Sie liefen jahrzehntelang, nun baut man sie zurück: Drei Atommeiler im Südwesten sind vom Netz.

Obrigheim - Der Rückbau stillgelegter Atommeiler wird für den Karlsruher Energiekonzern EnBW teuer und langwieriger als gedacht. Auf die Behörden und das zuständige Umweltministerium komme eine Fülle von Genehmigungsanträgen zu, sagte der Vorsitzende der EnBW Kernkraft GmbH (EnKK), Jörg Michels, am Mittwoch in Obrigheim (Neckar-Odenwald-Kreis). „Statt einer Anlage müssen wir nun drei Anlagen gleichzeitig abbauen.“

 

Die EnBW hat rund 5,4 Milliarden Euro für den Rückbau zurückgestellt

Für den Rückbau seiner insgesamt fünf Kernkraftwerke hat der Konzern rund 5,4 Milliarden Euro zurückgestellt. Auch neue Sicherheitsanforderungen könnten die EnBW teuer zu stehen kommen. Die Zwischenlager für hochradioaktiven Atommüll sollen nachgerüstet werden, um sie gegen mögliche Terrorangriffe oder Flugzeugabstürze besser zu sichern. Die Maßnahmen gehen auf die Empfehlung einer Bund-Länder-Kommission aus dem vergangenen Jahr zurück.

Das Bundesumweltministerium betonte am Mittwoch: „Mit Beginn der Baumaßnahmen ist in diesem Jahr zu rechnen.“ Die Kosten dafür tragen die jeweiligen Betreiber. Die EnBW hat Atom-Zwischenlager in Obrigheim, Philippsburg bei Karlsruhe und Neckarwestheim (Kreis Heilbronn). Planungsdetails unterliegen aus Sicherheitsgründen der Geheimhaltung. Die EnBW wollte sich daher nicht dazu äußern, bestätigte aber, dass es neue Vorschriften gebe.

In bayerischen AKW-Standorten werden zehn Meter hohe Mauern gebaut

An den bayerischen AKW-Standorten Gundremmingen und Isar II bei Landshut ist bereits der Bau zehn Meter hoher Mauern in Vorbereitung. Der Karlsruher Konzern baut seit drei Jahren den 2005 stillgelegten Meiler in Obrigheim zurück und will damit zwischen 2020 und 2025 fertig sein. In zwei Jahren sollen die Genehmigungen für den Abbau von Philippsburg I und Neckarwestheim I vorliegen. Diese beiden Meiler waren im vergangenen Jahr nach der Atomkatastrophe von Fukushima stillgelegt worden.

Der Rückbau des Meilers in Obrigheim kostet rund 600 Millionen Euro

Zügig werde man auch den Rückbau der noch bis 2019 und 2022 laufenden Blöcke von Philippsburg II und Neckarwestheim II in Angriff nehmen, hieß es. Wie lange es dauern wird, bis alle Meiler abgerissen sind, ist unklar. Die Rede ist von vielen Jahrzehnten. Problematisch seien die aufwendigen Genehmigungsverfahren: Allein in Obrigheim seien zwischen der ersten Genehmigung und dem Beginn des Abbaus fast fünf Jahre verstrichen. Der Rückbau des Meilers wird mit rund 600 Millionen Euro veranschlagt.

In Obrigheim fallen rund 275.000 Tonnen Müll an

„Wir planen für jeden Meiler individuell“, sagte Michels. Die Abläufe jedoch seien ähnlich: Erst am Ende werde der Reaktorblock demontiert und dekontaminiert. In Obrigheim fallen rund 275.000 Tonnen Müll an - vor allem Bauschutt. Lediglich ein Prozent sei schwach- und mittelradioaktiver Müll. Dieser soll langfristig in die Schachtanlage Konrad gebracht werden. Die Anlage in Niedersachsen wird derzeit zum ersten nach Atomrecht genehmigten Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle umgebaut.

Die 342 hochradioaktiven Brennelemente werden in Obrigheim selbst zwischengelagert. Für die anderen, etwas größeren Südwest-Meiler werde sich der Müll in vergleichbaren Größenordnungen bewegen. Zahlen gebe es noch nicht. In Obrigheim hat die zweite Abbauphase begonnen. Anwohner klagen dagegen, weil die Öffentlichkeit aus ihrer Sicht nicht ausreichend beteiligt wurde.