„I’m Still Standing“: Der große britische Sänger und Pianist Elton John zeigt zu seinem 70. Geburtstag keinerlei Ermüdungserscheinungen – spielfreudig wie immer tourt er um die Welt.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Nachdem Elton Hercules John am Donnerstagabend noch im texanischen El Paso ein Konzert gegeben hat, gönnt er sich nun aus gegebenem Anlass einige Tage Pause, ehe es dann in der kommenden Woche auf eine Südamerika-, im Frühjahr auf eine Amerika-, im Sommer auf eine Europa- und im Spätsommer auf eine Australientournee geht – bevor das Jahr mit zwei Auftritten in Dubai und Moskau ausklingt.

 

An diesem Samstag feiert der offenkundig so außerordentlich rüstige wie reisefreudige britische Musiker seinen siebzigsten Geburtstag. Mit dabei sein werden gewiss sein Ehemann David Furnish, mit dem er sich 2005 am allerersten Tag verpartnerte, an dem gleichgeschlechtliche Paare in Großbritannien eingetragene Lebenspartnerschaften eingehen durften, sowie die beiden von einer Leihmutter ausgetragenen Kinder. Mit dabei sein wird vermutlich das Paar Sneakers, das zur Feier des Tages ein großer bekannter amerikanischer Sportartikelhersteller in einer Auflage von genau einem Exemplar für ihn anfertigen ließ, schön glitzernd wie eine Discokugel, die Buchstaben „SIR“ eingraviert, was auf Johns 1998 erfolgten Ritterschlag im Besonderen und seine Liebe zum Ornat im Allgemeinen anspielt und dem herrlich bunten Vogel somit ein weiteres Alleinstellungsmerkmal verleiht.

Niemand kann die verkauften Tonträger seriös zählen

Aus der Ferne, allerdings von nahezu jedem Ort auf diesem Planeten, werden dem „Rocket Man“ daneben seine unzähligen Verehrer gratulieren, die ihm so viele verkaufte Tonträger beschert haben, dass niemand sie mehr seriös nachzählen kann (die Schätzungen variieren zwischen 250 und weit über 300 Millionen) und daraus resultierend übrigens auch ein Vermögen, das als eines der üppigsten unter allen noch lebenden Popstars bewertet wird.

Aber das ist nur der schnöde Mammon, von dem einiges sowieso in die Aids-Stiftung gewandert ist, die der Philantrop vor 25 Jahren gründete und seitdem mit knapp dreihundert Millionen Dollar ausstattete. Den Rest hat Reginald Kenneth Dwight, als der er am 25. März 1947 in einem Londoner Vorort geboren wurde, für seine große Liebe zum Fußball aufgewendet sowie einen bis heute exaltierten und einige Jahre lang auch sehr ungesunden Lebenswandel, was im Rock’n’Roll-Geschäft ja nicht unüblich ist.

Elton John hat kontinuierlich Hits veröffentlicht

Und dieses Geschäft, das hat er schließlich richtig bereichert. Angefangen damit hat der Mann, der sich mit vier Jahren das Klavierspielen beibrachte und elfjährig an der Londoner Academy of Music sein Studium begann, mit „Your Song“ auf seinem zweiten Album. Dann hat er in zügiger Abfolge „Crocodile Rock“, „Saturday Night’s alright (for fighting)“, „Don’t let the Sun go down on me“ sowie die erste Version von „Candle in the Wind“ vorgelegt, das später anlässlich von Lady Dianas Tod zur meistverkauften Single aller Zeiten werden sollte. Dazwischen kamen dann „Sorry seems to be the hardest Word“ und „Don’t go breaking my Heart“, später „I guess that’s why they call it the Blues“, „I’m still standing“, „Sad Songs“ sowie „Nikita“ – und all diese Titel werden hier nur deshalb aufgezählt, um das Kontinuum herauszustellen, in dem Elton John dekadenlang Hits veröffentlicht hat.

Und wenn’s noch eines letzten Beweises für das schillernde Lebens dieses stets innovationsfreudigen Musikers bedarf, dann könnte man hier noch seine Kollaborationen aus jüngerer Zeit mit den Scissor Sisters („I don’t feel like dancing“) oder zuletzt T-Bone Burnett nennen. Aber derlei Beweise muss Elton John längst nicht mehr liefern, dem von Herzen alles Gute gewünscht werden darf in Vorfreude auf ein baldiges Wiedersehen. Am 5. Juli in der Mannheimer SAP-Arena ergibt sich die nächste naheliegende Gelegenheit dazu.