Was macht ein 17-Jähriger mit seinem Akkordeon? Er wird deutscher Meister. Das ist Elias Kieser aus Birkach vor Kurzem gelungen – zusammen mit seiner Duo-Partnerin Marlene Kogel.

Birkach - Die Augen von Elias Kieser sind auf unsichtbare Noten gerichtet. Seine Finger huschen über die Tasten und Knöpfe des Akkordeons, als hätten sie nie etwas anderes getan. Er wirkt konzentriert; sein Blick schweift in die Ferne. Wie bei einem Lehrer, der dem Spiel seines Schülers lauscht. Doch er ist es selbst, der die Töne aus dem Akkordeon quetscht.

 

Elias Kieser gehört zu den Besten: der Birkacher ist neuer deutscher Meister.

Seine Liebe zu dem Instrument entdeckte der 17-Jährige vor zehn Jahren. Im Repertoire des jungen Musikers findet sich Verschiedenes. Doch am liebsten spielt Elias Kieser barocke Stücke. Bach und Vivaldi gehören zu seinen bevorzugten Komponisten. „Bei manchen Stücken spüre ich einen richtigen Drang, ein Verlangen, sie selber zu spielen.“ So ging es ihm zum Beispiel mit dem Konzert von Vivaldi in d-Moll – ein Stück für ein Duo. „Ich habe es mit meinem Vater am Klavier probiert, aber es klang einfach nicht.“ In Marlene Kogel fand er eine Akkordeon-Partnerin, die sowohl seinen Ehrgeiz als auch seine Begeisterung teilt. Doch dass sie sich zusammen den deutschen Meistertitel erspielen würden, hätte er nicht geahnt. „Sie hat vorgeschlagen, dass wir antreten. Das war alles sehr kurzfristig.“ Im Dezember vergangenen Jahres begann das Duo zu üben; der Wettbewerb sollte im März sein. „Wir haben uns gegenseitig motiviert“, sagt Elias Kieser. „Man wusste: Da ist noch jemand, und den darf man nicht enttäuschen.“

Nur Amateure dürfen mitmachen

Das Akkordeon-Musik-Festival findet alle drei Jahre statt. An den Wertungsspielen dürfen nur Amateure teilnehmen, also Spieler, die keinem musikalischen Beruf nachgehen. Wer sich beim Landeswettbewerb behaupten kann, darf beim Bundeswettbewerb in Bruchsal antreten.

Als Marlene Kogel und Elias Kieser im Finale standen, spielten sie unter anderem das Stück, das sie ursprünglich zum Duo gemacht hatte: Vivaldis Konzert in d-Moll. Mit der Bestwertung von 46,3 Punkten wurden sie für die Arbeit entlohnt. „Wir haben auch einen Pokal und Preisgeld bekommen, doch der eigentliche Gewinn war die Sache an sich“, sagt der junge Birkacher.

Dabei hätte alles anders kommen können. Vor einem Jahr stieg Elias Kieser aus einem Ensemble und einer Jazzband aus, und überlegte, mit dem Akkordeon aufzuhören. Er widmete sich verstärkt seinem anderen Hobby: dem Sportklettern. Doch dann entdeckte er Musikstücke, die seinen Ehrgeiz neu entfachten. „Mich reizt die Unerreichbarkeit. Wenn etwas schwer oder fast unmöglich ist, dann sehe ich das immer als Herausforderung.“ Diese Einstellung brachte ihm Urkunden und Preise, Ensembleauftritte in Schweden und Polen sowie 2013 den Titel Landesmeister bei „Jugend musiziert“ ein.

Durch Zufall fängt alles an

Was nach einer vorgezeichneten Musikerkarriere klingen mag, beruht tatsächlich eher auf einem Zufall: Vor zehn Jahren war Elias Kieser mit seinem Vater in der Innenstadt zum Einkaufen, als er Bach höre. Der damals Siebenjährige wollte unbedingt wissen, welches Instrument diese Klänge erzeugte. Was er zunächst für eine Orgel hielt, war in Wahrheit ein Akkordeon.

Aus der Faszination dieses Tages erwuchs seine Leidenschaft für das Instrument. „Akkordeon ist das meistunterschätzte Instrument überhaupt“, sagt Elias Kieser. „Man wird sofort in eine Schublade gesteckt, bis man dann etwas vorspielt.“

Welchen Weg er nach dem Abitur gehen wird, weiß er heute noch nicht. Bevor es so weit ist, stellt sich der 17-jährige Birkacher erst einmal seiner nächsten Herausforderung: Nächstes Jahr wird er wieder bei „Jugend musiziert“ antreten, diesmal als Solospieler. „Ich habe schon nach möglichen Stücken gesucht und werde alles geben.“ Seine Chancen stehen gut, schließlich ist er der Meister.

Hörprobe 1 Akkordeon

Hörprobe 2

Hörprobe der Akkordeon-Spielerin Marlene