Eigentlich wollte die Buchhandlung Osiander Mitte April von der Nadlerstraße an Marktplatz umziehen. Daraus wird aber aufgrund baulicher Herausforderungen bei der Sanierung des Haufler-Hauses nichts.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Am 1. April ist Schluss für die Buchhandlung Osiander. Zumindest am jetzigen Standort im sogenannten Europahaus an der Nadlerstraße. Doch im Gegensatz zu einigen anderen Einzelhändlern, die aufgrund des Umbaus der Immobilie zu einem Hotel ausziehen mussten (wir haben darüber berichtet), hat Osiander eine neue Bleibe gefunden: Das Haufler-Haus am Marktplatz, das ursprünglich Mitte April bezogen werden sollte. Doch daraus wird nichts.

 

Grund dafür ist, dass die Totalsanierung offenbar etwas aufwendiger ist, als ursprünglich angenommen. „April war vielleicht etwas zu optimistisch“, sagt der Osiander-Geschäftsführer Heinrich Riethmüller. Einen genauen Eröffnungstermin will er noch nicht nennen – Ende Mai sei aber eine realistische Schätzung.

600 000 Euro Kosten

„Bis dahin gibt es viel zu tun“, sagt Riethmüller, „Die Verkabelung, die Belüftung des Hauses – alles muss komplett neu gemacht werden.“ Acht Wochen würden die Arbeiten ab der Schlüsselübergabe am 23. März ungefähr in Anspruch nehmen; das Tübinger Unternehmen rechnet mit Kosten in Höhe von 600 000 Euro.

Für die Mitarbeiter bedeute die Verzögerung aber keine größeren Probleme. „Die meisten haben in den kommenden Monaten die Hälfte ihres Jahresurlaubs genommen“, sagt Riethmüller. In den verbleibenden Wochen sei man bemüht, die Beschäftigten in den anderen Stuttgarter Osiander-Buchhandlungen einzusetzen, bis sie den Dienst an ihrem neuen Arbeitsplatz antreten. Gehen musste wegen des Umzugs keiner.

Höhere Fußgängerfrequenz

Eher im Gegenteil. Denn der neue Osiander am Marktplatz hat mit 600 Quadratmetern Verkaufsfläche auf vier Etagen etwa doppelt so viel wie der alte – die Hoffnungen der Kette auf den neuen Standort sind immens. „Der Marktplatz ist viel besser frequentiert als der Platz hinter dem Rathaus“, sagt Heinrich Riethmüller. Er hofft, dass die Kundschaft bis zur Eröffnung auf die beiden anderen Osiander-Filialen in Stuttgart, im Milaneo und im Gerber, ausweicht.

Doch nicht nur die Fußgängerfrequenz am Marktplatz allein, auch die Geschichte der Immobilie selbst stimmt Riethmüller zuversichtlich. „In ein so markantes, bekanntes Gebäude einziehen zu dürfen, ist natürlich toll“, sagt er. Zuvor war das Schreibwarengeschäft Haufler am Marktplatz 5 beheimatet – und damit seit 1895 nahezu ununterbrochen am Stuttgarter Marktplatz vertreten, bis auf einige Jahre in der Nachkriegszeit.

Konkurrenz schläft nicht

Haufler hat aufgrund der hohen Mieten Anfang 2015 aufgegeben, die Immobilie wurde an einen internationalen Investor verkauft. Viele empfanden den Wegfall des Traditionsgeschäfts als Verlust für die Attraktivität in der City. Hier hofft Riethmüller anknüpfen zu können: „Wir haben große Freude darüber gespürt, dass es wieder ein Fachgeschäft sein wird, das am Marktplatz eröffnet“ – wenn auch eins mit anderen Produkten.

Doch auch die Mitbewerber schlafen im Buchhandel nicht. So steht etwa die Buchhandlung Hugendubel als Mieter im unweit entstehenden Dorotheen-Quartier bereits fest. Mit dem Wittwer am Schlossplatz würden dann drei große Buchhandlungen die Stuttgarter Innenstadt zieren. Aber womöglich belebt ja ein bisschen Konkurrenz auch das Geschäft.

Die bekommt übrigens auch die Textilbranche am Marktplatz und Umgebung. Bereits am 10 Februar eröffnet neben der neuen Osiander-Buchhandlung eine Filiale des Bekleidungs- und Accessoire-Händlers Adenauer & Co. Der Firmengründer Andres Adenauer ist ein Enkel des Bundeskanzlers Konrad Adenauer. In gewisser Weise kann das sogar als Rückkehr der Familie an den Marktplatz verstanden werden: Schließlich zählte einst auch Konrad Adenauer zu den prominenten Gästen, die im dortigen Bunkerhotel gastierten.