Der Elternbeirat der Stuttgarter Heusteigschule wehrt sich dagegen, dass nach der geplanten Fusion mit der Römerschule auch Halbtagsklassen gebildet werden. Doch die Schulbürgermeisterin verweist auf das Wahlrecht aller Eltern.

Stuttgart - Aus zwei Grundschulen soll eine werden: Dies zu prüfen, hatte der Gemeinderat der Stadtverwaltung vor zwei Jahren aufgetragen. Denn es liege durch den Rückgang der Werkrealschüler nahe, aus der Heusteigschule mit nurmehr 85 Schülern und der Römerschule mit derzeit 290 Schülern eine Grundschule Süd zu bilden. Beschlossen ist bisher nichts. Einen konkreten Beschlussantrag zur Fusion der beiden Schulen will Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) im Oktober dem Gemeinderat vorlegen. Doch im Vorfeld kochte die Gerüchteküche und veranlasste den Elternbeirat der Heusteigschule, eine Online-Petition ins Netz zu stellen. Ziel sei „der Erhalt der gebundenen Ganztagsschule in Stuttgart-Süd“.

 

In wenigen Stunden kamen mehr als hundert Unterschriften zusammen. In einer Stellungnahme, adressiert an Bezirksbeiräte und Stadträte, aber auf der Eltern-Homepage der Schule auch öffentlich zugänglich, erläutert der Elternbeiratsvorsitzende der Heusteigschule, Stephan Ferdinand, weshalb die Elternschaft „massiv verunsichert“ sei: Die Planungen liefen darauf hinaus, „dass die einzige gebundene Ganztagsschule in Stuttgart-Süd abgeschafft werden soll – wir sprechen uns entschieden dagegen aus.“

Elternbeirat: Ganztag ist Garant für soziale Durchmischung

Gerade der gebundene Ganztagsbetrieb – also der verpflichtende und gebührenfreie Ganztag für alle Kinder einer Schule – sei ein „Garant für eine gelungene soziale Durchmischung in den Klassen“, argumentiert Ferdinand – und das funktioniere inzwischen bestens. Zudem sei dieses Konzept eine wichtige Voraussetzung für die Arbeit mit den Flüchtlingen in den Vorbereitungsklassen und für Inklusion, „die wir für unser Viertel für bedeutsam halten“.

Dass die Rektorenstelle an der Heusteigschule nicht mehr neu ausgeschrieben worden sei, verfestige den Eindruck, dass die Heusteigschule jetzt „schnell und ohne großes Aufheben möglichst geräuschlos abgewickelt werden soll“, argumentiert der Elternbeirat weiter. Dies und die geplante neue Ganztagsschule in Wahlform, die also sowohl Ganztags- als auch Halbtagsklassen anbieten werde, bedeute „einen Rückschritt für die Schulentwicklung in unserem Quartier“, so Ferdinand. Und: „Wir sehen erneut die Gefahr einer mittlerweile überwundenen Gentrifizierung“, nach dem Motto: Halbhöhe gleich Halbtagsschule, sozial benachteiligt gleich Ganztagsschule.

Schulbürgermeisterin versteht die Aufregung nicht

Die Schulbürgermeisterin kann jedoch weder die Aufregung noch die Argumente nachvollziehen. „In einer der nächsten Sitzungen des Verwaltungsausschusses werden wir vorschlagen, die Grundschule Süd in der Römerschule zu machen“, sagte sie der StZ. Um die Schülerschaft gut zu verteilen, werde man auch vorschlagen, die Schulbezirksgrenzen zu ändern. Somit würde auch die Jakobschule einen Teil der Kinder aus dem bisherigen Einzugsgebiet der Heusteigschule übernehmen. Die meisten Kinder aus deren bisherigem Gebiet würden dann jedoch künftig der Römerschule zugeordnet werden. „Das würde heißen, dass in der Heusteigschule vom Schuljahr 2016/17 an keine Erstklässler mehr aufgenommen werden“, so Eisenmann.

Eltern haben an der Römerschule künftig die Wahl

Sie betonte aber: „Die Kinder, die bis dahin an der Heusteigschule sind, bleiben dort, bis sie nach der vierten Klasse rausgewachsen sind. Es wird keiner gezwungen, in der zweiten oder dritten Klasse das Schulgebäude zu wechseln.“ Alles vorausgesetzt, der Gemeinderat stimme zu. Der Vorschlag sei aber „sehr mehrheitsfähig“, so Eisenmann. Über die Pläne habe es mehrere Arbeitsgespräche gegeben, auch mit Bezirk und Eltern, zuletzt am 24. Juli. Ende September werde man ein weiteres Gespräch mit allen Betroffenen führen.

Eltern sollen auch Halbtagsschule wählen können

Die Römerschule, die bisher noch als „offene Ganztagsschule“ mit Hort und verlässlicher Ganztagsschule bis 17 Uhr firmiert, wolle zum Schuljahr 2016/17 einen Antrag auf teilgebundene Ganztagsschule stellen, berichtet Eisenmann. Ein Konzept liege bereits vor. Das bedeutet, die Eltern haben dort künftig die Wahl zwischen Ganz- oder Halbtag. „Man muss doch den Eltern auch die Möglichkeit lassen, den Halbtag zu wählen“, so Eisenmann. „Man muss das respektieren.“ Es werde wohl auf zwei Ganztags- und eine Halbtagsklasse hinauslaufen. Die Einteilung erfolge dann aber aufgrund der aktuellen Anmeldungen.

Ob für die künftige Grundschule Süd die Rektorenstelle neu ausgeschrieben wird, hängt laut Ulrike Brittinger, der Leiterin des Staatlichen Schulamts, davon ab, ob sich die Besoldung verändere. „Die Römerschule“, meint Brittinger im Blick auf die amtierende Rektorin Ursula Franke, „wird gut geleitet, da liegt es auf der Hand, dass man das vorhandene Leitungspersonal einbezieht.“ An der Heusteigschule werde als Leitung eine bereits dort tätige Lehrerin als Konrektorin eingesetzt.