Bei der Elbeflut 2013 sind fast alle Nachwuchsbiber ums Leben gekommen. Trotzdem haben die Nager in Sachsen-Anhalt eine Zukunft – wenn die Schutzmaßnahmen greifen.

Oranienbaum - Dramatische Szenen haben sich in den Biberburgen entlang der Elbe abgespielt. Unendliche Wassermassen strömten im vergangenen Sommer durch die Behausungen der Nagetiere. Ausgewachsene Elbebiber wurden von der Flut mitgerissen, der erst wenige Wochen alte Nachwuchs verlor den Anschluss zu den Müttern und ertrank. „Fast der gesamte Nachwuchs des Elbebibers überlebte im Juni 2013 die Flut nicht“, erinnert sich Annett Schumacher, Sachgebietsleiterin im Biosphärenreservat Mittelelbe in Oranienbaum (Sachsen-Anhalt).

 

Nach etwa einem Jahr ist die Biologin erleichtert. „Wegen des milden Winters hatten die unter strengem Naturschutz stehenden Nager ausreichend Futter, es könnte sich in diesem Jahr reichlich Nachwuchs einstellen“, sagt Schumacher. Sie rechne damit, dass die Verluste aus dem Jahr 2013 in den kommenden Jahren langsam wieder ausgeglichen werden. „Ähnliche Erfahrungen haben wir nach dem Hochwasser 2002 gemacht“, sagt sie. Mit Bibern und Hochwasserschutz beschäftigen sich im April und Mai zwei Tagungen in Calenberg bei Magdeburg und Dessau.

In Deutschland gibt es 20 000 Biber

Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes gibt es den neuesten Zahlen aus dem Jahr 2011 zufolge etwa 20 000 Biber in Deutschland, von denen rund 8000 dem Elbebiber zugerechnet werden. „Das Verbreitungsgebiet des Bibers liegt in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen“, sagt der Verbandspressesprecher Torsten Reinwald. Doch auch in Nordrhein-Westfalen und im Saarland hätten sich die Tiere etabliert. Weil er unter strengem Naturschutz stehe, dürfe der Biber nicht gejagt werden.

„Der Elbebiber lebte im 17. Jahrhundert noch an vielen Gewässern“, sagt Schumacher. Doch beim Menschen waren vor allem das Fell und das Fleisch der Tiere begehrt, deshalb wurden die possierlich anzusehenden Nager gnadenlos gejagt. 1913 habe es nur noch 188 Exemplare gegeben, die fast alle im heutigen Biosphärenreservat Mittelelbe lebten.

Durch gezielten Artenschutz sei die Population wieder deutlich angestiegen. Ende des vergangenen Jahrhunderts konnten sogar Tiere in andere Bundesländer und in die Niederlande und nach Dänemark gegeben werden. Heute lebten etwa 1500 Elbebiber im Biosphärenreservat und insgesamt 3000 bis 3300 in Sachsen-Anhalt, sagt Schumacher.

Wenn der Biber Bäume fällt, sind nicht alle begeistert

„Doch der Biber gestaltet seinen eigenen Lebensraum, er baut Dämme und fällt Bäume, was ihn bei Menschen nicht immer beliebt macht“, sagt Schumacher. So könne es vor allem in der Landwirtschaft durch seine Dammbauten zu Vernässungen der Felder kommen. Auch bei den Teichwirten in der Fischwirtschaft sei der Biber nicht sonderlich beliebt. Baue er seine Behausungen an Hochwasserschutzanlagen, sei er sogar eine Gefahr. Dann müssten die Baue verfüllt werden.

Der Biber steht zwar unter Naturschutz, aber es gibt Ausnahmen: So dürfen die Tiere in Bayern unter bestimmten Voraussetzungen – so bei Gefährdung der Sicherheit von Menschen – gefangen und auch getötet werden. „Das geschieht nicht gleich, wenn der Biber es sich einmal in einem Maisfeld gut gehen lässt“, sagt Gerhard Schwab, Bibermanager des Bundes Naturschutz in Bayern. Es werde vorher genau geprüft. Ausnahmeregelungen hat auch das Land Brandenburg in Arbeit.

Und auch in den Magdeburger Landtag haben es die Nager geschafft. Auf Antrag von CDU und SPD sollen Landkreise und kreisfreie Städte in Sachsen-Anhalt ohne artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigungen gegen den Biber tätig werden können. Diesen Vorstoß prüfen nun Experten des Umweltministeriums.