Im Sommercamp des Stuttgarter Eishockeyclubs lernen Kinder und Jugendliche, den Puck zielgerichtet übers Eis zu schieben. Theoretisch kann bei dem Training jedes Kind mitmachen. Das Angebot ist beliebt.

Degerloch - Der Weg vom Eishockeyfeld über die enge Treppe nach unten zu den Kabinen ist einprägsam für die Sinne. Obwohl zahlreiche Kinder entgegenkommen, die mit voller Eishockey-Montur kaum laufen können, sind es nicht die teilweise fünfjährigen Miniatur-Eishockeyspieler, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen als vielmehr der beißende Geruch, der einem mit jeder Treppenstufe stärker entgegenkommt und an eine seit Wochen nicht ausgeräumte Sporttasche erinnert. „Keine Sorge, das sind nicht die Kinder, die so stinken“, scherzt der Cheftrainer des Eishockey-Sommercamps Bedrich Pastyrik. „das ist die erste Mannschaft und deren Ausrüstung“.

 

Die vom Stuttgarter EC ausgerichteten drei einwöchigen Vorbereitungscamps für Kinder und Jugendliche sind auch in diesem Jahr ein Erfolg gewesen. Insgesamt haben mehr als 150 Kinder aus Stuttgart, Esslingen, München, Nürnberg, Schwerin und anderen Orten Deutschlands den Weg auf die Waldau gefunden. Auch einige Kinder aus Basel ließen sich mit ihren Eltern die Teilnahme nicht nehmen.

Golfbälle und Pucks

Der Ablauf ist simpel: Trockentraining, Eistraining, Trockentraining – nach der Mittagspause geht es dann noch mal an die Golfbälle beim Trockentraining, um das Gelernte schließlich beim darauffolgenden Eistraining mit dem Puck zu verfestigen.

Während sich die Motivation der Kinder beim Training abseits des Eises auf den umliegenden Sportplätzen um 8 Uhr morgens noch in Grenzen hält, ändert sich das spätestens, sobald die Kufen zum ersten Mal das Eis berühren. Da hat selbst der ehemalige Erdkunde- und Sportlehrer kurzzeitig Mühe, die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich zu lenken.

„Kindern Disziplin beizubringen, ist schwerer, als ihnen Eishockey beizubringen“, sagt der tschechische Trainer scherzend während einer Trinkpause an der Bande und bewegt sich wieder zurück zur Feldmitte. Nach der Trinkpause heißt es dann Stationen wechseln. Abgenutzte Autoreifen, Go-Kart-Reifen und orangene Pylonen mit teilweise verbleichten weißen Streifen dienen als Hindernisse auf dem mit gelben Polsterbanden dreigeteilten Eishockeyfeld.

Riesennachfrage beim Frühlingscamp

Vor drei Jahren wurden die Eishockey-Camps im Frühling und Sommer von Pastyrik und dem Stuttgarter EC ins Leben gerufen. Während es beim Sommercamp freie Plätze gab, war die Nachfrage beim Frühlingscamp so groß, dass sogar Wartelisten angefertigt werden mussten. Einen Grund für den Erfolg sieht Pastyrik in der Spezialisierung. „Die Camps im Mai fokussieren sich auf das Schlittschuhlaufen, alles wird ohne Puck trainiert“, sagt Pastyrik. „Das gibt es in Deutschland ganz selten, daher kommen die Kinder auch von so weit weg.

Voraussetzung zur Teilnahme sei, dass die Kinder Eishockey spielen können, sagt Pastyrik. Unterschiedliche Leistungsniveaus sind allerdings kein Problem. „Die Kinder lernen die gleichen Sachen, einige machen sie besser, einige schlechter, aber keiner macht sie perfekt. Jeder macht die Übungen einzeln, wenn jemand nicht so gut ist, dann stört er die anderen dadurch nicht, er macht die Übung einfach nur langsamer“, sagt der baden-württembergische Co-Landestrainer. „Ich bin bereit, jedes Kind aufzunehmen und mit ihm zu arbeiten. Die einzige Bedingung ist, dass sie fleißig sind.“