Frühlingsmode verkauft sich erst jetzt in Stuttgart: Nach der Schlechtwetterphase können Kunden dieses Jahr mit besonders vielen Angeboten rechnen.

Stuttgart - Outdoor-Jacken, Jeans und Strickmode gingen im Frühjahr weit besser, als sich manches Modehaus das gewünscht hätte. Wegen des schlechten Wetters hatten sich die Kunden kaum für die floralen und geometrischen Prints samt neonfarbener Akzente interessiert, auf welche die Designer in ihren Frühjahrs- und Sommerkollektionen gesetzt hatten. „Erst seit dieser Woche wird richtig gekauft“, sagt Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg.

 

Für viele Modehäuser kommen die Sonnentage fast schon zu spät. Die Lager sind noch mit Frühjahrs- und Sommermode gefüllt, Ende Juli erwarten einige aber bereits die ersten Stücke der Herbstkollektionen. Für die Kunden bedeutet das, dass sie schon weit vor dem Sommerschlussverkauf mit Angeboten rechnen können und gute Chancen haben, die passende Größe zu finden. Zwar plant der baden-württembergische Handelsverband zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, den Sommerschlussverkauf vorzuziehen, doch einige Modehäuser haben bereits Rabattaktionen gestartet. Üblicherweise beginnt der Sommerschlussverkauf in der zweiten Julihälfte.

„Wir haben sehr lange und sehnsüchtig auf den Sommer gewartet“, sagt ein Sprecher der Kette C&A. Die verstärkte Nachfrage nach Jeans und Strick habe den geringeren Absatz bei Frühjahrs- und Sommermode nicht ausgleichen können. Das ist ein Grund für die laufende Rabattaktion bei den Häusern der Kette. C&A ist längst nicht allein. „Mitte Juni wird Galeria Kaufhof mit Sonderangeboten und Reduzierungen quer durch die Artikelgruppen Platz für neue Trends schaffen“, sagt Steffen Kern von der Kaufhof-Unternehmenskommunikation. Der Höhepunkt dieser Aktionen werde sich aber auf den eigentlichen Schlussverkauf konzentrieren.

Rabattaktionen sind aber nicht das einzige Mittel, mit dem die Kaufhäuser und Einzelhändler reagiert haben. „Ganz viele haben auf Events gesetzt, um die Menschen überhaupt in die Läden zu locken“, sagt Sabine Hagmann. Ob Abendshopping oder Modeschauen, der Handelsverband verzeichnete im Frühjahr außergewöhnlich viele Anfragen zu diesen Themen. „Auch von Unternehmen, die das bis dato noch nicht gemacht haben“, bestätigt die Hauptgeschäftsführerin des Verbands. Die Einzelhändler, sagt Hagmann, hätten sich vor allem über rechtliche und organisatorische Fragen informiert.

Leichter Umsatzrückgang auch bei Breuninger

Bei Peek und Cloppenburg, aber auch bei Breuninger sind solche Ladys Nights zwar nichts ungewöhnliches, doch auch dort haben diese an Bedeutung gewonnen. „Breuninger macht ja schon immer relativ viel im Event-Bereich“, sagt Unternehmenssprecher Christian Witt. Dieses Frühjahr habe das Unternehmen dennoch bewusst mehr Events veranstaltet. Das allerdings nicht nur aufgrund der kalten Temperaturen, sondern auch um den Onlinekonkurrenten etwas entgegenzusetzen. „Solche Events haben einen Mehrwert, den man online nicht bekommt“, sagt Witt. Dennoch verzeichnet man auch bei Breuninger einen leichten Umsatzrückgang im Textilbereich. „Normalerweise sind um diese Zeit bestimmte Stücke bereits vergriffen oder nicht mehr in allen Größen vorhanden, das ist diese Saison anders“, sagt Witt. Das Unternehmen profitiere jedoch davon, dass es bestimmte Labels habe, die es in anderen Häusern in Stuttgart nicht gibt. Zwar hat auch Breuninger schon mit Rabattaktionen begonnen, „in eine Rabattschlacht werfen wir uns aber nicht hinein“, betont Witt.

Das ist ganz im Sinne des Handelsverbands. Wenn Filialisten nach den schwierigen ersten fünf Monaten dieses Jahres nun die Preise in großem Stil senkten, dann sei das nicht gut für den klassischen Einzelhandel, betont Sabine Hagmann. „Auch für Verbraucher wäre das nur kurzfristig gut. Auf Dauer ginge die Vielfalt der Händler verloren“, so die Hauptgeschäftsführerin des Verbands. „Bisher wurde im stationären Handel aber nur punktuell reduziert“, sagt Hagmann. Sie geht nicht davon aus, dass die Händler an einer Rabattschlacht interessiert sind, sondern die Schilder eher dazu dienen, die Kunden in die Geschäfte zu locken.

Was die Bademode anbelangt, hat das Wetter dem Handel übrigens nicht so sehr geschadet wie bei der Oberbekleidung. Marjoke Breuning von Maute Benger sagt, dass sich dieses Jahr viele Urlauber früher mit den entsprechenden Stücken eingedeckt hätten. Auch bei der Brautwäsche habe es keinen Rückgang gegeben. „Die Leute heiraten ja trotzdem“, sagt Breuning, die trotz des langen Winters aber bei der körperformenden Wäsche nicht mit einem starken Umsatzplus rechnet. „Damit haben sich die Kunden schon die vergangenen beiden Jahre eingedeckt“, sagt sie.