Ingrid und Hans Hey haben die Idee mit den Liebesschlössern nach Heilbronn gebracht und am Neckar beim Götzenturm einen „Liebespunkt“ in der Stadt geschaffen – den sich das Stadtmarketing mittlerweile zu Nutze macht.

Heilbronn - Mit rund 10 000 Schlössern ist Heilbronn inzwischen tatsächlich in die Riege der Liebesschloss-Städte wie Hamburg, Dresden oder Potsdam aufgestiegen. Am „eisernen Steg“, der Brücke am Götzenturm über den Neckar, kann man sich davon überzeugen. Probleme mit der Statik wie in anderen Städten gibt es hier nicht, „da haben wir vorgesorgt“, sagt Bernhard Winkler. Der frühere Heilbronn-Marketing-Chef hat die Idee der Liebesschlösser bereitwillig aufgegriffen, als das Ehepaar Ingrid (77) und Hans Hey (82) sie ihm vor sieben Jahren präsentiert haben. „Ich bin ein romantischer Quatschkopf“, sagt Hans Hey über sich: Er will Heilbronn zur Stadt der Liebe machen – und wird von der Stadtverwaltung dabei kräftig unterstützt. Ein „romantischer Quatschkopf“ ist Hey vielleicht, erfolgreich ist er gewiss.

 

Als Führungskraft im Außendienst bei Knorr machte er eine Ausbildung zum Verkaufstrainer. Als er sich 1969 als Trainer selbstständig machte, konnte noch kaum jemand etwas mit diesem Beruf anfangen. Er war dennoch erfolgreich, zahlreiche Buchbeiträge und Fachartikel belegen es, ebenso Auszeichnungen wie etwa seine Ernennung zum Ehrenpräsidenten im Berufsverband Deutscher Verkaufsförderer und Trainer, wie das Bundesverdienstkreuz 1987, die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg oder die Goldene Münze der Stadt Heilbronn. Die erhielt er unter anderem auch dafür, dass er über Jahrzehnte das Heilbronner Sinfonieorchester führte und bis heute die Gottlob-Frick-Gesellschaft, die sich dem Sängernachwuchs widmet. Der Musikliebhaber, Sohn einer Schauspielerin, wurde von seiner Großmutter Jenny Hey großgezogen, die bis zu ihrem Tod mit 104 Jahren eine hochverehrte Soubrette des alten Theaters Heilbronn war.

Die Heys hängten das erste Schloss ans Metallgitter

„Wo sollen wir das jetzt hinhängen?“ Mit dieser Frage begann 2010 die Geschichte des Liebespunktes in Heilbronn. Die seinerzeit in Köln lebende Tochter hatte ihren Eltern zur Goldenen Hochzeit ein graviertes Vorhängeschloss geschenkt, sie kannte diesen Liebesbeweis von der Hohenzollernbrücke, wo schon mehrere Tausend davon hingen. Also startete das Paar, das bis heute keinen Hehl aus seiner Liebe macht, die Initiative für den „Liebespunkt in Heilbronn“ und hängte das erste Schloss an das Metallgitter. Noch am gleichen Abend folgten zwanzig Paare ihrem Beispiel. „Seither feiern wir jedes Jahr im August den Tag des Liebesschlosses in Heilbronn“, sagt Hans Hey, mit roten Herzluftballons, Losaktionen, kleinen Geschenken. In diesem Jahr reichten 200 Ballons nicht aus, Scharen von Kindern und vor allem junger Menschen mit Migrationshintergrund hätten die Gelegenheit genutzt – so wie das junge Paar mit Kinderwagen, das sich küsste und dann den Schlüssel in die Neckarfluten warf, erzählt Hans Hey.

Während andere Städte wie beispielsweise Heidelberg gegen die Liebesschlösser vorgehen, macht man in Heilbronn das Beste daraus, auch mit Unterstützung des Verkehrsvereins und der Marketing GmbH. So gehört zum touristischen Angebot der Stadt auch „Verliebt in Heilbronn“, eine Pauschalreise mit Liebescocktail, Liebesmenü und einer Nacht in einem Traumraum-Hotel.

Der Götzenturm soll romantisches Zentrum der Stadt werden

Kennengelernt hat sich das Ehepaar Hey in der Tanzstunde, ein Rezept für ihre fortdauernde Zuneigung haben sie nicht. Aber einen Wunsch: „Dass Heilbronn immer mehr zur Stadt der Liebe wird und der Liebespunkt am Götzenturm den romantischen Mittelpunkt bildet.“ Hans Hey bekommt viel positives Echo auf seine Initiative, gelegentlich werden ihm auch Hochzeitsbilder glücklicher Paare zugeschickt. Kein Verständnis hat er für Leute, die sich über die Liebesschlösser mokieren, die Gefühle derer, die sie anbringen, sollten respektiert werden, findet er. Was er von der jüngsten Idee der Frankfurter Aktionsgemeinschaft „Hauptschule“ hält, die dort alle Liebesschlösser entfernen und einschmelzen lassen will, weil sie ein „Knastsymbol“ seien, braucht man ihn gar nicht erst zu fragen.