Hobby-Radler Martin Hodina hat beim Langstreckenklassiker Fichkona 626 Kilometer in 21 Stunden zurückgelegt und einen persönlichen Rekord eingefahren.

Waldenbuch - Er weiß, was es bedeutet, sich abzustrampeln. Martin Hodina sucht die Herausforderung im Sattel. Rund 15 000 Kilometer auf dem Mountainbike oder dem Rennrad notiert der Waldenbucher Hobby-Sportler jährlich in seinem Fahrtenbuch. Seit 1990 ist er Mitglied bei den Waldenbucher Radfreunden. Die wöchentlichen Trainingsfahrten in der Gruppe, die tägliche Tour ins Geschäft nach Leinfelden und die Teilnahme an Radrennen in der Umgebung sind fest in seinen Terminkalender eingeplant. Das ist viel, aber manchmal einfach nicht genug. 2013 hat Martin Hodina einen besonders anspruchsvollen Wettbewerb draufgesattelt: In 21 Stunden hat er 626 Kilometer vom Fichtelberg im Erzgebirge bis Kap Arkona auf der Ostseeinsel Rügen zurückgelegt.

 

Der 29. Juni 2013 ist ein kühler, regnerischer Tag. Der kalendarische Sommeranfang liegt eine gute Woche zurück. Auf dem Fichtelberg nahe der Gemeinde Oberwiesenthal im sächsischen Erzgebirge ist davon nichts zu spüren. Der stürmische Wind treibt dunkelgraue Wolken über den 1214 Meter hohen Gipfel. Das Thermometer zeigt acht Grad Celsius. Trotz des unwirtlichen Wetters herrscht auf dem Hochplateau buntes Treiben. 160 Radfreunde haben einen der begehrten Startplätze des Langstreckenklassikers „Fichkona“ ergattert. Einer davon ist Martin Hodina, der sich an diesem Tag einen lang gehegten Wunsch erfüllt: „Einmal im Jahr muss ich an meine Grenzen gehen. So weit an einem Stück bin ich bisher noch nicht geradelt.“

Kein Durchschnaufen am Rügendamm

Vor ihm liegt ein Weg, der viele Herausforderungen birgt. „Mit dem Rad zum Baden fahren“, hat der Veranstalter die Tour augenzwinkernd betitelt. Wer genauer hinschaut entdeckt, dass die Strecke kaum in Badelatschen, T-Shirt oder Standkleid bewältigt werden kann. Der „Wahnsinnsritt im Osten“ führt über die Ausläufer des Erzgebirges, durch die Dübener Heide, die Lutherstadt Wittenberg nach Potsdam. Danach gilt es auf den mecklenburgischen Alleen die Kräfte zu mobilisieren. Doch auch am Rügendamm kann noch nicht durchgeschnauft werden. „Der Weg über die Insel nach Kap Arkona ist weiter als gedacht“, erzählt Martin Hodina.

Ob er das Ziel erreichen wird, weiß der Waldenbucher Radler nicht, als die Friedensglocke auf dem Fichtelberg um 10Uhr zum Aufbruch schlägt. Er hat eine Gruppe mit mittlerem Schwierigkeitsgrad gewählt. Die geplante Marathonroute macht Probleme. „Das Hochwasser zwei Wochen zuvor hatte rund um Wittenberg Spuren hinterlassen. Viele Straßen waren beschädigt“, erinnert sich der 49-Jährige. Martin Hodina hat Glück. Die Wege sind frei, das Team hat in etwa den gleichen Leistungsstand, man kommt ins Gespräch und motiviert sich, wenn sich die Kilometer in die Länge ziehen oder die Muskeln schmerzen. Salztabletten gegen Krämpfe hat der Waldenbucher im Gepäck. Er braucht sie nicht. „Ich war wahnsinnig motiviert. Man steht ungeheuer unter Strom“, sagt er.

Die Müdigkeit vertrieben

Immer wieder helfen neue Eindrücke und die Verpflegungsstationen dabei, die Energiereserven zu mobilisieren. Als sich der Tag zu Ende neigt und die Dunkelheit einbricht, erreicht die Gruppe Potsdam. Dort warten Polizeimotorräder, die die Pedaleure durch die Stadt geleiten. „Ein tolles Erlebnis, das die Müdigkeit vertrieben hat“, schwärmt Martin Hodina. Während der restlichen Nachtstunden dienen die Rücklichter der Vorderleute als Motivator. „Man kommt in einen Rhythmus, der einen immer weiterfahren lässt“, erzählt der Radfreund. „Ich bin einfach nur den kleinen roten Glühwürmchen gefolgt.“

Hellwach ist der 49-Jährige Fichkona-Debütant als sich am Morgen des 30. Juni in der Ferne die Silhouette der Brücke nach Rügen abzeichnet. Von Stralsund aus geht es weiter, quer über die Insel bis zu den Leuchttürmen von Kap Arkona. Nach 21 Stunden und 626 Kilometern steigt Martin Hodina vom Rad. Er hat es geschafft. „Einerseits war ich erleichtert, andererseits hatte ich das Gefühl, noch 100 oder 200 Kilometer weiterfahren zu können“, beschreibt er seine Gefühle. Das Bier, mit dem die Gruppe im Ziel anstößt, schmeckt dann aber doch zu gut, um weiter zu grübeln und unter der warmen Dusche kommt der Waldenbucher zu der Erkenntnis: „Die Mühe hat sich gelohnt. Das war ein einmaliges Erlebnis.“