Die Gewerbevereine bewerten die Umsätze des Einzelhandels in den Bezirken Degerloch, Sillenbuch, Birkach und Plieningen als zufriedenstellend. Die Konkurrenz aus der nahen Innenstadt, treibe Einzelhändler aber, heißt es. Die Bezirke müssten deshalb attraktive Bedingungen für die Händler schaffen, fordern Vertreter.

Filder - Nein, herschenken könne der Degerlocher Einzelhandel nichts. So lässt sich auf den Punkt bringen, was Jörg Schräpler, der stellvertretende Vorsitzende der Degerlocher Werbegemeinschaft und Mitglied im Ausschuss des Gewerbe- und Handelsvereins (GHV), über das vergangene Jahr und das gerade beendete Weihnachtsgeschäft zu sagen hat. Schräpler will nicht falsch verstanden werden. Mit den Umsätzen sei er zufrieden. „Sie liegen ungefähr da, wo sie auch im Vorjahr waren“, sagt er.

 

Aber: Auch das ist ein Ergebnis. Die Umsätze liegen eben nicht höher. Bäume wachsen in Degerloch für die Einzelhändler nicht in den Himmel, sagt Schräpler. Deshalb sieht er es als überlebenswichtig an, dass der Bezirk seine Kunden nicht an die Konkurrenz anderswo herschenke, vor allem nicht an die in der Innenstadt. „Ich verfolge aus diesem Grund auch die Diskussion um einen Aldi im Degerlocher Zentrum sehr aufmerksam“, sagt Schräpler. Aus seiner Unterstützung für einen Discounter in der Nähe der zentralen Epplestraße macht der Geschäftsführer der Buchhandlung Müller keinen Hehl. „Wir brauchen im Zentrum so viel Frequenz an Besuchern wie möglich.“

Mehr Menschen im Zentrum

In Zeiten, in denen immer mehr Menschen den Weg in ein Geschäft meiden und daheim per Mausklick Waren bestellen, sind Einzelhändler aus der Sicht von Jörg Schräpler besonders darauf angewiesen, dass möglichst viele Menschen im Ortskern unterwegs sind. Dahinter steckt die Kalkulation, dass Kunden eines Discounters eben auch mal ein Buch kaufen, wenn sie in der Gegend sind.

Jörg Schräpler weiß aber auch, dass manche Kunden gerade die eher ruhigere Einkaufsatmosphäre in Degerloch schätzen: „Eine Kundin aus der Innenstadt meinte in der Adventszeit, dass sie extra nach Degerloch kommt, um Geschenke einzukaufen. Den Trubel in der Innenstadt halte sie nicht mehr aus“, berichtet er. Gleichwohl sei dies kein Zeichen dafür, dass die Kundenfrequenz vermehrt in die Randbezirke fließe. „Wir müssen uns darauf konzentrieren, was wir anbieten können – nämlich eine gute Beratung“, sagt Schräpler.

Er verweist darauf, dass gerade die im Durchschnitt ältere Kundschaft in Degerloch eine Nahversorgung mit Waren und einem guten Service schätze. Natürlich würde auch dann noch vieles online geordert. Das sei aber kein Problem, wenn die Geschäfte sich auf die sich verändernden Gewohnheiten einstellen. „Wir haben zum Beispiel schon seit 1997 eine eigene Internetseite“, sagt Jörg Schräpler.

Beratung wichtig

Dass Kunden Wert auf Beratung legen, bestätigt auch Anna Ventouri von Birkach Aktiv. Die Umsätze des Einzelhandels seien im Vergleich zum Vorjahr unverändert, in der Tendenz sogar leicht gestiegen. Ähnlich bewertet das Salvatore Ciminnisi von der Sillenbucher Meile. Für genaue Zahlen sei es noch zu früh, sagt der Vorsitzende der Sillenbucher Geschäftsleute entlang der Kirchheimer Straße. „Meinem Eindruck nach war es ein ordentliches Jahr ohne große Ausschläge nach oben oder unten.“

Auch in Plieningen wird das Weihnachtsgeschäft und das vergangene Geschäftsjahr von der Plieninger Leistungsgemeinschaft (PLG) als ordentlich bewertet – wenn auch ohne Anlass zur Euphorie. Folker Baur, der zweite Vorsitzende der PLG, verweist auf das Wetter, das manchem Einzelhändler in den vergangenen Wochen das Weihnachtsgeschäft mit milden Temperaturen getrübt habe. Er selbst als Sportartikelhändler sei auch betroffen, fügt er hinzu. „Die Leute kaufen ohnehin immer häufiger Skier, kurz bevor sie im Februar in den Winterurlaub fahren. Dann hoffen sie auf reduzierte Preise“, sagt Baur. Geschäften wie seinem bliebe als Mittel also nur eine umsichtige Planung, um bei widriger Witterung Umsatzeinbußen so gering wie möglich zu halten.

Erleichtert über Einigung

Ein großer Erfolg für die PLG sei es, dass es auch im kommenden Jahr einen verkaufsoffenen Sonntag geben werde. Mit Erleichterung hätten die Einzelhändler registriert, dass die Gewerkschaft und die Stadt im vergangenen Jahr eine Einigung erzielt hätten, die solche Veranstaltungen in den Randbezirken im neuen Jahr möglich mache. Dies sei für den Einzelhandel zum Beispiel in Plieningen wichtig, sagt Baur. „Wer nicht wirbt, der stirbt.“

Der zweite Vorsitzende der Plieninger Leistungsgemeinschaft blickt insgesamt zuversichtlich in das neue Jahr. Eines wünsche er sich aber: „Endlich richtiges Sauwetter!“