Jirí und Otto Bubenícek, einst Solisten in der Kompanie von John Neumeier, bringen für das Badische Staatsballett „Rusalka“ zum Tanzen – und zeigen die Nixe als Frau, die mehr will.

Stadtleben/Stadtkultur/Fildern : Andrea Kachelrieß (ak)

Stuttgart - Der Erfolg von „Krabat“, mit dem Demis Volpi 2013 in Stuttgart ein Balletthit für die ganze Familie gelang, ermutigt andere Kompanien zu ähnlichen Projekten. So tanzt in Karlsruhe nun „Rusalka“. Jirí und Otto Bubenícek haben das Märchen von der Nixe, die raus will aus dem Teich und rein ins Herz des Prinzen, im Auftrag von Birgit Keil neu erzählt. Bei der Premiere am Samstag im Großen Haus der Badischen Staatstheater gab’s nach zwei mit Tanz voll bepackten Stunden viel Applaus für die Bubeníceks und Keils Ensemble. Zu Recht, denn vom ersten Schritt an spürte man, dass die Zwillingsbrüder, die in Hamburg als Solisten mit den Kreationen John Neumeiers groß wurden, wissen, wie man Charaktere über Bewegungen skizziert und wie man dem Tanz ein ansprechendes Umfeld gestaltet – wobei Jirí Bubenícek choreografiert, sein Bruder Otto die Ausstattung übernimmt.

 

Langsam öffnet sich der Vorhang auf eine Unterwasserwelt, in der andere Gesetze gelten. Seegras, Lichtreflexe, ein Steg rahmen den Tanz der Nixen. Froschgrüne Bodys, transparent-schillernde Tuniken, weiche Bewegungen reichen aus, Fischschwänze brauchen sie keine. Auch nicht Rafaelle Queiroz, die als Rusalka dynamischer ihr Haar wirft, sehnsuchtsvoller die Arme schwingt, damit alle sehen: Hier tanzt eine, die mehr will, die den Auf- und Ausbruch wagt. Dass der Prinz, dem sie ihr altes Leben opfert, wie die Menschen um ihn triebgeleitet ist und noch vor der Hochzeitsnacht eine andere küsst, macht dieses Märchen – und auch das Ballett der Bubeníceks – zum Ort von Hoffnung und Enttäuschung. Getragen von der Musik Janáceks (vom Band) und romantischer Sehnsucht sind die Begegnungen Rusalkas mit dem Wassermann (Juliano Toscano) und dem Prinzen (Flavio Salamanka), taugen mit dem Abtauchen in große Gefühle aber eher für Ballettfans als fürs Familienabo. Nixe, bleib bei deinen Algen? Dem jungen Publikum hätte man eine zeitgemäßere Wendung, mehr Zuspitzung gewünscht: eine gruseligere Hexe, einen weniger biederen Prinzen, der mit seinem Hofstaat wirkt, als sei er einem alten Märchenbuch entstiegen.

Weitere Termine bis zum 9. Juli