Mit der Service Card sollen nicht nur Verkehrsmittel in Stuttgart unkompliziert zu nutzen sein. Oberbürgermeister Kuhn träumt von einer Karte für alles – von der Abrechnung des Museumsbesuchs bis zum Einkauf.

Stuttgart - Noch ist sie Zukunftsmusik, die Stuttgarter Service Card, die am Mittwoch in der Straßenbahnwelt von den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) und ihren Partnern für den Ausbau der E-Mobilität in der Region vorgestellt worden ist. Spätestens 2015, so die Vorstellung des Kaufmännischen Vorstands der SSB, Jörn Meier-Berberich, soll die Service Card aber den im November eingeführten Mobilpass ersetzen. Dieser bietet laut Meier-Berberich aktuell rund 1000 VVS-Nutzern die Möglichkeit, neben den öffentlichen Verkehrsmitteln in der Landeshauptstadt auch die E-Mobile von Car2go zu nutzen.

 

25 Millionen Euro werden in den nächsten drei Jahren in das Projekt Stuttgart Services investiert. Mit 9,5 Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI) das sogenannte Schaufenster Elektromobilität im Südwesten, eine halbe Million Euro steuert die Region bei. Die will laut ihrem Verbandsvorsitzenden Thomas Bopp bis zum Jahr 2016 auch weitere Mittel in nicht unerheblichem Maße in die Hand nehmen, um dafür zu sorgen, dass eine funktionierende Mobilitätskette aus der Region nach Stuttgart entsteht. Auch alle Busse in der Region sollen daher mit Lesegeräten ausgestattet werden, damit dort künftig die Service Card als Mobilitätskarte genutzt werden kann. „Nur so ist es möglich, dass wir Menschen von der Straße auf die Schiene bringen“, sagte Bopp.

Kuhn: Service Card soll zur Bürgerkarte werden

Für den Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) ist die Freude, dass Stuttgart den Zuschlag für eines von vier Schaufenster-Projekten in der Republik bekommen hat, „unbegrenzt“. Schließlich sei der Ausbau der Elektromobilität genau das Richtige, um den Feinstaub deutlich zu reduzieren. „Mein Ziel ist es, dass in Stuttgart 20 Prozent weniger konventionelle Autos fahren“, sagte Kuhn. Dies sei nur zu erreichen, wenn auch mit einer Karte auf alle verfügbaren Verkehrsmittel zurückgegriffen werden könne. Doch nicht nur im Hinblick auf die Mobilität vor allem junger Leute, „die heute in der Stadt nicht mehr alle ein eigenes Auto haben“, sieht er die Landeshauptstadt auf dem richtigen Weg. Kuhn will, dass die Service Card zur Bürgerkarte wird. Mit dieser soll man dann auch die Bibliothek nutzen, Museumsbesuche abrechnen oder Einkäufe tätigen können. „Ich will möglichst nur eine Karte für alles, damit ich nicht immer den ganzen Kartensalat auspacken muss“, sagte Fritz Kuhn. Für den Oberbürgermeister besitzt das Projekt aber auch noch eine andere Dimension. Mit Stuttgart Services und der Entwicklung der Service Card erwerbe sich die Region ein wichtiges Knowhow: „Die kleine Karte muss eine große Wirksamkeit für Stuttgart und die Region haben“, so Kuhn. Er sieht in ihr ein „Innovationsprodukt“.

Für den Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) ist die Service Card „ein Meilenstein in der Mobilitätskultur“. Mit dem Projekt würden neue Voraussetzungen für die „multimodale Mobilität“ geschaffen.

Ähnliche Angebote gibt es in Singapur, Hongkong und London

Bereits heute fahren die Kunden der SSB laut Jörn Meier-Berberich „zu 60 Prozent elektrifiziert“. Mit der Ergänzung des öffentlichen Nahverkehrs durch andere mit Elektromotoren betriebenen Fahrzeuge werde man dem Nachhaltigkeitsgedanken gerecht, „vorausgesetzt, der Strom wird auch regenerativ erzeugt“. Für Helmut Dohmen, Bereichsleiter Privatkunden der BW-Bank, gilt das Motto: ein Bürger, eine Karte. Dass entsprechende Angebote gut genutzt würden, sehe man in Singapur, Hongkong und London. „Wenn die das können, dann wir erst recht“, so Dohmen, der das System einfacher gestalten will. Dafür will auch Bosch Software Innovations sorgen: Das Unternehmen entwickelt die Software, um eine unkomplizierte Nutzung der Karte zu ermöglichen, wie die Vizepräsidentin Innovation Cluster Mobility, Daniela Hartmann-Ege, sagte.

„Die Service Card soll künftig nicht nur VVS-Kunden zur Verfügung stehen, sondern allen Bürgern“, so Jörn Meier-Berberich. Das Neue am System sei, dass alle Partner, „die bei der Karte mitmachen, Sonderkonditionen für die Nutzer des ÖPNV anbieten müssen“. Und diese Idee finde bundesweit bereits großes Interesse: „Die ganze Republik schaut gespannt auf uns“, so Meier-Berberich.