Die neu gegründeten Stadtwerke Stuttgart wollen ihren Kunden schon von Mitte 2012 an Strom und Gas aus regenerativen Quellen liefern.  

Stuttgart - Die Stadtwerke Stuttgart wollen ihren Kunden schon von Mitte 2012 an Strom und Gas aus regenerativen Quellen liefern. Das neue Unternehmen soll zudem bis zu 70 Millionen Euro im Jahr in die Ökostrom- und die Biogaserzeugung investieren, auch in Windparks in der Nord- und Ostsee.

 

Bis 2020 will die städtische Energietochter 30.000 Haushalte als Ökostromkunden gewinnen. Die Bürger sollen sich auch mit dem Kauf von Klimasparbriefen und mit Energiegenossenschaften an Ökokraftwerken beteiligen können. "Sauberer Strom und sauberes Gas aus Stuttgart sollen eine Qualitätsmarke werden", sagte Finanz-und Wirtschaftsbürgermeister Michael Föll (CDU) gestern auf einer Pressekonferenz zum Thema Stadtwerke im Rathaus. Da die städtische Energietochter aber zu Anfang des nächsten Jahres noch keine eigenen Fotovoltaik- und Biogasanlagen betreiben könne, werde man beim Vertrieb bis Anfang 2012 einen Kooperationsvertrag mit einem Partner schließen, der über genügend Ökostromkapazitäten verfüge. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das die Energie Baden Württemberg (EnBW) sein wird", so Föll.

Stadt strebt schlanke Lösung an

Der Erste Bürgermeister stellte gestern zusammen mit Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) im Rathaus den Zeitplan für den Aufbau der kommunalen Wasser- und Energieversorgung vor. Wie berichtet, soll der Gemeinderat am 12. Mai die Gründung von Stadtwerken und des Eigenbetriebs Kommunale Wasserwerke Stuttgart (KWS) beschließen. Danach werde die Stadtwerke Stuttgart GmbH gegründet, und es müsse rasch Verhandlungen mit den EnBW über den Rückkauf des Wasser-, Gas- und Stromnetzes geben.

"Bis Anfang 2014 soll alles wieder in kommunaler Hand sein", so Schuster. Es gelte aber, die unternehmerischen Risiken so gering wie möglich zu halten. Deshalb spreche viel dafür, dass die Stadt die Netze erwerbe, aber mit deren Betrieb kompetente Dritte als technische Dienstleister beauftrage. Diese schlanke Lösung werde auch von dem beauftragten städtischen Gutachter, der zahlreiche Organisationformen untersucht habe, empfohlen.

Recht gute Renditeaussichten

Bei einer Trennung der Netze könnten laut Gutachter hingegen Entflechtungskosten in Höhe von bis zu 70 Millionen Euro anfallen. Grundsätzlich biete der Einstieg in das Netzgeschäft bei einem angemessenen Kaufpreis aber recht gute Renditeaussichten.

"Die Stadt wird immer mindestens 51 Prozent der Anteile an den Stadtwerken halten", um die Unternehmensstrategie allein bestimmen zu können", so Föll. "Weniger ist nicht verhandelbar." Die Stadt strebe an, auch die Wasserbezugsrechte wieder von der EnBW zu übernehmen. "Darauf gibt es aber keinen Rechtsanspruch, wir sind auf Verhandlungen angewiesen, die nicht einfach sein werden", so Föll. Spätestens von 2014 an wolle die Stadt die Wasserversorgung wieder selbst betreiben. Die Stadtwerke sollen Teil der Stuttgarter Verkehrs- und Versorgungsgesellschaft (SVV) werden, die bereits die Anteile an den Stuttgarter Straßenbahnen hält. Dadurch sei ein steuerlicher Querverbund möglich, so Föll. Gewinne der Stadtwerke könnten mit Verlusten im Nahverkehr verrechnet werden.

Eine Übernahme des Fernwärmenetzes ist für das Rathaus kein Thema. Dafür müssten der EnBW zuvor die Kraftwerke Münster, Gaisburg und Altbach für einen dreistelligen Millionenbetrag abgekauft werden, heiß es gestern, weil eine Netztrennung technisch nicht sinnvoll sei. Kleinerzeuger sollten aber überschüssige Wärme, etwa aus einem Blockheizkraftwerk, in das Fernwärmenetz einspeisen können, erklärte Föll. Auch über das Thema Stadtwerke hinausgehende Überlegungen, die EnBW Regional AG zu kaufen, bezeichnete der Finanzbürgermeister gestern als "eine Nummer zu groß".