Nachdem sich Verdi und der Einzelhandel in Baden-Württemberg auf eine zweistufige Lohnerhöhung für die Mitarbeiter geeinigt haben, herrscht kein Glaube an einer Signalwirkung des Abschlusses.

Stuttgart - Der Tarifabschluss im baden-württembergischen Einzelhandel hat wohl keine bundesweite Signalwirkung. Er werde nicht als Pilotabschluss gesehen und in nächster Zeit in den anderen Tarifbezirken durchaus kritisch beraten, teilte die Gewerkschaft Verdi am Freitag in Stuttgart mit. Arbeitgeber und Gewerkschaft hatten sich am Donnerstagabend in der sechsten Verhandlungsrunde auf eine Tariferhöhung in zwei Stufen bei einer Laufzeit von 24 Monaten geeinigt.

 

In der Branche arbeiten in Baden-Württemberg rund 490 000 Menschen, in ganz Deutschland sind es etwa drei Millionen. Die Beschäftigten sollen nun rückwirkend zum 1. Juni 2,3 Prozent mehr Geld bekommen, zum 1. April 2018 dann weitere 2,0 Prozent. Außerdem wurde eine Einmalzahlung von 50 Euro ausgehandelt. Die Einigung gilt zumindest als Orientierung für die übrigen Tarifbezirke - verhandelt werden muss aber für jeden einzeln.

Verdi wollte sechs Prozent

„Mit dem Abschluss ist es uns gelungen, voraussichtlich in beiden Jahren Reallohnsteigerungen für die Beschäftigten auszuhandeln“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke. Der Verhandlungsführer des Handelsverbands, Philip Merten, erklärte, der Abschluss stelle die Grenze des gerade noch Machbaren für die Handelsunternehmen im momentanen wirtschaftlichen Umfeld dar.

Verdi hatte ursprünglich unter anderem sechs Prozent mehr Geld bei einer einjährigen Laufzeit des Vertrags gefordert. Die Arbeitgeber waren mit einem Angebot von insgesamt 3,8 Prozent für zwei Jahre - 2,0 Prozent im ersten und 1,8 Prozent im zweiten Jahr - in die sechste Runde gegangen.