Der Jugendrat im Stuttgarter Norden hat elf Mitglieder. Einer ist der 18-jährige Oliver Scheer. Gut die Hälfte seiner Amtszeit hat er mittlerweile hinter sich. Eine Bilanz.

Stuttgart - Der Bolz-Platz neben der Skaterhalle im Stuttgarter Norden ist durch einen etwa zwei Meter hohen Metallzaun abgesperrt. Auf der Spielfläche liegen Steine. Oliver Scheer zeigt auf das Schild am Zaun: „Spielplatz gesperrt! wegen Unfallgefahr!“ steht drauf.

 

„Der Platz ist seit Monaten dicht“, sagt der 18-jährige Abiturient. Sämtliche Vorstöße des Jugendrats Nord bei der Stadtverwaltung das zu ändern, scheiterten bislang. „Und das, obwohl es bei uns im Norden sonst nur noch den Bolz-Platz beim Jugendhaus gibt“, kritisiert Scheer und ist damit schon bei seiner Motivation, sich als Jugendrat zu engagieren: „Der Stuttgarter Norden ist ein toller Stadtteil. Ich möchte nirgendwo anders wohnen. Aber für uns Jugendliche gibt es wenig Möglichkeiten sich zu treffen, obwohl die Zahl der jungen Leute und Kinder wächst“, sagt Scheer. Aus Mangel an Alternativen treffen sich die Jugendlichen sogar auf dem Pragfriedhof. Scheer: „Damit sind viele Bürger nicht einverstanden, und die Jugendlichen könnten sich auch geeignetere Treffpunkte vorstellen.“ Das weiß er aus Gesprächen und der Umfrage, die der Jugendrat Nord bei den Jugendlichen im Zusammenhang mit der Bürgerbefragung zur Entwicklung des Rosensteinquartiers gemacht hat.

Da sich Scheer „schon immer für Politik interessiert“, ist sein Engagement im Jugendrat die Chance, die Kommunalpolitik von innen kennenzulernen. Jugendrat ist er seit Februar 2016 und zusammen mit seinem Kollegen Florens Rilling auch Ratsprecher. Erst im vergangenen Monat haben die beiden das den Bezirksbeirat in dessen öffentlicher Sitzung davon überzeugt, dass das Budget von insgesamt 3300 Euro für zwei Jahre um 1500 Euro aufgestockt werden muss. Mit dem Zuschuss kann der Jugendrat Nord die geplanten Sommerveranstaltungen problemlos finanzieren. Dazu gehört der „Nordcup“, ein Fußballturnier zwischen den Jugendlichen im Norden, das am Donnerstag, den 29. Juni ausgetragen wird. Dann gibt es einen Graffiti-Workshop mit einem Künstler und den „Arschbomben-Contest“ im Höhenfreibad Killesberg. „Dabei geht es darum, beim Sprung vom Turm möglichst witzig auszusehen“, sagt Scheer. Die Termine sollen noch über Facebook herausgegeben werden.

Noch ein knappes Jahr im Amt

Ein gutes Jahr ist Oliver Scheer Jugendrat, ein knappes Jahr hat er noch vor sich. Dann ist Schluss. Gewählt werden können nur Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren. Die insgesamt 43 stimmberechtigten Mitglieder treffen sich einmal pro Monat zur Sitzung im Rathaus. „Wenn wir alle an einem Strang ziehen und etwas auf die Beine stellen, macht das richtig Spaß. Es kann aber auch frustrierend sein, wenn man bei den Diskussionen nicht vom Fleck kommt“, sagt Scheer. Bis zu seinem Amtsende will er die Jugendlichen im Nordbahnhofviertel motivieren, als Jugendrat zu kandidieren. „Zwei Drittel der Räte im Norden wohnen oben am Killesberg, nur ein Drittel unten am Nordbahnhof“, bedauert er. Der Einsatz im Jugendrat lohnt sich seiner Meinung nach: „Oft geht es nur in kleinen Schritten voran, aber es geht voran. Und irgendwann ist der gesperrte Bolzplatz wieder bespielbar“, hofft er.

Scheer plant nach dem Abitur ein Lehramtsstudium und will weiterhin in seinem Stadtquartier im Stuttgarter Norden leben – und sich die Stadtpolitik einbringen, vielleicht als Bezirksbeirat. „Mit dem ist unsere Zusammenarbeit hervorragend.“