Die Stuttgarter Bevölkerung wächst seit vielen Jahren. Einen erheblichen Zuwachs erfährt die Stadt aber auch durch die Flüchtlinge. Das ist aber kein Grund, in Stuttgart nun die grünen Stadtränder zu bebauen, meint StZ-Redakteur Jörg Nauke.

Stuttgart - Die Stuttgarter Bevölkerung wächst weiter und hat – nach Lesart der örtlichen Behörde – zum ersten Mal seit 40 Jahren die Grenze von 600 000 Einwohnern überschritten. Ein Anstieg ist seit mehr als einem Jahrzehnt zu beobachten und liegt wie in anderen Metropolen im guten Arbeitsplatzangebot begründet. Es ziehen deutlich mehr Menschen nach Stuttgart als die Stadt verlassen. Auffällig: der Anteil der deutschen Bevölkerung sinkt, jeder vierte Bewohner ist Ausländer.

 

Stark beeinflusst werden die Daten aktuell von den vielen Flüchtlinge, die vorübergehend in Stuttgart Schutz finden. Auch sie werden im Melderegister als Stuttgarter geführt, dabei dürfte klar sein, dass mittelfristig nur ein Bruchteil in der Stadt bleiben kann und will. In den 1990er Jahren gab es durch zigtausende Bürger aus der ehemaligen DDR und Auswanderern aus der Sowjetunion sowie durch viele Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien eine Statistikblase, aus der dann nach und nach die meiste Luft wieder entwich. Die Verantwortlichen im Rathaus rücken deshalb richtigerweise nicht von den Prognosen ab, die für Stuttgart bis 2030 von Stagnation bis moderatem Wachstum ausgehen.

Dabei unterstellen sie vernünftige Prämissen. Sie gehen weder davon aus, dass die Stuttgarter ihre Ansprüche auf das Niveau von 1962 senken wollen, als auf deutlich geringerer Fläche 640 000 Menschen lebten. Sie kalkulieren aber auch nicht mit den Mondzahlen der Immobilienlobby, die Frischluftschneisen zubauen will, um die Stagnation auf dem Wohnungsmarkt zu beenden. Stillstand? Allein in diesem Jahr sind in Stuttgart wieder 100 000 Bürger zu-, weg- oder umgezogen.