Stadt und Polizei haben sich im Winter 2014/2015 um die Bürger im Norden der Stadt gekümmert: Weil dort die Einbruchszahlen stark gestiegen waren, wurde ein Präventionsprojekt angeboten. Nun liegt die Auswertung vor.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Mehr Haushalte haben in Sicherheitstechnik investiert, weitere wollen das tun. Außerdem merkten die meisten Befragten, dass im Herbst vor einem Jahr die Polizei vermehrt im Stuttgarter Norden aktiv war, um über Einbruchsschutz aufzuklären. Dies sind Ergebnisse einer Studie zur Einbruchsprävention, die in sechs Stadtteilen des Stuttgarter Nordens erhoben wurde. Im Herbst 2014 und im Frühjahr 2015 befragten Stadt und Polizei 2500 Haushalte. Und sie stellten fest: Die Aktion, die Information und eine verstärkte Polizeipräsenz im Bezirk mit Fußstreifen und Informationsangeboten umfasste, kam gut an.

 

Prävention hat normalerweise einen Haken, wenn es an die Evaluation geht: ihr Erfolg ist quasi nicht messbar, hört man immer wieder, spricht man die damit betrauten Polizeibeamten darauf an. Mitunter haben sie dabei auch einen leicht zerknirschten Unterton, denn es wäre natürlich schöner, die Früchte der eigenen Arbeit präsentieren zu können. Aber Verbrechen und Straftaten, die aufgrund von im Vorfeld zur Abschreckung und Verhinderung getroffenen Sicherheitsmaßnahmen nicht geschahen, kann man nun mal nicht zählen, das ist die Krux.

Umso zufriedener waren die Gesichter, als am Freitag das Ergebnis eines Projekts zur Einbruchsprävention im Stuttgarter Norden vorgestellt wurde, ausgewählt waren sechs Stadtteile des Bezirks. Die Wahl sei deswegen auf den Norden gefallen, weil dort in den Jahren zuvor ein Schwerpunkt bei den Einbrüchen gelegen habe. Dabei ist die Zufriedenheit nicht allein auf den Rückgang der Einbruchszahlen in diesem Bezirk auf knapp die Hälfte gegenüber 2014 gegründet (siehe Karte), denn diesen Effekt gab es in der ganzen Landeshauptstadt. Die Beamten und Vertreter der Stadt gehen weiter. Was ihnen mehr bedeutet: Die Bewohner fühlen sich wieder sicherer in ihrer Umgebung und haben aufgrund der Aktion auch Maßnahmen ergriffen, um sich fortan besser gegen Einbruch zu schützen.

Bürger sind bereit, in Sicherheitstechnik zu investieren

Positiv bewertete Ludwigs Haupt, der Leiter des Referats Prävention bei der Stuttgarter Polizei, dass mehr Bürger angaben, sie seien bereit, in Sicherheitstechnik zu investieren. Dieser Wert stieg vom Anfang der Studie im Herbst 2014 bis zur abschließenden Befragung im Frühjahr 2015 um sechs Prozentpunkte bei jenen, die „auf jeden Fall bereit“ sind, etwas dafür zu tun (26 gegenüber 20 Prozent). Das sei insofern eine gute Nachricht, als 44,5 Prozent der Einbrüche Versuche waren, die den Tätern nicht glückten. Aus Studien, für die erwischte Einbrecher befragt wurden, wisse man, dass ein Täter nach etwa drei Minuten aufgebe, wenn er eine Tür oder ein Fenster – die Hauptangriffspunkte – nicht aufbekomme, ergänzte Ulrich Sauter, der Leiter der Kriminalprävention bei der Polizei. 54 Prozent der befragten Bürger gaben an, schon etwas unternommen zu haben, um den Tätern das Leben schwer zu machen. Das war bei der ersten Fragerunde. Nach den Informationen im Bezirk stieg der Anteil auf 60 Prozent. Es sei unwahrscheinlich, dass diese Investitionen aufgrund der Präventionsaktion getätigt wurden, schränkte Haupt ein. Meist sei so etwas längerfristig geplant.

Es ist nicht alles prima, was die Experten in den Fragebögen vorfanden. So staunte man zum Beispiel bei der Polizei, als man die Antworten las, wie die Bürger die verstärkten Fußstreifen im Stuttgarter Norden wahrgenommen haben. „Sehr gut“ kreuzten zwar 39 Prozent der befragten an, mit „gut“ bewerteten das 24 Prozent. Aber dass zwölf Prozent die Präsenz „schlecht“ oder „sehr schlecht“ einstuften, wo es doch ein immer wieder geäußerter Wunsch der Bürger ist, in Wohngebieten mehr Polizei patrouillieren zu lassen, das war dann doch verwunderlich. „Vielleicht haben diejenigen das angekreuzt, weil sie die Streifen nicht gesehen haben“, lieferte Haupt eine Erklärung dafür. Das Sicherheitsempfinden sei gestiegen: In der zweiten Fragerunde sahen 30 Prozent ihre Gegend als „stark oder sehr stark“ von Einbrüchen bedroht – fünf Prozent weniger als zu Beginn.

Die Studie lief im Rahmen eines europäischen Projekts des Städtenetzwerks Europäisches Forum für urbane Sicherheit (EFUS). Leipzig möchte das Projekt nun nachmachen, kündigte Gunter Schmidt, Leiter der Kriminalprävention bei der Stadt Stuttgart, an.