkeit im Schwabenland zu wagen. „Ich musste wieder was tun und wollte nicht länger auf Unterstützung angewiesen sein“, nennt Mohebbi einen Grund für sein Handeln. „Und ich möchte in Deutschland Karriere machen“, fügt er hinzu. Mit seiner Idee rannte er zumindest bei Gernot Imgart, dem stellvertretenden Geschäftsführer der IHK- Bezirkskammer, offene Türen ein.

Imgart, zugleich Existenzgründungsexperte der IHK Göppingen, prüft entsprechende Vorhaben immer sehr genau und neigt nur in den seltensten Fällen zur Euphorie. Der Vorschlag von Rashed Mohebbi allerdings überzeugte ihn: „Ich war begeistert, weil ich da eine Marktlücke sah – und weil mich sein Businessplan beeindruckt hat.“ Solche ausführlichen Papiere, die Hand und Fuß haben, wünsche er sich von anderen Gründern auch, ergänzt er.

Die ersten Monate zeigen, dass die Kundschaft das Angebot annimmt

Obwohl das Göppinger Job-Center, trotz Imgarts Expertise, anderer Meinung war und Mohebbi das sogenannte Einstiegsgeld verwehrte, machte der 25-Jährige im Juni den entscheidenden Schritt und eröffnete in der Gerberstraße, in den Räumen des früheren Juweliers Grupp, sein Geschäft. Dieses liegt strategisch günstig, unweit des Bahnhofs und des ZOB, aber auch nicht allzu weit von der Flüchtlingsunterkunft in der Pappelallee entfernt.

„Dort ist der Bedarf groß“, betont Imgart, „weil die Menschen, die dort leben, sich nicht ständig ein neues Handy kaufen können.“ Doch auch sonst scheine die Kundschaft das Angebot anzunehmen, wie die ersten Monate zeigten. Und Mohebbi hat gleich noch einen Schritt weiter gedacht. Um mehr Frequenz in seinen Laden zu bekommen, hat er arabische und orientalische Lebensmittel ins Angebot genommen. „Damit ist zwar nicht viel verdient, aber die Leute kommen und denken dann vielleicht auch an mich, wenn ihr Computer kaputt ist“, erläutert er seine Idee.

Imgart hält diese Überlegung für „messerscharf“ und stellte fest, „dass das funktioniert“. Der Service, der hier geboten werde, sei jedenfalls ebenso groß wie der Unternehmergeist von Rashed Mohebbi, stellt er klar. „Er will etwas machen, stellt sich den Herausforderungen und hat, weil’s so gut losging, gleich jemanden eingestellet“, lobt der IHK-Experte. Selbstverständlich sei das nicht. Imgart spricht von einem „Ausnahmeparadebeispiel“.