Eigentlich wollte ein Reporter nur einen Verbesserungsvorschlag machen. Er griff zum Telefon – und setzte eine kleine Behördenlawine in Gang.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Es war einmal eine Staatsanwaltschaft. Die ist quasi über Nacht zu einem beachtlichen Maß an Mehrarbeit gekommen. Ein Fall war da in ihre Amtsstuben geflattert, der die Menschen im ganzen Land in seinen Bann zog. Von Stund an stand das Telefon bei der Behörde nicht mehr still, so dass diese beschloss, es sei das Beste, gar nicht mehr abzuheben. All die Reporter mit ihren vielen Fragen wurden nur noch per E-Mail informiert. Das hat zwar funktioniert, aber das System ist optimierungsfähig. Bestimmte Antworten provozieren neue Fragen, die dann wieder niedergeschrieben werden müssen. So dauerte einen halben Nachmittag, was am Telefon in drei Minuten erledigt worden wäre. Es hätte so schön einfach sein können.

 

Ein Reporter hatte die Idee, das übergeordnete Justizministerium zu bitten, doch selbst mal bei der Behörde anzurufen, und genau diese Überlegung kundzutun. Zumal die fleißigen Staatsanwälte in ihren Antwortmails viel Zeit in Erklärungen investiert hatten, die gar nicht erbeten waren. Man werde dem Wunsch des Reporters gerne entsprechen, so das Ministerium, der solle das doch aber bitte kurz per Mail mitteilen. Getan und abgehakt, denkt der Reporter. Klarer Fall von Denkste.

Große Kanone für den kleinen Spatz

Man habe die Mail als „fachliche Dienstaufsichtsbeschwerde“ aufgefasst und an die zuständige Generalstaatsanwaltschaft weitergeleitet, stand in dem Brief aus dem Justizministerium, der den Reporter nach wenigen Tagen ereilte. Das schien dem Mann dann doch eine große Kanone für einen kleinen Spatz, weswegen er sofort zum Telefon griff. Er wolle weder der Staatsanwaltschaft Böses noch den Behördenapparat in Wallung bringen, tat der Reporter kund. Das sei auch nicht der Fall, wurde ihm versichert. Das Schreiben sei Routine, alles kein Problem.

Der Reporter hatte die Angelegenheit bereits vergessen, da landete das Schreiben der Generalstaatsanwaltschaft auf seinem Schreibtisch. In Sachen Dienstaufsichtsbeschwerde habe man nach Anhörung der Betroffenen die Vorgänge überprüft und könne kein Fehlverhalten feststellen, hieß es. All das auf drei Seiten ausführlich begründet. Der Reporter hat gewisse Schuldgefühle, dass hoch bezahlte Juristen so viel Zeit in diesen Vorgang investieren. Er würde gerne zum Telefon greifen, um das kundzutun. Er traut sich aber nicht mehr.