Der Drogeriemarkt Müller verlässt den Ortskern und zieht auf den Fasanenhof. Die dann leer stehende Ladenfläche an der Ecke Filderbahn- und Vaihinger Straße ist nur schwer zu vermarkten. Manch einer spricht gar von einer Schrottimmobilie.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Man hört so allerlei in Möhringen. Und seit einiger Zeit ist das Geschäftshaus an der Ecke Filderbahn- und Vaihinger Straße das Gesprächsthema im Ort. Fest steht, dass der Drogeriemarkt Müller in diesem Jahr auszieht. Dem Vernehmen nach soll es sogar schon im Februar soweit sein. Das Unternehmen will eine neue Filiale am Europaplatz auf dem Fasanenhof eröffnen. Des einen Freud’ ist des anderen Leid. Denn im Möhringer Ortskern wird dann etwas fehlen. Zwar ist der Stadtteil in Sachen Nahversorgung gut aufgestellt, aber Müller ist eben doch ein Publikumsmagnet. Ein Geschäft, das Kunden anlockt, Kaufkraft bindet und den Ort belebt. Davon profitieren auch andere Läden in der Möhringer Mitte. Ankermieter nennt man das im Fachjargon.

 

Kein Wunder also, dass alle hoffen, dass ein passender Nachmieter gefunden wird. Die Wirtschaftsförderung sei mit dem Thema befasst, heißt es, und habe mehrere Makler mit der Suche beauftragt. Aber die Immobilienfachbüros seien alle übereinstimmend der Meinung, dass die Ladenfläche so nicht mehr zu vermarkten ist. Um zu diesem Ergebnis zu kommen, muss man freilich kein Experte sein. Die Lage ist prominent, keine Frage. Möhringen ist alles andere als ein verträumtes Nest. Und die Filderbahnstraße ist die Haupteinkaufsstraße im Ort. Doch die Ladenfläche ist aus heutiger Sicht zu klein. Obendrein erstreckt sie sich über drei Stockwerke, was mehr Personal erforderlich macht. Es gibt nur einen kleinen Aufzug. Vor allem gibt es kaum Parkplätze direkt vor der Haustür. Auch die Anlieferung des Ladens ist problematisch. Denn die großen Laster müssen auf der hoch frequentierten Straße oder auf dem Gehweg halten. Das geht natürlich nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Rossmann war interessiert, wendete sich aber wieder ab

Rossmann habe mal Interesse an der Immobilie gezeigt, bestätigen Insider. Der Drogeriediscounter ist bekannt dafür, auch in Läden zu gehen, die für andere nicht in Frage kommen. Doch auch Rossmann habe sich wieder abgewendet.

Selbst das hässliche Wort Schrottimmobilie ist bei Beteiligten zu vernehmen. Die Stadt sei auf die Besitzer des Geschäftshauses zugegangen, mit der Idee, diese abzureißen und etwas Neues zu bauen. Etwas, was den heutigen Ansprüchen an eine Ladenfläche eher gerecht werde. Doch das habe der Besitzer vehement abgelehnt.

Ines Aufrecht, die Leiterin der Stuttgarter Wirtschaftsförderung, dementiert so ziemlich alles, was man sich in Möhringen erzählt. An dem Gerücht mit Rossmann sei nichts dran, sagt sie. Und die Wirtschaftsförderung sei „momentan nicht in der Vermittlung von Nachmietern aktiv“. Man wolle da nicht in Konkurrenz zu den Maklern treten, sondern dem Markt freien Lauf lassen. Soll heißen: der Eigentümer selbst muss sich um einen Nachmieter kümmern. Und dieses Thema gehe der Eigentümer erst jetzt verstärkt an, so Aufrechts Informationen. Doch freilich: „Wenn wir von der Wirtschaftsförderung eine gute Möglichkeit für eine Nachnutzung sehen, dann melden wir das“, sagt Aufrecht und ergänzt: Wer Interesse an den Müller-Verkaufsräumen habe, könne sich auch gern direkt bei der Wirtschaftsförderung melden. Die Stabsstelle werde dann die entsprechenden Kontakte vermitteln.

Bloß keine Wettbüros und Ein-Euro-Shops

Dass es Schwierigkeiten gibt, einen Nachfolger für den Müller-Drogeriemarkt in Möhringen zu finden, das hat auch der Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann gehört. Er hoffe dennoch, dass ein neuer Ankermieter gefunden wird. „Für die Filderbahnstraße und ganz Möhringen wäre das immens wichtig“, sagt Lohmann.

So sieht das auch Wolfgang Gessler. Er ist der Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins (GHV) und sagt: „Wir hoffen, dass der Vermieter einen vernünftigen Dialog mit den möglichen Interessenten führt und alle Beteiligten so eine gute Lösung finden.“ Man brauche an dieser Stelle einen guten Laden, der dem Wohle Möhringens diene. Gemeint ist damit, dass etwa kein Ein-Euro-Shop einzieht. Immerhin, ein Wettbüro ist ausgeschlossen. Das ist nach der vor einiger Zeit vom Stuttgarter Gemeinderat verabschiedeten Vergnügungsstättenkonzeption in Möhringen von vornherein nicht möglich. „Zum Glück“, wie Gessler sagt. Er bleibt optimistisch. Denn er schätze den Vermieter als einen seriösen und weitsichtigen Mann ein, der ein Interesse am Wohle Möhringens habe. „Ich bin froh, dass wir Menschen mit so einer Denkweise in unserem Stadtbezirk haben“, sagt der Vorsitzende des GHV.

Und wenn doch alle Stricke reißen und es keinen Nachnutzer gibt? Dann sei es um so wichtiger, dass für den Möhringer Bahnhof, wo noch einige Grundstücke zu bebauen sind, ein attraktiver Ankermieter gefunden werde, sagt Lohmann.