Die Stadt hat im Dachswald ein Banner angebracht, das erste seiner Art. Es soll Radfahrer davon abhalten im engen Elsental den linken Schutzstreifen auch bergab zu benutzen. Denn viele kennen die Regeln nicht.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Ein Verkehrsschild in dieser Größe ist ungewöhnlich. Das muss auch Claus Köhnlein zugeben. „Es ist das erste Mal, dass wir so etwas in Stuttgart machen“, sagt der Radfahrbeauftragte der Stadt. Ein richtiges Verkehrsschild ist es freilich nicht, sondern viel mehr ein Banner, das auf Höhe der Bushaltestelle Dachswaldweg hängt. „Radfahrer bergab rechts auf der Fahrbahn fahren“, ist darauf zu lesen. Und mit Piktogrammen macht die Stadt noch einmal deutlich, wo die Pedaleure hingehören. Das Banner sei eine Kreation der Stadt, sagt Köhnlein. „Wir mussten es aufhängen, weil es Radfahrer gibt, die die Verkehrsregeln nicht kennen“, ergänzt der Radfahrbeauftragte.

 

Manche Pedaleure verstehen die Kennzeichnungen nicht

Seit dem Frühjahr ist im Elsental mit einer gestrichelten Linie eine Spur für die Pedaleure aufgepinselt. Die Straße zwischen Kaltental und dem Dachswald ist damit eine Teststrecke für Schutzstreifen außerhalb geschlossener Ortschaften. Der Modellversuch dauert noch bis Ende des Jahres. Was viele Verkehrsteilnehmer aber offensichtlich nicht wissen: der Schutzstreifen ist nur für die Radfahrer, die bergauf unterwegs sind. „Wir haben das auch mit Pfeilen deutlich gemacht“, sagt Köhnlein. Ihm ist völlig unverständlich, weshalb manche Pedaleure als Geisterfahrer unterwegs seien und den Schutzstreifen im Elsental auch bergab nutzen würden.

Das enge Elsental birgt Gefahren

Die Busfahrer der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) haben das Problem aufs Tapet gebracht. „Sie haben uns über die Geisterfahrer informiert“, sagt Köhnlein. Den Busfahrern seien immer wieder mal auf der Fahrt nach Dachswald Pedaleure entgegengekommen. Die tauchen dann auf der geschlängelten Strecke plötzlich hinter einer Kurve auf, ohne dass jemand mit ihnen rechnet. Zudem sind sie auf der abschüssigen Straße oft mit hoher Geschwindigkeit unterwegs. „Das ist gefährlich“, sagt Köhnlein. Denn im engen Elsental gebe es kaum Möglichkeiten, einander auszuweichen. Noch habe es zum Glück keine Unfälle gegeben. Damit das auch so bleibe, habe die Stadt nun das Banner aufgehängt.

Konkrete Auswertungen der Teststrecke gibt es noch nicht

Einen Erfolg oder Misserfolg für die Teststrecke im Elsental könne man daraus aber nicht ableiten. „Das hat nichts miteinander zu tun“, betont Köhnlein. Probleme mit Geisterfahrern auf Schutzstreifen gebe es schließlich auch an anderen Stellen in der Stadt. Aber dort sei die Situation meistens nicht so brenzlig. Der Modellversuch werde wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Erst vor Kurzem seien die Beobachter wieder vor Ort gewesen, sagt Köhnlein. Ein Zwischenfazit könne man noch nicht ziehen. Nur so viel: „Ich selbst war neulich dort und habe auffallend viele Radfahrer gesehen, die den Schutzstreifen genutzt haben“, sagt Köhnlein. Das sei aber nur eine Momentaufnahme und noch kein wissenschaftliches Ergebnis, betont der Stuttgarter Radfahrbeauftragte.