Im Hallschlag hat sich in den vergangenen Jahren vieles verändert, und zwar nicht nur optisch. Darüber spricht Mathias Klotzbücher im neuen Teil der Serie „Ein Stück Cannstatt“, in der alle 18 Stadtteile des Bezirks Bad Cannstatt vorgestellt werden.

Bad Cannstatt - „Net so b’häb sei“, sondern offen, freundlich und multikulturell – das macht für Mathias Klotzbücher den Stadtteil Hallschlag aus. Der 48-Jährige lebt zwar nicht von Geburt an dort, fühlt sich dem Stadtteil aber seit jeher zugehörig, wie er sagt. „Ich bin auf der anderen Seite des Sparrhärmlingwegs aufgewachsen, habe aber schon seit der Grundschule Freunde aus dem Hallschlag gehabt“, erzählt er. Am meisten beeindruckt habe ihn als Kind die Fröhlichkeit und Offenheit der Bewohner des Hallschlags. „Die hatten teils noch kleinere Wohnungen als wir und trotzdem waren alle immer so nett und gastfreundlich. Da hat man einfach noch einen Teller dazugestellt“, erinnert er sich.

 

Als Teenager hat Klotzbücher angefangen, sich ehrenamtlich im Stadtteil zu engagieren, zunächst für die Lernhilfe für Ausländerkinder, später als Zivildienstleistender, im Ferienwaldheim oder auch beim Projekt Soziale Stadt als Sprecher der Themengruppe Bildung. Ende der 90er Jahre hat Klotzbücher zusammen mit anderen das Wohnprojekt samt Nachbarschaftszentrum auf dem Gelände der ehemaligen McGee-Kaserne gegenüber der Reiterkaserne gestartet. Dort ist er zwar im Februar dieses Jahres aus persönlichen Gründen ausgezogen, hat inzwischen aber eine Wohnung an der Bottroper Straße gefunden. „Es war mir wichtig, im Hallschlag zu bleiben, und so geht es inzwischen vielen Menschen“, sagt er.

Das Abschlusszeugnis der Altenburgschule war ein Ausschlusskriterium

Klotzbücher arbeitet als Pädagogische Fachkraft an der Altenburgschule. Früher habe der Stadtteil einen schlechten Ruf gehabt. „Das Abschlusszeugnis von der Altenburgschule war ein Ausschlusskriterium für viele Arbeitgeber“, sagt Klotzbücher. Das Sanierungs- und Investitionsprojekt Soziale Stadt habe dies verändert. Am Augenscheinlichsten sei sicher die optische Veränderung des Stadtteils durch neue Bauwerke und sanierte Straßen. Doch auch das Gemeinwesen sei gestärkt und die Durchmischung der Bewohner gefördert worden. „Ich finde es wichtig, den Menschen die gleiche Chance im Leben zu geben. Die Kinder und Jugendlichen können nichts für die Umstände und dass sie bildungsferne Eltern haben“, sagt Klotzbücher. Besuchern falle sicher die veränderte Optik als erstes ins Auge. Aber der Hallschlag sei schon immer ein wunderschöner Stadtteil gewesen, betont Klotzbücher, und zwar wegen der vielen Grünflächen.

Dennoch, das Erscheinungsbild habe sich stark verändert, und das „erregt eine andere Wirkung, sowohl für Bewohner als auch für Besucher“. Er sehe dem Neubau des Mehrgenerationenhauses erwartungsvoll entgegen und auch dem Umbau der Straße Am Römerkastell, die verschmälert werden soll. Was Klotzbücher ärgert, ist, dass trotz der vielfältigen positiven Veränderungen der Hallschlag bei manchen Menschen in der Außenwirkung in der Vergangenheit stehen geblieben ist. „Ich habe einen ,Tatort‘ im Fernsehen gesehen, in dem als Stereotyp der saufende Kerl aus dem Hallschlag vorkam. Das ist schade, denn es ist stigmatisierend. Es wird ein zu einfaches Bild transportiert, das überholte Vorurteile bestätigt.“ Einwohner
7186

Fläche
97,8 Hektar

Besonderheit
früher sozialer Brennpunkt, der sich durch die Soziale Stadt stark verändert hat