Der EnBW-Vorstandschef Frank Mastiaux klagt auf der Hauptversammlung des Konzerns über den Zwang zum Weiterbetrieb unrentabler Kohlekraftwerke. Als Meilenstein in diesem Jahr bezeichnete der Manager den weiteren Ausbau der Windkraft.

Karlsruhe - EnBW-Chef Frank Mastiaux hat auf der Hauptversammlung um Unterstützung für den Umbau des Karlsruher Energieversorgers geworben. „Wir brauchen den Mut, einen radikalen Wandel einzuleiten, der an die Wurzeln unseres bisherigen Geschäftsmodells, aber auch unserer internen Aufstellung geht“, sagte Mastiaux. Rasche Erfolge seien dabei indes nicht zu erwarten. „Wir gehen durch eine schwierige Phase des Unternehmens und wir haben noch Jahre vor uns, die uns sehr fordern werden,“ sagte Mastiaux.

 

Der Karlsruher Versorger bekommt derzeit zu spüren, dass der von der Politik geförderte massive Ausbau der erneuerbaren Energien zu einem Überangebot an Strom geführt hat. Als drängendstes Problem der Energiewende bezeichnete der EnBW-Chef in seiner Rede die fehlende Wirtschaftlichkeit der konventionellen Energieerzeugung. Hierfür müsse sehr schnell eine Lösung gefunden werden.

Der Versorger darf keine Kohlekraftwerke vom Netz nehmen

Die EnBW will mehrere unrentable Kohlekraftwerke vom Netz nehmen. Dies hat die Bundesnetzagentur für Kraftwerksblöcke in Marbach und Walheim aber untersagt, weil die Anlagen nach dem Aus für zwei Atomkraftwerke im Südwesten als „systemrelevant“ eingestuft werden und nach Einschätzung der Behörde für die Versorgungssicherheit unverzichtbar sind. Die EnBW hat dagegen Beschwerde beim OLG Düsseldorf eingelegt. Bei zwei Kohleblöcken in Heilbronn wird die Systemrelevanz noch geprüft. Die EnBW verhandelt über einen finanziellen Ausgleich dafür, dass die Blöcke weiter betrieben werden. Eine vollständige Erstattung ist laut Mastiaux derzeit nicht gewährleistet. Im laufenden Jahr rechnet Mastiaux weiter mit rauem Wind und einem Rückgang des Gewinns um fünf Prozent. Eine Verbesserung der Marktsituation sei nicht in Sicht. Die negative Entwicklung bei den Großhandelspreisen und Kraftwerksmargen halte an. Die Ertragslage bleibt nach Einschätzung von Mastiaux unter Druck. Der EnBW-Chef unterstrich die Notwendigkeit des laufenden Sparprogramms. „Ohne diesen mehrjährigen Kraftakt, der mit dem Namen Fokus verbunden ist, wären wir bereits deutlich unter Wasser.“

Mit den bisherigen Ergebnissen dieses Effizienzprogramms zeigte sich der EnBW-Chef zufrieden. Im vergangenen Jahr habe es eine Ergebnisverbesserung von mehr als 620 Millionen Euro gebracht, in diesem Jahr sollen es rund 765 Millionen Euro werden, deutlich mehr als ursprünglich geplant. Kostenvorteile und schnellere Entscheidungen verspricht sich das Unternehmen unter anderem durch eine schlankere Konzernstruktur. Dazu werden mehrere Gesellschaften auf die EnBW verschmolzen. Als Meilenstein in diesem Jahr bezeichnete Mastiaux den weiteren Ausbau der Windkraft. Zusätzliche Geschäftschancen verspricht er sich von neuen Angeboten, die von der Licht- und Heizungssteuerung per Handy bis zur Beratung von Mittelständlern beim Energiemanagement reichen.

Von den rund 650 Aktionären erhielt Mastiaux durchaus Zustimmung für seinen Kurs, was sich nicht nur im Beifall nach seiner Rede ausdrückte. Der EnBW-Chef sei der „richtige Mann am richtigen Platz“, lobte Harald Klein von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Umweltschützer monierten bei dem Aktionärstreffen jedoch, dass der Versorger immer noch zu wenig tue, um den Klimawandel zu bremsen. Der Hauptversammlung hat Mastiaux am Dienstag eine im Vergleich zum Vorjahr (0,85 Euro) reduzierte Dividende von 69 Cent je Aktie vorgeschlagen.

Die Landesregierung sieht noch keine negativen Auswirkungen

Der Landesregierung zufolge haben die schlechte Ertragslage der EnBW und die deshalb geringer ausfallende Dividende derzeit noch keine Auswirkungen auf den Landeshaushalt. Wie das Finanzministerium am Dienstag mitteilte, habe die eigens für den Aktienerwerb gegründete Neckarpri GmbH, die den EnBW-Aktienkauf für das Land abwickelte, noch einen Puffer. Aber 2015, spätestens 2016, sei dieser aufgebraucht.

Aus Regierungskreisen verlautete, dass danach die Dividende nicht mehr ausreiche, die Zinskosten zu begleichen. Damit werde das Geschäft des ehemaligen Ministerpräsidenten Stefan Mappus (CDU) dann alles andere als der Deal, den laut Mappus auch die „schwäbische Hausfrau“ zufriedengestellt hätte. Mappus war im Dezember 2010 davon ausgegangen, mit den Dividenden aus dem 4,7 Milliarden Euro teuren EnBW-Aktienpaket die Zinskosten finanzieren zu können. Er hatte die Anteile von der französischen EDF erworben.