Kanada ist der würdige Sieger der Eishockey-WM 2015. Crosby und Co. waren in Prag eine Klasse für sich, hinterließen einen frustrierten Dauerrivalen aus Russland und dürfen sich auf die nächste WM freuen. „Das ist unser Anspruch“, stellten die Weltmeister klar.

Prag - Nach der Vorführung durch die kanadischen Eishockey-Cracks hatten die meisten der russischen Stars um Alexander Owetschkin schon vor dem Ende der Weltmeister-Zeremonie genug. Noch bevor die kanadische Hymne verklungen war, schlichen sie geschlagen vom Eis. Wie die Kanadier ihren 6:1-Triumph im WM-Finale von Prag zelebrierten, wollten sie nicht weiter über sich ergehen lassen.

 

„Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich habe keine Worte dafür“, haderte Russlands Kufen-Promi Owetschkin ratlos. Die Kanadier um Kapitän Sidney Crosby mussten derweil lediglich die Suche nach dem „Champagner für den Pott“ lösen. Ihre Aufgaben auf dem Eis hatten sie zuvor nicht vor Probleme gestellt. Mit seltener Dominanz rauschten sie durch das Turnier - und auch durch das Endspiel.

Den Rekord für den höchsten Finalsieg der WM-Historie stellten die Kanadier gegen den Dauerrivalen ein. Es war eine weitere Demonstration ihrer Überlegenheit in den zwei Wochen in Tschechien. Zehn Siege in zehn Spielen feierte der Olympiasieger. Ganz nebenbei strich er damit eine Extra-Prämie von einer Million Schweizer Franken ein. Kanadas 25. Titel - der erste seit 2007 - kam so souverän zustande wie schon lange keiner. „Es ist ein sehr spezielles Gefühl, so ein Turnier zu bestreiten, wie wir es getan haben. Jeder war unglaublich“, schwärmte Crosby nach der WM-Gala.

Der 27-Jährige durfte am Sonntagabend als Erster den Pokal aus den Händen von IIHF-Präsident René Fasel in Empfang nehmen und im goldenen Konfettiregen seine Freude herausschreien. Seine Trophäen-Sammlung hat der Stürmer von den Pittsburgh Penguins weiter aufgehübscht. Erst als 26. Spieler stieg er in den elitären „Triple Gold Club“ des Eishockeys auf. Stanley Cup, Olympia-Gold, WM-Titel - die drei großen Erfolge zieren nun allesamt auch seine Vita.

"Das goldene Kanada wälzt alle nieder"

Doch nicht allein der Ausnahme-Darsteller ebnete den Weg, es war ein Teamerfolg. Mit 66 Treffern bei nur 15 Gegentoren waren die Kanadier eine Klasse für sich. Vom Viertelfinale an überwand nur Jewgeni Malkin, einer der russischen Protagonisten, zum 1:6-Endstand im Finale die Verteidigung. So musste der Weltmeister gar auf die leicht provokante Frage antworten, ob er sich im Laufes des Turniers nicht mehr Gegenwehr gewünscht hätte. Das Team sei „letztendlich schon überlegen“ gewesen, meinte Topscorer Jason Spezza schlicht.

Mit dem Potenzial darf sich der Titelträger bereits auf die nächste WM in Russland freuen. Dank des Erfolgs kletterten die Kanadier in der Weltrangliste auf Platz eins und sind 2016 topgesetzt. „Wir sind Kanadier, das ist unser Spiel“, stellte Colorados Stürmer Matt Duchene klar. „Das ist unser Anspruch und nichts weniger.“ In St. Petersburg treffen damit auch die Deutschen wieder auf die Topnation, von der sie in diesem Jahr mit 0:10 gedemütigt worden waren.

„Das goldene Kanada wälzt alle nieder“, schrieb die tschechische Zeitung „Pravo“ am Montag. Kanada habe alle Gegner „zermalmt und Russland im Finale der Giganten erledigt.“ Es war „eine empfindliche Niederlage“, wie die russische Zeitung „Sport Express“ anerkannte.

Neben der für sie schmerzlichen Silbermedaille müssen die russischen Profis nach ihrem frühzeitigen Abgang vom Eis womöglich mit einem Nachspiel rechnen. „Einfach so abhauen, verschwinden vom Platz - das geht nicht“, räumte der russische Verbandssprecher Igor Larin der Agentur Interfax zufolge ein. „Wir werden das klären.“