Salem trennt sich nach Widerständen und großem öffentlichen Protest von der designierten Leiterin Monika Zeyer-Müller.

Stuttgart - Die Treueschwüre überdauerten gerade noch das Wochenende. Dann trennten sich die Wege. Monika Zeyer-Müller darf nun doch nicht vom neuen Schuljahr an das Eliteinternat Salem leiten. Zeyer-Müller hätte am 1. September ihr Amt angetreten, ausgestattet mit einen Fünfjahresvertrag.

Die Schule Schloss Salem begründete den Verzicht mit den öffentlichen Protesten gegen die Berufung der Pädagogin. Aufgrund der Berichterstattung über die Personalie "und den daraus in der Schule entstandenen Reaktionen" seien der Aufsichtsrat und Frau Zeyer-Müller "zu der Überzeugung gelangt, dass unter diesen Umständen die notwendigen Voraussetzungen für ein vertrauensvolles Arbeitsverhältnis und eine erfolgreiche Tätigkeit als Gesamtleiterin nicht gegeben" seien. Die seit dreieinhalb Jahren amtierende Schulleiterin Professorin Eva-Maria Haberfellner, soll die Schule nun führen, bis ein geeigneter Nachfolger gefunden ist. Zeyer-Müller wollte keine Stellungnahme abgeben. Die umstrittene Rektorin des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Schweinfurt mit CSU-Parteibuch wäre die erste Leiterin der renommierten deutschen Privatschule gewesen, deren Unabhängigkeit zweifelhaft gewesen wäre.

Der Vorstand der Schule Schloss Salem betonte erneut, in Frau Zeyer-Müller sei nach einem "professionellen Auswahlprozess" die "bestmögliche Kandidatin" ausgesucht worden. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 17. April will der Vorstand sich "verantworten und über notwendige Konsequenzen entscheiden". Schon die Trennung von Sund hatte Salem nach Informationen der Stuttgarter Zeitung eine sechsstellige Abfindung gekostet. Ähnlich hoch dürfte die Abstandssumme sein, die Zeyer-Müller für ihren Verzicht erhält. Die Vertragsverhandlungen laufen bereits.

Harte Fronten gegen die Lehrerin


Der 53-jährigen Lehrerin für Deutsch und Englisch waren Vorwürfe über die Art ihrer Schulleitung in Schweinfurt zum Verhängnis geworden. Diese hatten auch in Salem bei Schülern, Lehrern und Eltern große Unruhe ausgelöst. An dem mit 1700 Schülern größten Gymnasium Bayerns hatten Schüler im Herbst 2009 mit einem Sitzstreik gegen Missstände protestiert. Zeyer-Müllers Führungsstil wurde als autoritär beschrieben. Sie soll Günstlingswirtschaft betrieben und für ein "Klima der Angst" gesorgt haben. Das bayerische Kultusministerium sieht "keinerlei Anlass, an der Qualität der Amtsführung" Zeyer-Müllers zu zweifeln. Sie habe erfolgreich "wesentliche Qualitäts- und Personalentwicklungsprozesse angestoßen und umgesetzt".