Elvis Presley logierte Ende der 50er-Jahre für einige Wochen in einer schmucken Pension im hessischen Bad Nauheim. Daraus ist nun ein frisch saniertes Hotel geworden. Das legendäre Zimmer Nr. 10 gibt es noch. Es ermöglicht den Fans des Musik-Idols eine Zeitreise.

Bad Nauheim - Am 16. August vor 40 Jahren ist Elvis Presley gestorben. Wer dem King auch heute noch ganz nah sein will, kann mitten in Hessen auf einem schwarzen Klodeckel Platz nehmen. Elvis Presley hat ihn der Überlieferung nach eigens aus den USA einfliegen lassen, weil ihm das vorhandene Exemplar in seinem Domizil in Bad Nauheim missfiel. Dort mietete sich der legendäre Sänger Ende der 50er Jahre für einige Monate in der Pension „Villa Grunewald“ ein. Seither ist das Zimmer mit der Nummer 10 und den noch erhaltenen Original-Möbeln eine Pilgerstätte für Fans. Nun kann man es für Übernachtungen buchen. Man kann in dem Bett schlafen, in dem einst der „King of Rock’n’Roll“ lag.

 

Weltweit sei das wohl die einzige Möglichkeit, im selben Bett wie solch eine Berühmtheit zu nächtigen, sagt Thomas Dröscher. Der 50-Jährige ist der Pächter der Ende des 19. Jahrhunderts erbauten „Villa Grunewald“, die nach jahrelangem Leerstand und Sanierung nun als Hotel wiedereröffnet wird. In 15 von insgesamt 16 Gästezimmern stehen geradlinige moderne Möbel neben opulenten Jugendstil-Stücken. Der neue Aufzug grenzt direkt an den stillgelegten und denkmalgeschützten alten Lift. „Wir sind kein Museum“, sagt Dröscher. Die Spuren der Zeit sollen allerdings sichtbar bleiben – gerade im berühmten Zimmer Nr. 10.

Angeblich standen dieselben Möbel schon zu Elvis’ Zeiten

Wuchtige dunkle Möbel gibt es darin, üppige Teppiche, schwere Vorhänge, goldumrahmte Bilder, rosa bezogene Sessel, ein Bad mit Blumenfliesen und eben dem schwarzen Toilettensitz. Der letzte Schrei – für die 50er-Jahre. „Das muss man mögen“, sagt Hotelier Dröscher angesichts der aus der Zeit gefallenen Einrichtung. Aber es ist eben ein echtes Stück Zeitgeschichte. Fotos belegen nach seinen Worten, dass ein Großteil der Möbel schon während Elvis’ Aufenthalt hier stand.

Elvis Presley kam im Herbst 1958 als Soldat der US-Army ins benachbarte Friedberg, lebte aber in Bad Nauheim. Von Oktober 1958 bis Anfang 1959 war er Gast in der „Villa Grunewald“, danach zog er um in ein Haus in der Goethestraße. 1960 war sein Militärdienst beendet und er verabschiedete sich aus Deutschland.

Elvis ist für Bad Nauheim ein wichtiger Imagegewinn

Die Erinnerung an seine Zeit in Bad Nauheim hält die Kurstadt gerne hoch: Elvis ist für sie ein Tourismus- und Imagefaktor. So veranstaltet die Kommune einmal im Jahr das „European Elvis Festival“ mit Besuchern aus aller Welt. Dieses Jahr wird es vom 18. bis 20. August gefeiert. Entsprechend froh ist man hier auch, dass nach dem Leerstand das „Hotel Villa Grunewald“ mit dem Elvis-Zimmer eröffnet.

„Die Stadt hat sich schon lange gewünscht, dass das Haus zum Hotel wird und es die Öffentlichkeit nutzen kann“, sagt Katja Heiderich, Geschäftsführerin der Bad Nauheimer Stadtmarketing und Tourismus-Gesellschaft. Fans könnten ihrem Idol darin noch einen Schritt näher kommen. Die Villa habe allerdings auch über Elvis hinaus eine Bedeutung für die Kurstadt.

Eigentümer und Architekt Alfred Möller erklärt: „Das Gebäude ist ein Kulturdenkmal.“ Erbaut wurde die Villa nach seinen Worten 1888 im Stil der Gründerzeit. Sie wurde zudem mit besonderen Formen aus der Renaissance versehen.

Der Hotel-Pächter freut sich auf die Elvis-Fans

Möller kaufte im Jahr 2015 zusammen mit seinem Sohn Christian die Villa. Beide Architekten, kümmerten sich Vater und Sohn auch um die 2016 begonnene Sanierung. „Als Architekten möchten wir historisch wertvolle Gebäude erhalten, bewahren und durch Restaurierung, Renovierung und Sanierung den heutigen Nutzungsanforderungen behutsam anpassen“, erklärt Christian Möller. Unter anderem ging es bei den Arbeiten darum, Stuckverzierungen, Deckengemälde oder eben das Elvis-Zimmer vor dem Zahn der Zeit zu retten.

Historische Gebäude mit besonderen Traditionen seien für die Branche attraktiv, sagt Sebastian Maier, Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Hessen. „Der Gast ist immer auf der Suche nach dem Besonderen.“ Hotels mit einer speziellen Geschichte könnten diese als Alleinstellungsmerkmal und Marketinginstrument nutzen, um sich abzuheben und eine spezielle Zielgruppe anzusprechen.

Die ersten Buchungen von Zimmer Nr. 10 in der Villa gibt es bereits. Er freue sich auf die Gäste und Elvis-Fans, sagt Pächter Dröscher. Die erste Buchung habe über 20 Minuten gedauert. Die eigentliche Reservierung sei nach zwei Minuten erledigt gewesen, erzählt der 50-Jährige – den Rest der Zeit habe man über den King gesprochen.