Emil Herre aus Birkach ist ein sportliches Schwergewicht. Dass er für sein ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet wird, wundert ihn überhaupt nicht, er hat damit gerechnet. Viel Zeit hat er dem Kraftsportverein Plieningen geschenkt.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Birkach/Plieningen - Für Emil Herre gab es immer nur eine Sportart: Fußball. „Damals nach dem Krieg war nicht viel los, Fußball war das einzige Angebot“, sagt der gebürtige Plieninger, der in Cannstatt aufgewachsen ist. Da lag es nahe, beim VfB Stuttgart zu landen, wo Herre vier Jahre lang bei den Junioren gegen den Ball trat. Ebenso lange spielte er nach seinem Umzug zurück nach Plieningen in der ersten Mannschaft des Kraftsportvereins (KV).

 

Auch heute noch ist Fußball aus Herres Leben nicht wegzudenken. Die Sportschau am Samstagabend ist Pflicht. Eine Präferenz für die „Roten“ oder die „Blauen“ hat er nicht. „Ich drücke beiden Clubs unserer Stadt die Daumen.“ Er hofft auf den Aufstieg der Kickers in die Zweite Bundesliga ebenso wie auf den Klassenverbleib des VfB. „Eine Stadt von Stuttgarts Format sollte einen Erstligisten haben“, so der 82-Jährige. Vor dem Bildschirm herrscht im Hause Herre in der Birkacher Wohnung, die das Ehepaar vor 13 Jahren bezogen hat, allerdings Uneinigkeit – während Emil Herre mit den Stuttgartern mitfiebert, hält seine Frau Hilde zum FC Bayern. Streit gibt es deswegen nicht. „Wir schauen beide gern Fußball, aber fanatisch sind wir nicht“, sagt Hilde Herre und lacht.

Die Liste seines Engagements ist lang

Fast sein ganzes Leben hat sich Emil Herre, der bis zur Rente als freier Architekt tätig war, dem Sport verschrieben. Nach seiner Zeit als aktiver Spieler engagierte er sich in diversen leitenden und administrativen Positionen in Vereinen und Sportverbänden, etwa als erster Vorsitzender des KV Plieningen, Jugendsachbearbeiter beim Sportgericht beim Württembergischen Fußballverband und Vorsitzender des Württembergischen Fußballverbandes, Bezirk Stuttgart. Herre war außerdem Mitglied im Sportkreisrat des Sportkreises Stuttgart, im Sportausschuss der Landeshauptstadt Stuttgart und als Vorsitzender der AG der Sportfachverbände auf Bezirksebene tätig. Von 1966 bis 2014 übte er ehrenamtliche Positionen aus. Ein Grund, warum die Stadt ihn im April zum Sportpionier 2015 ernannt hat. Die Auszeichnung kam für Herre wenig überraschend. „Das habe ich kommen sehen. Wenn man mal 40 Jahre lang gehobene Positionen besetzt hat, ist das naheliegend.“

Auf Auszeichnungen und Ehrungen habe er nie Wert gelegt, sagt Herre. Und trotzdem hat er sie alle bekommen: bronzene, silberne und goldene Ehrennadeln vom KV Plieningen, vom Sportkreis Stuttgart und vom Württembergischen Fußballverband. Der Birkacher steckt sie allerdings nie an; sie liegen mit all den anderen Auszeichnungen in einer Schublade. „Er hat immer mehr im Hintergrund gearbeitet“, sagt Hilde Herre, die beim KV Plieningen Schriftführerin ist. „Er war immer ein sachlicher und ruhiger Typ.“

Die Frau hat ihn stets unterstützt

Ohne die Unterstützung seiner Frau wäre die ehrenamtliche Arbeit nicht möglich gewesen, sagt Herre. Im vergangenen Jahr haben sie goldene Hochzeit gefeiert. Ob zu feierlichen oder weniger fröhlichen Anlässen, sie hat ihn stets begleitet. „Das ist ein schönes Gefühl, wenn deine Frau dich immer unterstützt“, sagt Herre mit einem liebevollen Blick zu ihr. Zwar habe es auch viele Stunden gegeben, in denen sie auf ihren Emil verzichten musste, „doch es war insgesamt eine sehr schöne Zeit“.

Warum Herre bei den Sportverbänden und Organisationen so beliebt war, dass er ständig in ein neues Amt gewählt oder im Amt bestätigt wurde, dafür hat der Rentner, der sich selbst als Durchschnittstyp bezeichnet, eine Erklärung: „Ich war immer in der Lage, eine Situation realistisch einzuschätzen, deswegen war ich wohl so begehrt in den Gremien.“