Fast die gesamte Böblinger Unterstadt liegt nun im Sanierungsgebiet. Die Geschäftsleute suchen deshalb dringend ein Ausweichquartier.

Böblingen - Vor drei Jahren hat die Böblinger Tanzschule Bode in der Bahnhofstraße ihr 50-jähriges Jubiläum gefeiert. Das Reformhaus Klett im gleichen Gebäude ist sogar schon 86 Jahre alt. Doch beiden alteingesessenen Böblinger Traditionsunternehmen droht nun das Aus – oder zumindest der Wegzug aus der Stadt. Der Grund: ihre Mietverträge laufen aus. Der neue Eigentümer Gürkan Akpinar will ihr bisheriges Domizil Ende dieses Jahres abreißen lassen (wir berichteten). Nun suchen beide Firmen einen neuen Standort.

 

Beide sind fündig geworden im Kaufzentrum – nur wenige Meter von ihrem jetzigen Standort entfernt. In der ältesten Shopping- Mall der Stadt, 1967 nach amerikanischem Vorbild errichtet, stehen momentan 60 Prozent der Flächen leer.

Sowohl Max Nowak mit seinem Reformhaus als auch die Familie Bode mit ihrer Tanzschule würden gerne dort einziehen. Allerdings müssten beide erheblich investieren. Nowak rechnet allein für seinen Laden mit 250 000 bis 300 000 Euro. „Das lohnt sich natürlich nur, wenn ich einen Mietvertrag für mindestens fünf Jahre bekomme“, sagt der Reformhaus-Inhaber. Ähnlich sieht es die Familie Bode.

Doch nur ein Mietvertrag für ein Jahr können beide Interessenten erhalten. Und das liegt nicht am Eigentümer der Flächen. Diese gehören der Frankfurter SEB-Bank, für die der Zwangsverwalter Günter Keller die Geschäfte führt. Für 67 Prozent der Fläche im Kaufzentrum ist er der Ansprechpartner, der Rest gehört elf anderen Eigentümern. Auch Keller würde gerne die leer stehenden Läden längerfristig vermieten. Doch die Stadtverwaltung hat das Gebiet rund um die Bahnhofstraße zum Sanierungsgebiet erklärt. Nach der Sanierungssatzung darf Keller seine Flächen für maximal ein Jahr verpachten. Zudem hat das Rathaus ein Mitspracherecht.