Droht dem Energiekonzern EnBW im schlimmsten Fall die „Pleite“? Davor soll der Chefaufseher Claus Dieter Hoffman intern gewarnt haben. Er dementiert die Äußerung nicht, erklärt aber, man wappne sich auch für „worst-case“-Szenarien.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Claus Dieter Hoffmann ist ein nüchterner Mann mit nüchterner Sprache. Wenn der Aufsichtsratsvorsitzende der EnBW über den Konzern redet, tut er das betont sachlich, zuweilen fast etwas dröge. Öffentlich ein Wort wie „Pleite“ in den Mund zu nehmen käme dem 72-Jährigen wohl nie in den Sinn.

 

Nun aber hat er es offenbar intern getan und damit prompt besorgte Reaktionen ausgelöst. Wenn nicht schnell und entschlossen gegengesteuert werde, dann sei die EnBW in absehbarer Zeit „pleite“ – so wurde Hoffmann wiederholt in den Gremien zitiert. Ganz genau und mehrfach wollen Ohrenzeugen das P-Wort gehört oder referiert bekommen haben.

Vorsorge für den „worst case“

Hintergrund der Äußerung, die das Unternehmen auf Anfrage nicht dementierte, war offenbar der Rückgang des Eigenkapitals und die Zunahme der Schulden. Um 25 Prozent hatte sich das Eigenkapital laut dem Vorstand im Vergleich zum Vorjahr reduziert, von 6,1 auf 4,5 Milliarden Euro – auch wegen der Pensionslasten. Zugleich seien die Nettoschulden um fast zehn Prozent gestiegen. Aber eine Insolvenz, beruhigte Finanzvorstand Thomas Kusterer irritierte Gremienmitglieder, drohe der EnBW nicht.

Der Stuttgarter Zeitung ließ Hoffmann nun eine erklärende Stellungnahme übermitteln. Vorstand und Aufsichtsrat diskutierten regelmäßig die strategische Planung und Zukunftsszenarien, heißt es dort. In diesem Rahmen seien neben dem „realistischen Basisszenario“ optimistische und pessimistische Szenarien erörtert worden. Dabei werde auch der „worst case“ unterstellt, „dass besonders negative externe Faktoren gleichzeitig eintreten“. Ihm sei es wichtig, betonte der Chefaufseher, „den Vorstand darin zu bestätigen, für diese tendenziell eher unwahrscheinlichen Szenarien Vorsorgemaßnahmen zu erarbeiten“. Im Ergebnis der Diskussion sei er vom Erfolg der EnBW-Strategie überzeugt. Durch erfreuliche Fortschritte und positive Ausblicke sehe er sich in seinem Vertrauen bestärkt.