Filialisten drängen stark auf die Königstraße. Davon profitieren auch die Nebenlagen. Eine Studie sieht die Innenstadt gut gerüstet für die Konkurrenz aus den entstehenden Einkaufszentren.

Stuttgart - Der Stuttgarter Einzelhandel wächst und wächst. Nach neuesten Branchenprognosen wird sich das Ladenangebot bis zum Jahr 2016 auf gut eine Million Quadratmeter Verkaufsfläche vergrößern. Gegenüber dem heute vorhandenen Angebot bedeutet dies eine Steigerung um 90 000 Quadratmeter oder zehn Prozent. Dies geht aus dem aktuellen Immobilienreport Einzelhandel hervor, den das Maklerunternehmen Colliers Bräutigam & Krämer in Zusammenarbeit mit der städtischen Wirtschaftsförderung erstellt hat.

 

Der Report zeichnet die rasche Entwicklung der vergangenen zwölf Jahre nach, in denen der City-Handel durch Neubauten so stark zugelegt hat, dass sich heute 54 Prozent aller Stuttgarter Einzelhandelsflächen im Zentrum befinden – im Vergleich zu anderen Großstädten ist dies ein sehr hoher Wert. „Stuttgart ist eine Einkaufsstadt“, folgern daraus die Experten.

Um die Jahrtausendwende begann das Wachstum

Die bis heute andauernde Expansion begann mit der Jahrtausendwende. So betrug die Gesamtfläche des Stuttgarter Einzelhandels im Jahr 2000 noch 841 000 Quadratmeter, aktuell sind es bereits 911 000 und bis in vier Jahren, also 2016, werden es bereits mehr als eine Million sein – vor allem die beiden im Bau befindlichen Einkaufszentren Milaneo an der Wolframstraße mit rund 200 Geschäften und das Gerber an der Paulinenbrücke mit etwa 75 Läden sowie das von Breuninger geplante Dorotheenquartier am Karlsplatz treiben das Angebot nach oben.

Anders als viele Einzelhändler sehen die Verfasser des Reports deshalb aber nicht besorgt in die Zukunft. „Die Innenstadt ist stark genug, um ein Einkaufszentrum wie das Milaneo zu verkraften“, betont Jürgen Track vom Büro Colliers Bräutigam & Krämer. „Durch das Einkaufszentrum Gerber und das Dorotheenquartier ist die City gut gerüstet, um im Wettbewerb zu bestehen“, so seine Prognose. Stuttgart werde noch mehr Kunden von auswärts anziehen.

Für die Vermieter von Handelsflächen könnten die Zeiten ständig steigender Mieten dann aber vorbei sein. Aufgrund der zusätzlichen Flächen sei bei den Mieten in nächster Zeit mit Stagnation oder allenfalls mit geringfügigen Steigerungen zu rechnen. „Hier werden wir keine großen Sprünge mehr nach oben erleben“, so Track.

Mieten von bis zu 300 Euro je Quadratmeter

Aktuell liegt die Spitze auf der Königstraße bei 300 Euro und mehr für den Quadratmeter bei kleineren Geschäften von bis zu 100 Quadratmetern. Der Abstand zu Nebenlagen ist gewaltig: In Teilen der Eberhardstraße oder in der Calwer Passage werden Mieten von nur 20 bis 30 Euro je Quadratmeter bezahlt. Im Gegensatz zu früheren Jahren beobachten Experten aktuell in keiner Lage eine Abwärtstendenz. „Alle klassischen Einkaufslagen werden gestärkt durch den Zuzug von außen, vom Nachfrageüberhang auf die Königstraße profitieren auch die Nebenlagen“, sagt Track. Wer auf der Königstraße nicht fündig werde oder die hohen Mieten nicht bezahlen wolle, miete in einer der Nebenstraßen einen Laden.

Für einzelne Straßenzüge, in denen neue Handelsflächen entstehen, werden in den nächsten Jahren deshalb steigende Ladenmieten erwartet. So würden die Marienstraße wie auch die Tübinger Straße vom Gerber und dem bereits begonnenen Straßenumbau profitieren und eine Aufwertung erfahren. Ebenso lege die Lautenschlager Straße durch das bereits fertige Postquartier und das im Bau befindliche Bülow-Carré als Einkaufsstraße zu.