Beim Martinimarkt am 6. November in Bad Cannstatt öffnen lediglich die Einzelhandelsgeschäfte der Altstadt, andere bleiben außen vor. Für 2017 steht noch nicht fest, ob ein verkaufsoffener Sonntag etwa bei „Musik und Wein“ zugelassen wird.

Bad Cannstatt - Der verkaufsoffene Sonntag ist kein Umsatzbringer, sondern ein Werbetag. So sieht es Dirk Strohm, der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Die Altstadt Bad Cannstatt. „Der Einzelhandel braucht solche Veranstaltungen, um sich zu präsentieren und neue Kunden zu gewinnen“, sagt. Über den Vorstoß der „Allianz für den freien Sonntag“, die verkaufsoffenen Sonntage in Stuttgart größtenteils abzuschaffen, ärgert er sich.

 

Die Allianz besteht aus Vertretern der Kirchen, dem Deutschen Gewerkschaftsbund und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Sie spricht sich dafür aus, dass der Sonntagsarbeit rechtliche Schranken gesetzt werden sollen. Allerdings stellt die Verdi-Gewerkschaftssekretärin Christina Frank auf Nachfrage unserer Zeitung klar: „Dieser Vorstoß kam nicht von uns.“ Die verkaufsoffenen Sonntage generell zu verbieten, sei nicht das Anliegen von Verdi. In der Stuttgarter Innenstadt sei dieses Thema anders zu behandeln als in den Außenstadtbezirken. „Mit der City-Initiative Stuttgart haben wir am Dienstag gute Gespräche geführt. Es gibt Vorschläge, wie man die Attraktivität im Zentrum verbessern kann – ohne verkaufsoffene Sonntage“, sagt Frank. Am 11. November werde man sich mit den Verantwortlichen und der Wirtschaftsförderung noch einmal intensiv zu diesem Thema austauschen.

Es gelten bestimmte Kriterien

„Einen Termin mit der Stadt, um über die verkaufsoffenen Sonntage 2017 in den Außenstadtbezirken zu sprechen, gibt es noch nicht“, sagt Frank. „Klar ist aber, dass wir lebendige Außenstadtbezirke wollen. Die Entscheidung, ob die verkaufsoffenen Sonntage stattfinden, liegt bei uns. Die Rechtslage hat uns ein Instrument in die Hand gegeben, sie zu kippen. Aber ich bin kein Paragrafenreiter.“ Verdi werde sich jeden Antrag genau anschauen und anhand des Kriterienkatalogs dann eine Entscheidung treffen.

Unter anderem sei ausschlaggebend, dass die Ladenöffnung an einem Sonntag nicht die Hauptattraktion sei. Es müsse eine Veranstaltung geben, in die der verkaufsoffene Sonntag eingebettet sei und die auch für sich allein gesehen einen erheblichen Besucherstrom anziehen würde. Zwischen dieser Veranstaltung und den Geschäften, die geöffnet haben, müsse zudem ein enger räumlicher Bezug bestehen.

Beim Martinimarkt in Bad Cannstatt am 6. November werden lediglich die Geschäfte in der Altstadt öffnen können. Das Carré Bad Cannstatt und die Geschäfte an der Seelbergstraße müssen geschlossen bleiben. Dirk Strohm betont, dass man die Auflagen für den Martinimarkt größtenteils erfülle. Nur der enge räumliche Bezug sei nicht gegeben. „Dies hätten wir organisieren können, wenn der Vorstoß nicht so kurzfristig gewesen wäre.“ Es gebe ein gutes Verhältnis zum Management des Carré Bad Cannstatt. „Zusätzliche Attraktionen im Carré oder auf der Seelbergstraße wären denkbar gewesen, aber der Zeitraum war zu kurz, dies noch genehmigen zu lassen.“

Sorgen bereitet Strohm nun der nächste verkaufsoffene Sonntag, die Veranstaltung „Musik und Wein“ im April 2017. „Es muss schnell eine Entscheidung fallen. Wir haben bereits 15 Künstler gebucht, es soll 30 Bühnen geben.“ Bei einer solchen Veranstaltung kämen schnell Kosten im Bereich bis 30 000 Euro für die Einzelhändler zusammen, sagt Strohm. „Da sieht Verdi nicht, was wir Einzelhändler hier in den Stadtbezirk investieren“, kritisiert der Vereinsvorsitzende.