Die Werke des gehörlosen Künstlers Bernd Bukowski waren in Ausstellungen international zu sehen. Anlässlich des 70. Geburtstages des im vergangenen Jahr verstorbenen Malers sind nun einige seiner Arbeiten im Rathaus ausgestellt.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Das Bild springt einem sofort ins Auge, kaum hat man das Foyer des Winnender Rathauses betreten. Es zeigt ein Wesen mit großen Ohren, weit aufgerissenen Augen und mit Armen, die sich rechts und links an den Kopf zu legen scheinen. Verstört und ängstlich wirkt es und der Titel des Bildes lässt nichts gutes ahnen: „Nach der 1. OP“ hat Bernd Bukowski es genannt. Entstanden ist es im April vergangenen Jahres. Zu dieser Zeit hatte der 69-Jährige bereits die Diagnose Darmkrebs erhalten, die erste Operation hinter sich. So erklärt sich auch das sternförmige Ornament auf dem Bild: Es stellt einen Tumor dar.

 

Sogar das Ulmer Münster wirkt beweglich

Bernd Bukowski ist im August vergangenen Jahres an der Krebserkrankung gestorben. Zu dieser Zeit war die Ausstellung, die jetzt im Rathaus zu sehen ist, bereits geplant. Anlässlich des 70. Geburtstages, den der außergewöhnliche Künstler am 19. Februar gefeiert hätte, ist sie am Montagabend eröffnet worden. Die Bilder zeigen abstrahierte Figuren, Tiere und Menschen, aber auch Landschaften und Gebäude wie das Ulmer Münster. Alles scheint in Bewegung zu sein, sogar das gotische Wahrzeichen Ulms, dessen Dach Bukowski drei Gipfel gegeben hat, bestehend aus schwarzen und roten Linien. „Wenn ich die Stadt Ulm wäre, würde ich dieses Bild als Motiv für ein Plakat wählen“, sagte die Winnender Künstlerin Eva Schwanitz, die das Werk Bukowskis während der Vernissage vorstellte.

Sie wählte dazu unter anderem zwei Bilder aus, die drei abstrahierte Gestalten zeigen, das eine heißt „Inspiration aus Triennale I“, das andere „Inspiration aus Triennale II“. Während das eine Gemälde in Rottönen gehalten ist, weist das andere blaue und grüne Farben auf. Auf dem roten Bild scheinen sich zwei der Gestalten zu streiten oder zu tanzen, während die dritte passiv zusieht. Auf dem anderen Bild scheint Ruhe eingekehrt zu sein. „Die Dynamik entsteht auch durch die Farbkombinationen, die der Künstler ganz bewusst gewählt hat. Das zieht sich durch seine ganzen Arbeiten. Das ist eine Begabung, das kann man nur schwer lernen“, so Eva Schwanitz. Neben leuchtenden Farben sind oft ihre matteren Pendants zu sehen. Rot steht neben Orange oder zwei Grüntöne, einer blass, der andere kräftig.

Der Paulinenhof war das geliebte Zuhause

Bernd Bukowski wurde 1947 in Russland geboren und kam 1952 mit seinen Eltern nach Deutschland. Seit 1980 arbeitete er in der Kreativen Werkstatt der Diakonie Stetten in Waiblingen und zwar mit großem Erfolg. Seine Arbeiten wurden in internationalen Ausstellungen gezeigt, unter anderem in Zürich, Straßburg, London, Stockholm, Leningrad, Prag oder Brüssel. In Brasilien gab es sogar eine Wanderausstellung seiner Werke.

Bernd Bukowskis Zuhause war der Paulinenhof in Winnenden, wo er die vergangenen 20 Jahre lebte. Zur Vernissage am Montag kamen seine Nachbarn aus der Wohngruppe sowie die Kolleginnen und Kollegen aus der Kreativen Werkstatt. Auf dem Hof, der zur Paulinenpflege gehört, fühlte sich der begeisterte Maler wohl, auch weil er Tiere sehr gern hatte. „Frösche waren seine Lieblingstiere“, verriet eine Frau, die ihn kannte.