Wie viele Läden verkraftet die Innenstadt eigentlich noch, mit wem wollen denn die vielen neuen Geschäfte noch Geschäfte machen, man kann den Euro durch nur einmal ausgeben, oder? Fragen wie diese geistern vielen Stuttgartern nicht erst in diesen Tagen durch den Kopf, wo sich gleich zwei große Einkaufszentren baulich auf den Weg machen, um den angestammten Handel der Landeshauptstadt aufzumischen, und ständig neue Filialisten Terrain in den Fußgängerzonen erobern.

 

Fragen wie diese sind in diesen Tagen mehr denn je berechtigt, denn der sich ankündigende Ladenboom hat durchaus explosive Ausmaße: Mehr als 200 Läden werden 2015 im ECE-Center hinter dem Hauptbahnhof eröffnen, 75 kurz davor im Gerber an der Paulinenbrücke, für dessen Betrieb mit dem Hamburger Unternehmen Koprian iQ übrigens ein Konkurrent der ECE den Zuschlag erhalten hat. Und kleinere Projekte wie die Neubebauung am Karlsplatz oder des Areals unterm Tagblattturm sind ja auch bereits „in der Pipeline“. Händler in Nebenlagen und vor allem auch in der Region müssen sich warm anziehen.

Vor diesem Hintergrund lässt sich durchaus nachvollziehen, dass die ECE als Betreiberin der Königsbau-Passagen dort verstärkt auf Gastronomie setzen will. Mit Essen und Trinken lässt sich an so zentraler Stelle noch mehr Kasse machen als mit Mode und Medien. Ob ein „Fresstempel“ hinter historischer Kulisse dem Schlossplatz guttut, steht freilich auf einem anderen Blatt. Die seinerzeit von der Stadt forcierte Idee, hinter dem Königsbau mit Stilwerk ein hochwertiges Handelsumfeld zu schaffen, ist auf jeden Fall dahin. Das ist mehr als schade.