Eine Serie stellt alle Cannstatter Stadtteile vor. Heute: Birkenäcker. Das Wohngebiet zeichnet sich durch viel Grün, Ruhe und gute Luft aus. Ein Manko ist die fehlende Nahversorgung.

Bad Cannstatt - Birkenäcker. Nicht einmal jeder Cannstatter kennt ihn. Es ist der unbekannte Stadtteil. „Mir selbst war er eigentlich auch kein Begriff, bevor ich vor fünf Jahren mit meiner Familie hierhergezogen bin“, gesteht der gebürtige Cannstatter Stefan Conzelmann. Und damit sei er nicht allein, einem Nachbarn ging es ebenso. In vielen Köpfen gehört das Wohngebiet einfach zum Hallschlag – doch das sehen seine Bewohner ganz anders: „Die Bewohner wollen nicht mit dem schlechten Ruf des Hallschlags in Verbindung gebracht werden, der leider noch in vielen Köpfen verankert ist, auch wenn sich der Hallschlag stark verändert hat und die Realität inzwischen anders aussieht“, sagt der Jurist.

 

Wohl aber fühlen sich die Bewohner des Stadtteils Birkenäcker als Cannstatter: „Vor allem die älteren Leute gehen zum Einkaufen nach Bad Cannstatt, nicht in die Stuttgarter Innenstadt.“ Viele seien deshalb verärgert darüber, dass die direkte Busverbindung zwischen Birkenäcker und Bad Cannstatt eingestellt wurde, seit die Stadtbahnlinie U 12 seit Sommer 2013 bis zum Hallschlag und damit auch durch den zwischen Löwentor und Hallschlag gelegenen Stadtteil fährt. Für ihn selbst, für Schüler und Berufstätige, die regelmäßig in die City wollten und müssten, sei die Stadtbahnanbindung freilich ein Segen: „Meiner Meinung nach ist es einer der Pluspunkte des Stadtteils.“

Fehlende Nahversorgung

Und derer gebe es viele, sagt der Familienvater: „Die Luft ist hier oben viel besser. Unser Haus zum Beispiel liegt an der Frischluftschneise, so haben wir auch im heißesten Sommer nachts eine angenehme Abkühlung.“ Im Winter erkenne man bei entsprechenden Temperaturen den Frischluftzustrom daran, dass die Autos, die unmittelbar in diesem Gebiet parkten, als einzige zugefrorene Scheiben hätten, während wenige Meter weiter nicht gekratzt werden müsse. Weitere Vorteile seien viel Grün und Ruhe. „Wenn man das Fenster öffnet, hört man normalerweise nichts als Vogelgezwitscher.“ In wenigen Schritten sei man mitten in den Weinbergen und könne eine traumhafte Aussicht ins Neckartal genießen.

Einziges Manko, vor allem für Anwohner, die kein Auto haben: die fehlende Nahversorgung. „Bis vor einiger Zeit gab es an der Ecke Darmstädter Straße/Sparrhärmlingweg einen kleinen Lebensmittelladen, doch der musste einem Neubau weichen.“ Für ältere Bewohner des Stadtteils sei dies problematisch – für jüngere Leute mit Auto gebe es in der Nähe ausreichend Einkaufsmöglichkeiten, sagt Conzelmann und verweist auf das Römerkastell sowie die bei der Zuckerfabrik gelegenen Supermärkte.

Attraktives Wohngebiet

Als Wohngebiet aber, davon ist Stefan Conzelmann überzeugt, sei der Stadtteil sehr attraktiv. Und als solches ist er auch entstanden – zwischen 1950 und 1960 wurden die ersten Häuser gebaut, heute ist der Mix aus Genossenschaftswohnungen und Eigentumshäusern charakteristisch für den Stadtteil, in dem auch zurzeit wieder neue Wohnungen entstehen. „Die Bevölkerung im Stadtteil ist gut durchmischt, sodass auch der kleine Teil mit sozialem Wohnungsbau sich gut einfügt“, sagt der ehemalige Cannstatter Bezirksbeirat. Birkenäcker – also nicht nur der unbekannte, sondern der unterschätzte Stadtteil.