Der Center-Manager Kemal Düzel arbeitet seit neun Monaten an einem neuen Image der Mall. Zum Zweijährigen des Gerbers startet er eine Dienstleistungsoffensive.

Stuttgart - Seit dem Start vor zwei Jahren liegt hinter dem Einkaufscenter Gerber eine wechselhafte Geschichte. Nach einem klassischen Fehlstart wurde nicht nur am Image gearbeitet und das Centermanagement ausgetauscht, sondern auch die Strategie angepasst. Unter dem neuen Centermanager Kemal Düzel lautet das Zauberwort anlässlich des zweijährigen Bestehens: Serviceoffensive.

 

Damit will Düzel den Aufwärtstrend unterstützen, den das Gerber seit seiner neunmonatigen Amtszeit genommen habe. Damit meint der Manager weniger die nackte Zahl der Passantenfrequenz. Freilich sei es wichtig, dass möglichst viele Menschen durch das Center schlendern. Im Schnitt sind es rund 25 000 täglich. Aber noch wichtiger ist es, dass die Kunden dort auch einkaufen. Nur dann sind auch die Mieter zufrieden. Düzel zeigt bei einem Rundgang durch sein Reich Beispiele zufriedener Mieter. Unter anderem der Shop von Tezenenis. Dahinter verbirgt sich der Dessous-Spezialist Calzedonia als Mutter, der damit neben der Tochter-Marke Intimissimi nun mit dem dritten Ableger im Gerber vertreten ist. „Wenn das Gerber ein schlechter Standort wäre, würde Calzedonia hier mit Tezenenis nicht neu eröffnen“, sagt Düzel.

Vermietungsgrad liegt bei 96 Prozent

Aber nicht nur die Mieter im Gerber, das einen Vermietungsstand von 96 Prozent im Ladenbereich und Vollvermietung bei den Wohnungen verzeichnet, seien zufrieden. „Ich stelle bei Gesprächen mit Kunden immer wieder fest, dass sie eine andere Sicht auf uns bekommen.“ Weg vom Center, das mit dem Milaneo verglichen wird. Hin zum Stadtkaufhaus. Man könnte aber auch sagen, viele Stuttgarter nehmen das Gerber nun überhaupt als Einkaufsoption wahr. „Es findet ein Imagetransfer statt“, sagt Düzel, der diesen Trend mit neuen Ideen unterstützen will. Der Servicegedanke werde dabei eine große Rolle spielen: „Am 12. Oktober starten wir unser neues Dienstleistungsangebot.“ Die Idee ist, eine Schnittstelle zwischen dem Online- und dem stationären Handel zu schaffen. Wer beispielsweise bei Zalando im Internet Schuhe bestellt, kann sie im ersten Stock des Gerber anprobieren, mitnehmen oder aber wieder zurückschicken. „Idealerweise nimmt die Kundin die bestellten Schuhe und kauft sich einen Stock tiefer bei uns noch ein Kleid dazu“, skizziert Kemal Düzel die Strategie.

Aber auch dem klassischen Kunden will er das Einkaufen leichter machen. Denn 50 Prozent sind Stuttgarter, die überwiegend nicht mit dem Auto zum Gerber kommen. Ihnen, aber auch Kunden von Läden aus dem Gerberviertel, wird ein Lieferservice per Elektrolastenrad geboten. Einkäufe bis zu 31 Kilogramm werden ab einem Warenwert von 50 Euro kostenlos nach Hause transportiert. Unter diesem Wert kostet der Transport 2,99 Euro. Dass so ein Angebot beim Konkurrenten Milaneo nie vom Kunden angenommen wurde, macht Düzel nicht bange: „Dieser neue Service ist für unsere Kunden besonders attraktiv, denn Befragungen haben gezeigt, dass über 80 Prozent zu Fuß oder mit dem Rad oder mit dem ÖPNV kommen.“

Gerber will vom Dorotheenquartier profitieren

Diese Quote macht dem Centermanager auch Mut für die Zukunft. Denn bisher haben sich die Laufwege aus der City über die Marienstraße in Richtung Gerber noch nicht etabliert. Düzel hofft, dass sich nach der Eröffnung des Dorotheenquartiers, der Primark- sowie der Uniqlo-Filiale auf der oberen Königstraße das Einkaufsgeschehen stärker vom Bahnhof in Richtung Querspange verlagert. „Von dieser Entwicklung wollen wir ebenso profitieren wie von dem neuen City-Baumarkt in der Sophienstraße“, sagt Kemal Düzel, „da erwarte ich mir gegenseitige Effekte.“

Nicht mehr davon profitieren wird Hannes Steim, der Initiator des Design-Supermarktes sowie verschiedener Pop-Up-Konzepte im Gerber-Obergeschoss. In Steims Supermarkt wird ein Möbel- und Accessoire-Laden einziehen. Steim selbst soll dem Gerber jedoch in beratender Funktion erhalten bleiben.