Die Kleinstadt Eislingen fühlt sich der Kunst verpflichtet und übergibt gleich drei Kunstwerke der Öffentlichkeit. Zwei davon befinden sich im neuen Rathaus, das dritte inmitten des Mühlbachkreisels.

Eislingen - Für dieses Kunstevent hat sogar die Feuerwehr ausrücken müssen. Die Stadt Eislingen hat am Dienstagabend mit einer kleinen Feier gleich drei neue Kunstwerke der Öffentlichkeit übergeben: ein Objekt aus Edelstahl im Foyer des neuen Rathauses, eine Plastik in der Mitte des neuen Mühlbachkreisels, das die Feuerwehr der vorgerückten Stunde wegen illuminierte. Ein drittes Kunstwerk befindet sich auf der Glasscheibe neben der Eingangstür des neuen Rathauses und fällt ein wenig aus der Reihe. Es ist, wie die Eislinger Lyrikerin Tina Stroheker es erklärte, die Fortsetzung des Poetenwegs mit anderen Mitteln. Es handelt sich um das Gedicht „Die Stadt“ von Mangalesh Dobral, das, obgleich der indische Dichter Eislingen noch nie gesehen hat, wie geschaffen scheint für diese kleine Stadt.

 

Heininger: Kunst gehört zu Eislingen wie die Fils

Der Kunstrundgang startete im Rathaus, wo der Oberbürgermeister Klaus Heininger das Publikum mit den Worten empfing, dass die Kunst zu Eislingen gehöre wie die Fils. So sei mit dem Bau des Rathauses auch klar gewesen, dass man in dem neuen Verwaltungssitz künstlerische Akzente setzen wolle. Bei einem Wettbewerb habe sich der Entwurf der Münchner Künstlerin Brigitte Schwacke als das Objekt der Wahl herauskristallisiert. Das Objekt aus Edelstahl mit dem Titel „Im Laufe der Zeit“ erstreckt sich über das ganze Treppenhaus. Schwacke, die am Dienstag anwesend war und die den Eislingern durch eine Ausstellung in der Alten Post bereits bekannt ist, erläuterte, dass sie ihre Skulptur Objekt als eine „geheimnisumwitterte Wandhieroglyphe“ verstanden wissen wolle, das nicht sogleich zu dechiffrieren sei. Pate für das Objekt stand das Eislinger Wegenetz, das die Stadt charakterisiere wie Nervenbahnen. Um eine Dreidimensionalität zu erreichen, hat die Künstlerin die speziell polierten Metallstreben viereinhalb Zentimeter von der Wand abgerückt, so dass durch den Schattenwurf des Lichts ein räumlicher Eindruck entsteht.

Nicht weit entfernt liegt der neue Kreisverkehr. Er ist entstanden im Zug des Rückbaus der alten B 10. Inmitten des tosenden Verkehrs erhebt sich aus dem Kreiselrund die Plastik „Weed Pine I“ der Plochinger Künstlerin Manuela Tirler. Das 1,3 Tonnen schwere und mehr als fünf Meter hohe abstrakte Objekt aus unzähligen geschweißten Stahlstreben ist einer Pinie nachempfunden und wirkt wie eine dreidimensionale Zeichnung im Raum, wie die gebürtige Stuttgarterin erläuterte. Sie versteht Abstraktion nicht als Naturferne. Abstraktion sei vielmehr die Steigerung der Natur.

Feuerwehr im Kunsteinsatz

Anlässlich des Kunstrundgangs beleuchtete die Feuerwehr das Kunstobjekt, das die Stadt für 1800 Euro im Jahr von der Künstlerin gemietet hat. Hintergrund dieser „kreativen Variante der Finanzierung“, wie Heininger bei der Eröffnung sagte, seien die vielen Debatten über Kreiselkunst, die der Gemeinderat in der Vergangenheit geführt habe. In der Kritik habe weniger die Kunst als solche gestanden, als vielmehr der finanzielle Aspekt. Deshalb habe das Gremium entschieden, eine kleine Pause bei der Kreiselkunst einzulegen.

Das Angebot Manuela Tirlers aber habe es der Stadt ermöglicht, den neuen Mühlbachkreisel doch gleich mit einer Skulptur zu bestücken. Sollte sich die Kommune doch noch entscheiden, die Plastik zu erwerben, dann bekomme sie die Jahresmiete von 1800 Euro im Jahr angerechnet.

Das dritte Kunstwerk geht auf eine Idee Strohekers zurück. Die Schöpferin des Poetenwegs – 21 Glasstelen mit Lyrik aus aller Welt – schlug vor, das Gedicht „Die Stadt“ von Mangalesh Dabral am Rathauseingang zu platzieren. Der Vorsitzende des Kunstvereins, Paul Kottmann, regte an, eine Folie mit den Gedichtzeilen auf das Glas aufzubringen und so „die gleiche Anmutung“ (Stroheker) zu erzeugen wie die sandgestrahlten Glasstelen. Das Gedicht handelt übrigens von einem Besucher, der sich wundert, wie man in einer Stadt wie dieser nur leben könne – er ging nie wieder weg.