Auf 15 Hektar Fläche wird in Rommelshausen Rosenkohl angebaut. Am Sonntag ist die Ernte mit einer Kochaktion gewürdigt worden – Ideen, wie das Gemüse auch Kindern schmeckt, inklusive.

Kernen - Vielleicht wird die übermannshohe Stele aus Rosenkohl für die Rommelshausener einmal das, was den Stuttgartern ihre Fruchtsäule beim Volksfest auf dem Cannstatter Wasen ist. Weithin sichtbar stand der grüne Turm am Sonntag zum ersten Mal vor dem Rathaus und kündete von Gemüse-Genüssen. Rosenkohlsuppe, Rosenkohlquiche und Rosenkohleintopf: frisch vom Feld kamen die Zutaten für die Speisen bei der ersten Rokoko-Hocketse am Sonntag in Rommelshausen auf den Tisch. Der Hunger und die Neugier der Bürger auf das Gemüse, das auf den Äckern rund um den Kernener Teilort wächst, war groß.

 

Von der Suppe bis zur Quiche

„Dass man aus Rosenkohl eine Suppe machen kann, war mir neu, und es schmeckt sehr gut“, sagte Beatrix Veres. Die gebürtige Ungarin nimmt die Knospen gewöhnlich als Beilage zu Fleisch und Kartoffeln. Auch Jürgen Nagel ließ sich das Gemüsesüppchen schmecken. „Eigentlich bin ich kein so großer Rosenkohlfan, aber ich weiß, dass es sehr gesund ist“, gestand er. Karin Meyer aus Fellbach hingegen liebt den „Bebbeleskohl“, wie die Schwaben sagen. „Ich kenne ihn in vielen Varianten – aber dass man auch eine Quiche daraus machen kann, ist mir neu.“ Weil sie weiß, dass der grüne Rosenkohl bei Kindern oftmals nicht so gut ankommt, ist sie bei ihren Sprösslingen rigoros gewesen. „Ich habe immer gesagt, ein, zwei Bebbele müssen sein.“ Dieses Problem kennt auch Stefan Altenberger, der Bürgermeister von Kernen. Seine Kinder seien auch nicht gerade begeistert vom Rosenkohl in runder Normalform, verriet er: „Aber als Suppe schmeckt er ihnen.“

Nicht nur im Schultes-Haushalt hatte die Rokoko-Aktion im Vorfeld die Speisekarte beeinflusst. Der Gemüsebauer Markus Fischer erzählte begeistert, wie er Rosenkohl neulich gegessen hat – mit Tomaten, roten und gelben Paprika in Olivenöl in der Pfanne angedünstet. „Das sieht auch farblich gut aus. Sahne und Gorgonzola dazu geben, und das Ganze mit breiten Nudeln vermischt servieren, das schmeckt wunderbar.“

Rosenkohl auf 15 Quadratmetern Fläche

Dass der Rosenkohl nicht nur daheim, sondern im ganzen Ort gut ankam, freute ihn sehr. Schließlich hatte ihm die Idee, den Kreuzblütler, der rund um Rommelshausen auf rund 15 Hektar wächst – was gut einem Drittel der gesamten Anbaufläche in Baden-Württemberg entspricht – in den Mittelpunkt einer Veranstaltung zu stellen, von Anfang an gefallen. „Das Wetter passt auch, für Rosenkohl muss es einfach ein wenig kälter sein.“

Während im Foyer des Bürgerhauses Rosenkohl in dreierlei Variationen geschlemmt wurde, stand Roland Haap draußen an seinem Wagen, der voll beladen war mit prächtigen Rosenkohlstangen. Es ist gerade die Haupterntezeit. „Die sind am Samstag noch auf dem Feld gestanden“, pries der Landwirt sein Gemüse an, das in diesem Jahr besonders gut und groß gewachsen ist, weil es ausreichend geregnet hat. „Im vergangenen Jahr waren es weniger Bebbele viel kleinere.“

Marcel Baars war mit der Rokoko-Premiere mehr als zufrieden. „Offensichtlich haben wir mit der Idee in ein Wespennest gestochen – positiv gemeint“, sagte der Kümmerer von Kernen, der den Anstoß zur Gemüse-Feier gegeben hatte. „Wir wuchern mit den Pfunden, die wir hier zu bieten haben, und in unserem heimischen Rosenkohl steckt viel Potenzial.“ Wolf Grünenwald, der die Remstal-Gartenschau 2019 in der Gemeinde organisiert, würde das neue Kohl-Fest nach dem erfolgreichen Auftakt allzu gerne ins Angebot integrieren. Allerdings endet die Gartenschau bereits im Oktober.